Für immer, Emily (German Edition)
ging nur der Anrufbeantworter an und ans Handy ist er auch nicht rangegangen. Ich habe Bob Bescheid gesagt, er fährt jetzt direkt zum Haus und versucht, Peter zu erreichen.“
Emily saß still da, es war, als wäre sie regelrecht in sich zusammengesunken. Mara beugte sich zu ihrer Mutter und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Dann stand sie auf und verschwand. Eine halbe Stunde später war sie wieder da und fasste Emily vorsichtig am Arm. „Hey, meine Süße. Komm, ich hab dir frische Sachen geholt, wir suchen jetzt hier mal eine Toilette, da kannst du dich waschen und umziehen.“
Emily schüttelte den Kopf. „Ich kann hier nicht weg, was ist, wenn der Arzt kommt? Ich muss hier sein, wenn Niclas aus dem OP kommt.“
Mara nickte. „Ja, das verstehe ich. Aber Mom ist doch da. Nic bekommt ja einen Schreck, wenn er dich so sieht. Komm doch mit, es dauert ja nicht lange.“
Schließlich nickte Emily zögernd und stand auf. Sie folgte Mara über den scheinbar endlos langen Flur, bis sie endlich eine Toilette fanden.
„Komm, wir ziehen erstmal deine Sachen aus, ich helfe dir.“
Sie zogen die blutbefleckten Kleider aus und stopften sie in eine Plastiktüte. Emily wusch sich Hände, Arme und Gesicht. Danach zog sie die von Mara mitgebrachten Sachen an. „Danke. Ich ... es tut mir leid, ich bin ziemlich neben der Spur, was?“
Mara legte ihr den Arm um die Schultern. „Wer wäre das nicht? Em, ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Aber du musst unbedingt durchhalten. Niclas wird das schaffen. Er ist stark. Er schafft das.“
Emily nickte. „Ja. Ich weiß. Ich weiß.“ Und doch schossen ihr wieder Tränen in die Augen. Mara drückte sie an sich.
„Ich darf ihn nicht verlieren, Mara. Ich darf ihn nicht verlieren.“
„Das wirst du nicht. Ganz sicher nicht. Ach, Liebes, wenn ich nur was tun könnte.“
Emily schniefte und löste sich aus den Armen ihrer Cousine. „Aber das tust du doch. Ich bin froh, dass ihr da seid.“
„Em, hör mal, sollen wir deine Mom anrufen? Möchtest du sie hier haben? Sie könnten in zwei Stunden hier sein.“
Emily sah Mara an und schüttelte langsam den Kopf. Einerseits sehnte sie sich unendlich danach, ihre Mutter bei sich zu haben, sich von ihr halten zu lassen und von ihr zu hören, dass alles wieder gut werden würde. Aber sie wusste, was dann wieder kommen würde. Ihre Eltern würden durchdrehen vor Sorge um sie, würden sie bemuttern und wie ein rohes Ei behandeln, und das konnte sie jetzt einfach nicht ertragen. All ihre Gedanken waren bei Niclas, zu mehr reichte es nicht. „Nein. Nein, das möchte ich nicht.“
Mara nickte nur, dann verließen sie die Toilette und gingen langsam über den langen Flur zurück. Schwester Cybil tauchte auf und teilte ihnen mit, dass die OP noch andauere und es leider nichts Neues gäbe. Emily bedankte sich bei ihr, setzte sich wieder auf ihren Stuhl und versank in tiefem Schweigen. Mara und Dorothy wechselten besorgte Blicke, wussten aber, dass es im Moment nur eines gab, was Emily helfen konnte.
Emily saß regungslos auf ihrem Stuhl. Sie wusste nicht, warum, aber sie hatte schreckliche Angst, wenn sie sich zu schnell oder zu hastig bewegen würde, dass dann etwas ausgelöst werden könnte, was einer Katastrophe gleich käme. Wie eine Lawine, die sie nicht mehr würde aufhalten können und die alles zerstören würde. Fast schien es ihr, als würde sie sich in einem luftleeren Raum befinden, in einer endlosen Zeitschleife, denn immer wieder sah sie diese entsetzlichen Sekunden vor sich, als Rocco das Messer mit aller Wucht in Niclas‘ Körper rammte. Sie fühlte wieder diesen rasenden Schmerz, der durch sie hindurchgerast war, als ob sie selbst es gewesen wäre, die verletzt wurde. Und Gott, sie wünschte, sie wäre es. Sie wünschte, sie könnte jetzt an Niclas‘ Stelle sein. Es wäre nur gerecht, denn mit ihr hatte alles begonnen. Wie konnte sie weiterleben, wenn Nic nicht mehr bei ihr wäre? Alles in ihr schmerzte bei diesem Gedanken, und sie wusste, das würde sich nie wieder ändern, wenn Niclas diese Nacht nicht überleben würde. Bleib bei mir. Bleib bei mir. Bitte ....
Emily versuchte, all ihre Gedanken auf ihn zu konzentrieren, vielleicht konnte er sie spüren. Vielleicht half es ihm, nicht aufzugeben. Er durfte nicht aufgeben. Er durfte einfach nicht. Sie sah hoch, als zwei Männer eilig den Flur entlangkamen. Es waren ihr Onkel Bob und Chief Donovan. Die beiden blieben vor ihr stehen. Bob strich ihr sanft über
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