Fuer immer Ella und Micha
verschlafen.
Ich drehe eine Haarlocke von ihr mit dem Finger auf. »Ich konnte nicht schlafen.« Sie will sich aufsetzen, aber ich halte sie mit beiden Armen fest an mich gedrückt. »Bleib noch ein paar Minuten. Ich mag es, dich so zu halten.«
Sie sieht mich prüfend an, ehe sie ihren Kopf zurück auf meine Schulter legt. »Was ist? Du wirkst bedrückt.«
Ich glätte ihre gerunzelte Stirn mit meinem Daumen. »Hast du mal darüber nachgedacht, wie es mit unserem Leben weitergehen soll? Mit uns?«
Wieder mal beißt sie sich auf die Unterlippe. »Ja, darüber denke ich ab und zu nach.«
»Und wo siehst du uns in Zukunft?«, frage ich vorsichtig, denn ich will ihr keine Angst machen, indem ich ihr sage, was ich denke. Zuerst muss ich wissen, was sie meint.
Ihre Augen werden sehr groß, und ihr Atem geht schneller. »Machst du Schluss mit mir?«
Ich lache schnaubend. »Wie kommst du denn auf den Scheiß?«
Sie stützt sich halb auf und sieht zur mir herunter, sodass ihr Haar unsere Gesichter seitlich abschirmt. »Na, deinem Gesichtsausdruck nach willst du mir irgendwas Schreckliches sagen.«
»Nein, will ich nicht.« Ich hebe sie auf mich. »Allerdings weiß ich auch nicht, ob du dich über das, was ich dir sagen will, freuen wirst.«
Sie packt meine Schultern und stemmt sich nach oben, bis sie rittlings auf mir hockt und ich ihre Wärme fühle. Die Decke rutscht von ihren Schultern, und ihre Brüste sind direkt über meinem Gesicht.
»Dann verrate es mir bitte schnell«, bettelt sie. »Denn du jagst mir eine furchtbare Angst ein.«
»Ich denke …«, beginne ich und breche wieder ab. Mir fallen meine Mutter und mein Vater ein und wie es für sie ausgegangen ist. »Es ist nichts, ehrlich. Eigentlich war es nicht so wichtig.«
Sie ist eindeutig enttäuscht. »Nein, dieser Blick heißt nicht nichts. Seit wann verheimlichst du mir Sachen?«
»Ich verheimliche dir nichts.« Ich warte nur ein wenig, bis ich sicher bin, dass wir ähnlich denken. »Jetzt komm her.«
Ich setze mich halb auf, nehme einen ihrer Nippel in den Mund und lenke sie ab. Als ich aufhöre, atmet sie schwer, und das Licht spiegelt sich in ihren Augen. Ich lege eine Hand in ihren Nacken und küsse sie auf den Mund, während ich zugleich in ihr versinke. Augenblicke später haben wir beide das Gespräch vergessen.
Kapitel 3
Ella
Eine Woche ist seit dem L.A.-Trip vergangen, und ich fühle mich die ganze Zeit beschissen. Micha ist sehr beschäftigt, und ich spreche ihn kaum noch. Außerdem hat Lila angefangen, mit Parker auszugehen, sodass sie nie da ist. Meine Muskeln tun mir nur vom Gehen weh, ich habe immerzu Kopfschmerzen, und alles, was ich tue, macht mich müde.
Ich warte mit meiner Tasche auf dem Schoß vor dem Sprechzimmer meiner Therapeutin, als ich eine SMS von meinem Bruder bekomme.
Dean: Ruf mich sofort an.
Ich: Kann nicht. Bin in einer Sitzung.
Dean: Sei nicht blöd. RUF AN!
Meine Therapeutin kommt heraus und winkt mich hinein, da piepst mein Handy wieder. Ich schalte es aus und setze mich auf den Stuhl vor ihrem Schreibtisch, den ein Namensschild, ein Köcher mit Stiften und ein hoher Aktenstapel schmücken. Sie heißt Anna und ist jung, Ende zwanzig vielleicht. Ihr blondes Haar ist kinnlang geschnitten. Ich habe sie bisher nur in Hosenanzügen gesehen. Der heute ist schwarz mit Nadelstreifen.
»Hallo, Ella.« Sie nimmt hinter ihrem Schreibtisch Platz, setzt sich ihre viereckige Brille auf und zieht meine Akte hervor. »Wie war dein Wochenende?«
»Interessant, milde ausgedrückt.«
Ihr fällt mein Tonfall auf, und sie sieht zu mir. »Und was daran war interessant?«
Ich kratze meinen Rücken dort, wo das Unendlichkeitssymbol eintätowiert ist. »Ich habe Micha in L.A. besucht.«
Sie klappt ein Notizbuch auf. »Und wie war das?«
Ich zögere. »Gut, glaube ich.«
Anna notiert sich etwas in dem Buch. »Du scheinst unsicher.«
Ich lehne mich auf dem Stuhl zurück und überkreuze die Arme. »Es ist bloß … na ja, jedes Mal, wenn ich zu ihm fahre oder er zu mir kommt, wird es schwerer, sich wieder zu verabschieden.«
Sie legt ihren Stift hin und nimmt die Brille ab. »Abschiede sind immer hart, aber manchmal sind sie notwendig, damit wir uns im Leben vorwärtsbewegen.«
»Ich will mich nicht von ihm wegbewegen.« Panik tobt tornadogleich durch mein Inneres. »Ich liebe Micha.«
»Das meine ich nicht«, erklärt sie rasch. »Ich meine, dass Abschiede das Schwierigste im Leben sein können.«
Ich hasse es, wenn sie
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