Fuer immer du
bäuerlich eingerichteten Küche verteilte, merkte ich, ich hatte ihn vermisst.
Erleichtert atmete meine Oma aus. Sie bot dem Arzt eine Tasse Tee an, die dieser dankbar annahm. Meine Oma und der Arzt verfielen in ein angeregtes Gespräch über Kühe, schwere Geburten und Kälber. Eine Weile hörte ich zu und genoss es, in der Küche meiner Großeltern zu sitzen, bei einer Tasse Kakao, im alten Küchenherd brannte ein Feuer und machte mich schläfrig. Angestrengt unterdrückte ich ein Gähnen. »Oma, ich geh dann jetzt. Ich bin ziemlich müde.«
» Aber, schlaf doch hier, Kindchen. Willst du wirklich noch runter laufen? Es ist schon dunkel.«
» Nein, schon okay. Ein kleiner Spaziergang tut mir sicher noch gut. Ich wollte nur, dass ihr wisst, dass mit Katie alles in Ordnung ist.« Ich umarmte meine Großmutter zum Abschied und warf auch noch einen Blick in den Stall, wo Opa gerade die frisch gebackene Mutter versorgte.
» Dieser Sam scheint ein toller Junge zu sein. Er war gerade noch mal da und hat versprochen, sich morgen um den Stall zu kümmern. Wirklich nett!«, schwärmte mein Großvater, während er das Fell des Kalbs mit Stroh trocken rieb, und grinste wissend.
»Er ist okay« , sagte ich ausweichend und drückte meine Stirn gegen einen Holzpfosten. Ich fühlte mich müde und schlapp. So müde, dass ich nicht einmal die Kraft aufbrachte, das Kalb niedlich zu finden und es zu bewundern. Obwohl ich Kälber wirklich sehr niedlich fand. Aber gerade eben war es mir ziemlich egal.
» Schlaf dich aus. Ich kümmere mich morgen früh um dein Pferd. Und um den Jungen.«
Ich boxte me inem Großvater in den Oberarm. »Das könnte dir so passen.«
» Au, mich hat eine Mücke gestochen.« Mein Großvater alberte gerne mit mir herum, und ich liebte ihn dafür. Er schien Sam zu mögen. Was er wohl von Adrian halten würde? Meine Großeltern waren sehr konservativ. Ich musste ein Grinsen unterdrücken, als ich mir vorstellte, wie sie auf Adrians Piercings reagieren würden. Mein Tattoo hatte sie schon völlig überrumpelt. Meine Oma war laut schimpfend auf und ab gelaufen und hatte immer wieder den Zeigefinger erhoben und drohend auf mich gerichtet. Und mein Opa hatte etwas von »Gezeichnet wie eine Kuh« gebrummt.
Er grinste, was seinem Gesicht etwas Jungenhaftes verlieh und ich bekam eine Ahnung von dem Mann, der er in jugendlichen Jahren vielleicht einmal gewesen war.
Ich verabschiedete mich von meinem Großvater und machte mich daran, nach Hause zu gehen. Als ich an der Marienhöhe vorbeikam, konnte ich ein schwaches Licht im Inneren der Kapelle ausmachen. Für einen Moment war ich verleitet, einfach hinüberzugehen, und nachzusehen, ob jemand sich daran gemacht hatte, die Kapelle vorzurichten.
In meinem Schlafzimmer schlug mir die kühle Nachtluft entgegen. Als ich heute Morgen zu meinem Ausritt mit Katie aufgebrochen war, hatte ich das Fenster aufgelassen, weil das der Weg war, den Tigger nahm, um nach seinen Ausflügen in die Nachbarschaft wieder ins Haus zu kommen. Mein Vater hatte eigens für den Stubentiger eine Katzenleiter vor meinem Fenster angebracht.
Diesen Weg musste er heute auch genommen haben, als der Sturm über uns hinweggefegt war, denn auf dem kleinen Teppich vor m einem Bett lagen Erdbröckchen. »Ausgerechnet auf dem hellen Berberteppich«, fluchte ich. »Hättest du deinen Dreck nicht irgendwo verlieren können, wo er keine Flecken hinterlassen hätte?« Ich sammelte die noch feuchten Klumpen vom Teppich auf und schüttelte ihn zum Fenster hinaus aus. Der Rest würde warten müssen, bis der Schmutz getrocknet war.
Tigger maunzte unter dem Bett heraus und lugte vorsichtig unter der Tagesdecke hervor, die f ast bis auf den Boden reichte. »Ja, Maunz du nur. Du tust gut daran, dich da unten zu verstecken«, schimpfte ich mit der Katze.
Tigger ließ sich an diesem Abend nicht mehr blicken. Nicht, während ich mein e wohlverdiente Dusche genommen hatte und auch nicht, als ich mich gleich darauf unter meine Decke gekuschelt hatte. Aber in gelegentlichen Abständen ertönte ein klägliches Miauen unter meinem Bett.
8. Kapitel
S amuel lehnte am Stamm des Apfelbaums in der Nähe der Küchentür. Er beobachtete Anna, die Tochter seines neuen »Freundes« beim Spiel mit den Kindern der Dienstboten.
Mit Stöcken hatten sie Kästchen in die Erde geritzt und hüpften von Feld zu Feld. Ein Spiel, das die Jahrhunderte überdauert hatte. Gerade war Anna an der Reihe. Sie warf den Stein in eines der
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