Für immer, Emily (German Edition)
Erde. „Was ist, wenn ich wieder versage? Wenn Emily den gleichen Preis zahlen muss wie du damals?“ Mit einer fast wütenden Bewegung schleuderte er die Erde von sich und verbarg den Kopf wieder in den Händen. „Ich würde es nicht ertragen, sie zu verlieren. Das stehe ich nicht noch einmal durch.“ Er schwieg kurz. „Wenn ich nur wüsste, ob du mir verziehen hast. Bitte, verzeih mir, Mom!“
Niclas wusste nicht, wie lange er reglos vor dem Grab seiner Mutter gesessen hatte. Irgendwann erhob er sich und ging mit schleppenden Schritten zu seiner Maschine zurück.
Der Ball. Wie sollte er das durchstehen? Wie sollte er Emily nahe sein und ihr nicht sagen können, was er für sie empfand? Ein schmerzliches Lächeln glitt über sein Gesicht. Sie würde sicher wunderhübsch aussehen, und sie verdiente es, glücklich zu sein. Emily mit ihrer warmherzigen Art und dem tiefen Schmerz im Herzen. Sie brauchte jemanden an ihrer Seite, der stark war, der sie beschützte und für den sie das Wichtigste auf der Welt war. Konnte er das sein, für Emily?
Niclas erreichte das Motorrad, stieg auf, und in diesen Sekunden fiel seine Entscheidung.
K apitel 26
Am nächsten Tag schien die Sonne, als wollte sie die Menschen für den bevorstehenden Ball fröhlich stimmen. Emily hatte fast nicht geschlafen in dieser Nacht, sie hatte unablässig an Niclas denken müssen. Sie hoffte sehr, dass es ihm gut ging. Sollte sie ihn anrufen? Gerne hätte sie ein paar Worte mit ihm gewechselt, aber nach diesem Kuss gestern, von dem sie sich immer noch nicht sicher war, ob er nicht ein großer Fehler gewesen war, traute sie sich nicht.
So verbrachte sie den Tag damit, unnötige Dinge zu tun. Sie räumte das Haus auf, in dem keine Unordnung herrschte, staubte alle Möbel ab, die nicht staubig waren, und bügelte aus lauter Verzweiflung sogar ihre Handtücher, was sie sonst im Leben nicht tun würde. Von Niclas hörte sie nichts, und so schwankte sie zwischen Vorfreude auf den Ball und Sorge um ihn.
Endlich, als sie schon nicht mehr damit gerechnet hatte, klingelte das Telefon und Niclas war dran. Er teilte ihr mit, dass er es leider nicht schaffen würde, sie abzuholen, und bat sie, mit Mara und Thomas zu fahren.
„Oh, ja, natürlich, kein Problem. Nic, geht‘s dir gut?“
„Ja, ja, mach dir keine Sorgen. Bis nachher dann.“ Schon hatte er aufgelegt.
Emily starrte verdutzt das Telefon in ihrer Hand an. In ihr begann sich ein ungutes Gefühl zu regen, denn er hatte eigenartig geklungen. Doch dann schüttelte sie den Kopf. „Quatsch, es ist alles in Ordnung. Sonst würde er sicher nicht zu dem Ball kommen. Ist doch nicht schlimm, dass er es nicht schafft, mich abzuholen.“ Sie räumte weiterhin auf, machte einen Spaziergang mit Ben, und schließlich kam Mara, um sich für den Ball umzuziehen. Die Mädchen halfen sich gegenseitig beim Schminken und mit den Haaren und hatten viel Spaß dabei. Mara war blendender Laune, sie sprühte nur so vor Freude und Aufregung und steckte Emily damit an. Sie lachten und alberten herum, und dieses unruhige Gefühl in Emily verblasste.
„Wow, du bist wunderschön.“ Mara stand neben Emily vor dem Spiegel und betrachtete zufrieden ihr Werk. Emily sah hinreißend aus. Mara hatte ihr die Haare aufgedreht, sodass sie nun in weichen Locken um ihr Gesicht fielen. Auf einer Seite trug sie die Haare mit einer Spange aus glitzerndem Strass ein wenig zurückgesteckt, und ihre Augen leuchteten vor Vorfreude. „Danke. Du aber auch.“ Und das stimmte. Mara sah ebenfalls bildhübsch aus. Ihre dunklen Haare hatte sie hochgesteckt und das Kleid in einem zarten Gelb stand ihr hervorragend.
„Nun gut, dann sind wir ja gerüstet. Nun fehlen nur noch unsere Jungs. Warum holt Niclas dich nicht ab? Ist ihm was dazwischengekommen?“ Mara sah Emily fragend an.
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht, er hat nur gesagt, dass er es nicht rechtzeitig schaffen würde.“ Sie strich mit beiden Händen über den Rock ihres Kleides.
Mara betrachtete sie prüfend. „Ist alles okay bei euch? Habt ihr euch gestritten?“
„Nein. Gestern haben wir uns noch gesehen, und da sagte Nic, er würde mich abholen. Mehr weiß ich auch nicht.“ Emily fühlte, wie sie rot wurde, bei der Erinnerung an den Kuss, von dem sie Mara nichts erzählt hatte. Zum Glück schien ihre Cousine jedoch nichts zu bemerken, denn sie stand am Fenster und sah aufgeregt
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