Fuer immer du
steigern«, sagte er in die Sprechanlage.
Steigern? Hieß das, das vorhin war noch nicht schnell genug? Als Sam Gas gab, presste ich mich noch enger an ihn und entlockte meinem Vordermann damit ein freudiges Lachen. Auf der Autobahn drehte er dann richtig auf und wir flogen an allen anderen Fahrzeugen vorbei, als würden diese nur am Straßenrand stehen. Auf halber Strecke öffnete der Himmel seine Schleusen und gab alles. Innerhalb weniger Minuten verwandelte sich die Fahrbahn in einen reißenden Fluss, meine Sachen waren durchweicht und ich begann zu frösteln.
» Wir müssen anhalten. Ich sehe kaum noch was. Da vorne kommt eine Scheune. Da werden wir uns unterstellen und abwarten.«
Ich wollte protestieren, weil ich wenig Lust hatte, irgendwo am Ran de von Nichts stehen zu bleiben. Außerdem machte ich mir Sorgen um Katie – der Himmel war mittlerweile schwarz und es sah aus, als würde er jeden Moment auf die Erde stürzen. Aber als ein Auto direkt vor uns schlingernd von der Fahrbahn abkam und Sam die Maschine quer zur Fahrtrichtung zum Stehen brachte, sah ich ein, es gab keine andere Möglichkeit.
Sam bog auf den Feldweg ab und hielt vor einer kleinen, recht windschiefen Hütte. Er nahm mich an der Hand und führte mich in das Innere der Scheune, die bis auf ein paar Strohballen und Mistgabeln leer war. Durch das Dach tropfte Regenwasser und es roch muffig. Hätte Sam das Motorrad nicht so vor der Tür platziert, dass das Standlicht zu uns herein strahlte, hätten wir uns blind bewegen müssen.
Sam schob zwei der Ballen zusammen und ich setzte mich neben ihn. Meine Sachen waren bis auf die Haut nass und ich bibberte am ganzen Körper. Der Wind pfiff durch die Holzhütte, dann knallte ein Donnergrollen über uns hinweg. Mit einer Hand strich mir mein Begleiter ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht, dann legte er mir zwei Finger unter das Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. »Tut mir leid, ich hatte keine Ahnung, dass das passieren würde. Ohne mich, würdest du jetzt nicht hier sitzen.«
Ich schluckte und wusste nicht, was ich ihm entgegnen sollte, also schwieg ich lieber. Im Moment konnte ich nur an Katie denken, die bei diesem Unwetter auf ihrer Weide stand.
Sam knöpfte meine Reitjacke auf und zog sie mir aus. Dann gab er mir seine Lederjacke, d ie innen herrlich trocken war. »Hier, leg dir die Decke um die Schultern.« Ich gehorchte und schniefte, weil mir die Nase lief.
» Was glaubst du, wie lange dieses Unwetter dauern wird? Ich mach mir Sorgen um Katie.«
» Katie geht es gut. Pferde haben einen guten Instinkt.«
Meine Zähne klapperten und Frostwellen fuhren durch meinen Körper. Lag e s nur an meiner nassen Kleidung oder waren die Temperaturen so stark abgefallen?
» Dir ist kalt. Ein Feuer wäre hier sicher keine gute Idee.« Sam löste die Decke aus meinen verkrampften Händen und schlüpfte mit darunter. Er schlang einen Arm um meinen Rücken und zog mich nahe an seinen Körper. In meinem Bauch flatterte es, aber ich genoss diese Nähe und seufzte leise. Sams Körper war erstaunlich warm und schon bald ebbte das Zittern ab.
»Erzähl mir etwas von dir« , murmelte er.
» Hmm, ich glaube, da gibt es nichts zu erzählen. Ich bin so ziemlich der langweiligste Mensch, den ich kenne.«
»Irgendetwas« , drängelte er und stupste mir auf die Nase.
Ich starrte in das L icht der Harley und überlegte. »Ich zeichne Tattoos. Manche lasse ich mir selbst einfallen, andere kopiere ich vom Oberarm deines Bruders.«
»Das wusste ich schon. Ich meine, was Neues.«
»Ich lese gerne. Ich liebe Cola und Latte Macchiato und ich hab zwei verrückte Freundinnen, die den DJ in einer Disco bestechen, damit der mich vor aller Leute blamiert.«
Sam lachte und ich konnte spüren, wie sich seine Muskeln dabei anspannten. Diese Nähe war merkwürdig und ich fragte mich, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn Adrian hier neben mir sitzen würde, seine Arme um meinen Körper gelegt, sein Atem, der über mein Gesicht streicht. War es falsch von mir in diesem Moment an Adrian zu denken? Ließ ich diese Nähe wirklich nur zu, weil mir kalt war, oder war da doch noch mehr?
» Sind die beiden immer so?«, hakte er nach.
Ich zuckte mit den Schultern.
»Ich meinte, etwas, was mich interessieren könnte.«
Ich hüstelte nervös und rückte etwas von Sam ab, der mich gleich wieder näher an sich heranzog. »Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was dich interessieren könnte«, sagte ich und blickte ihm fest in die
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