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Für immer, Emily (German Edition)

Für immer, Emily (German Edition)

Titel: Für immer, Emily (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilka Hauck
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funktioniert, und ich verstehe auch, dass dein Bruder dir leid tut. Aber, Em, du hast gelitten und leidest noch unter allem, was geschehen ist, rede dir doch nicht ein, es wäre ungerecht, weil du nun mich gefunden hast und darüber glücklich bist. Du bist nicht verantwortlich für das, was passiert ist, und auch nicht für die Ehe deiner Eltern oder den Gemütszustand deines Bruders. Emily, du hast ihm nie Vorwürfe gemacht, dass er dich versetzt hat an diesem Abend, und deshalb das alles erst passieren konnte. Das ist so viel mehr, als die meisten gekonnt hätten.“ Er schwieg kurz. „Du hast es verdient, glücklich zu sein. Glaub mir, alles, was ich dazu beitragen kann, dass du es sein wirst, werde ich tun.“
    Emily kuschelte sich näher an ihn. „Ich weiß. Wahrscheinlich hast du Recht und ich hab nur wieder dumme Ideen.“
    Niclas lächelte und küsste sie auf die Stirn. „Aber genau deswegen liebe ich dich. Ich kenne niemanden, der sich so viele Gedanken darum macht, dass es anderen gut geht. Selbst wenn es dir selbst absolut beschissen geht, bist du immer noch um andere besorgt. So was hab ich noch niemals erlebt. Du darfst nur dich selbst dabei nicht aus den Augen verlieren, aber dafür werde ich schon sorgen.“
    „Wirst du?“
    „Klar.“
    Er grinste und küsste sie. „Soll ich schon mal anfangen, damit du dich besser fühlst?“
    Emily legte den Kopf etwas schief und sah lächelnd in sein Gesicht. „Gerne. Tu das.“
    „Soll ich?“
    „Hm, ja.“
    „Okay.“ Niclas‘ süßes Lächeln legte sich auf sein Gesicht, und Emily war froh, dass sie saß, weil ihre Knie wieder gefährlich weich wurden. Und dann redeten sie eine lange Weile gar nicht mehr, sondern verloren sich in diesen Gefühlen von Zärtlichkeit und Hingabe, die sich wie Balsam auf ihre verletzten Seelen legten.
     
    In dieser Nacht schlief Emily nicht gut. Sie lag die meiste Zeit still da, um Niclas nicht zu wecken, betrachtete im Dämmerlicht des Schlafzimmers sein Gesicht, und plötzlich kam ihr eine Idee. Sie löste sich vorsichtig aus seinen Armen und stand leise auf. Dann lief sie nach unten, setzte sich mit Papier und Stift bewaffnet an den Küchentisch und begann zu schreiben. Sie musste nicht lange überlegen, die Worte sprudelten fast wie von selbst auf das Papier.
    Irgendwann kam Ben in die Küche getappt, dicht gefolgt von Niclas.
    „Em? Sag mal, was machst du denn hier? Du bist schon ewig lange weg, ich hab mir Sorgen gemacht.“ Er strich sich die Haare aus der Stirn und musterte sie besorgt. Er trug nur Shorts und ein T-Shirt, und Emily musste lächeln. Selbst wenn er so verschlafen aussah wie jetzt gerade, war er der schönste Mann, den sie jemals gesehen hatte. Sie streckte ihm die Hand hin.
    Er ergriff sie und setzte sich neben sie auf den Stuhl. „Ist alles okay? Hast du wieder geträumt?“
    „Nein, alles okay. Ich konnte nur nicht schlafen, und dann ist mir eine Idee gekommen. Ich dachte, vielleicht magst du es. Schau mal.“ Sie schob ihm das Blatt hin, auf das sie ihren Text geschrieben hatte.
    Er nahm es in die Hand, las die ersten Worte und sah sie überrascht an. „Für meine Mom? Emily, was ist das?“
    Sie strich mit dem Daumen über seinen Handrücken. „Na ja, ich schreibe doch gerne, und ich kenne dich ja ganz gut, und weiß, was du fühlst, wegen deiner Mom, und da dachte ich, ich schreibe für dich einen Brief an sie. In dem du deine Trauer, deine Angst, deinen Kummer wegen dem, was passiert ist, ausdrücken kannst. Alles, was dir wichtig ist, und was du ihr gerne noch gesagt hättest. Du kannst ihr alles erklären und sie um Verzeihung bitten. Ich dachte, wir könnten den Brief auf den Friedhof bringen und ihn dort vergraben. So als eine Art Abschied, weißt du? Also natürlich nur, wenn du willst. Du kannst es ruhig sagen, wenn du denkst, das sei eine bescheuerte Idee, und dass mich das überhaupt nichts angeht.“ Sie zog die Schultern hoch und sah ihn unsicher an.
    Sein Blick hing etwas überrascht an ihr, dann senkte er den Kopf und las die Zeilen, die Emily geschrieben hatte. Eine ganze Weile war es absolut still im Zimmer, und Emily fühlte, wie sehr ihr Herz klopfte. War sie zu weit gegangen? Empfand Niclas das als Einmischung in seine innerste Privatsphäre? Sie hätte ihn erst fragen sollen, was er von der Idee hielt, anstatt ungefragt seine innersten Gefühle und Gedanken aufzuschreiben. Niclas hielt immer noch ihre Hand in seiner, während er mit der anderen das Blatt festhielt. Sein

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