Für immer, Emily (German Edition)
nicht so richtig. „Also, heute ruhst du dich noch aus, und am Montag gehen wir gleich nach einem Kleid für dich schauen, okay? Hoffentlich finden wir noch etwas Schönes. Was hättest du denn gerne? Am besten etwas in einem Pastellton, nichts zu Knalliges.“Mara war in ihrem Element, sie liebte Mode und alles, was damit zu tun hatte. Emily war es nur recht, ein wenig abgelenkt zu werden.
Am nächsten Tag, einem Sonntag, ging es Emily schon besser. Ihre Erkältung war fast verschwunden, nur ihr Hals schmerzte noch ein wenig. Sie überredete Dorothy, wieder in ihr Häuschen gehen zu dürfen.
Ihre Tante gab widerstrebend nach. Auch ihre Hand tat nicht mehr so weh, und sie war sicher, den Verband in zwei oder drei Tagen abnehmen zu können. Für den Nachmittag hatte sie sich mit Niclas zu einem Spaziergang verabredet, darauf freute sie sich schon sehr.
Er kam pünktlich. Sie liefen langsam durch den Park, hinunter zu dem kleinen Fluss, der eigentlich eher ein breiterer Bach war, aber von den Bewohnern der Stadt liebevoll Flüsschen genannt wurde. Ein leichter Wind wehte, es war kühl, aber angenehm.
„Hast du gut geschlafen, letzte Nacht?“ Niclas‘ Blick ruhte auf Emily, die dick in eine warme Jacke und einen Wollschal eingemummelt war.
„Na ja, es ging so. Vorletzte Nacht war es besser, als du da warst.“ Sie lächelte ihm etwas verlegen zu, und er hätte sie am liebsten in den Arm genommen. „Und du? Hast du gut geschlafen?“ Sie sah ihn fragend an.
Er zuckte mit den Schultern. „Ging auch so. War schon mal besser.“
Emily nickte. Sie liefen eine Weile schweigend nebeneinander her. Beide fühlten, wie gerne sie mit dem anderen über alles reden würden, was das Herz verwirrte und schwer machte, aber noch waren die Ängste nicht bereit, endgültig zu weichen.
„Hast du noch an der ... nein, an unserer Geschichte, weitergebastelt?“ Niclas bohrte mit den Fäusten in den Taschen seiner Jeans herum und fixierte einen unbestimmten Fleck am Horizont.
„Ein wenig. Mara hat mich ziemlich in Beschlag genommen. Sie ist Feuer und Flamme, dass ich nun doch mit auf den Ball gehe. Und am liebsten wäre sie sofort losgezogen, um ein Kleid für mich zu kaufen.“
Er nickte. „Ja, das kann ich mir vorstellen. Und du? Freust du dich auf den Ball?“
„Hm. Na ja, schon irgendwie.“
Sie schwiegen wieder, und Emily beobachtete Niclas besorgt. Er wirkte sehr nachdenklich heute, und sie fühlte, wie sehr ihn etwas quälte. Gerne hätte sie ihn getröstet, es bereitete ihr fast körperliches Unbehagen, ihn so unglücklich zu sehen. Sie zögerte einen Moment, doch dann trat sie fast scheu näher zu ihm heran und legte ihm sachte die Hand auf den Arm. „Nic, dir geht‘s nicht gut, oder? Du siehst traurig aus. Ich weiß, du hast gesagt, alles wäre nicht so leicht für dich, und ich will dich auch nicht bedrängen, es ist nur so ...“ Sie hielt kurz inne. „Es tut mir furchtbar weh, wenn du so traurig bist. Ich möchte nur, dass du weißt, dass ich für dich da bin, wie du auch für mich da bist.“
Niclas nickte. „Danke. Das weiß ich doch. Mach dir keine Sorgen, okay?“ Er zog seine Hand aus der Hosentasche und schloss seine Finger um Emilys. So gingen sie schweigend weiter, während jeder seinen Gedanken nachhing. Am liebsten wäre er stehen geblieben und hätte sie fest in seine Arme genommen. Er wollte nicht, dass sie seinetwegen unglücklich war und sich Sorgen machte. Und er wusste, er konnte nicht mehr lange so weitermachen. Er tat ihr damit nur weh, wenn er ständig ihre Nähe suchte, aber nicht klar Stellung bezog. Sie spürten beide, dass da etwas war zwischen ihnen, etwas, das immer stärker wurde, und der Punkt war überschritten, bis zu dem sie hatten so tun können, als ob sie nur gute Freunde wären. Er wusste nicht, wie Emily zu all dem stand, was sie sich wünschte, aber er fühlte, wie nah sie ihm war. Es war nicht fair, diese Gefühle weiterhin totzuschweigen. Er senkte den Blick und betrachtete Emilys Hand in seiner. Das fühlte sich gut an, als ob es so sein müsste. Als ob das hier der Platz war, an den sie gehörte. An seine Seite. Gott, er wünschte sich so sehr, sie würde genauso empfinden. Er hatte Angst, Emily könnte ihn nicht lieben, und im gleichen Atemzug fürchtete er, sie könnte es tun. Sein Blick strich über ihr Gesicht und ihre blonden Locken, die weich über ihre Schultern fielen. Sie hielt einen Ball in der Hand und warf ihn für Ben. Ein Lächeln umspielte ihre
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