Für immer, Emily (German Edition)
grad einen Rappel.“
Niclas schüttelte grinsend den Kopf. „Vermutlich. Also dann, gute Nacht, Dad. Schlaf gut.“
„Du auch, Nic.“
Niclas lag noch lange wach und starrte an die Decke. Das Gespräch mit seinem Vater ging ihm im Kopf herum, und vor allem der Abend mit Emily. Sein Vater hatte Recht, etwas in ihm veränderte sich, seit er sie kannte. Es war, als ob die Mauer, die er um sich und seine Gefühle aufgebaut hatte, langsam zu bröckeln begann. Und er wusste nicht, ob das gut war. Ob er das wollte oder nicht. Aber eines wusste er seit heute Abend genau: Nämlich, dass Emily ein erschütterndes Geheimnis mit sich herum trug. Irgendein Vorfall in ihrem Leben hatte ihr zutiefst wehgetan, und er nahm sich fest vor, sein Verhalten ihr gegenüber zu ändern. Er wusste nicht, wohin all das noch führen würde, aber er wollte auf alle Fälle netter zu ihr sein und sie nicht mehr dauernd vor den Kopf stoßen. Und mit diesem Gedanken schlief er schließlich doch endlich ein.
K apitel 15
Am nächsten Morgen schwankte Emily zwischen Freude, Niclas zu sehen, und Scham, wegen dem, was gestern passiert war. Sie hoffte inständig, Mr. Montez nicht zu begegnen, denn der musste sie ja für völlig durchgedreht halten. Niclas dagegen schien verstanden zu haben, dass es einen Grund für ihr merkwürdiges Verhalten gab. Sie war ihm sehr dankbar, dass er nicht weiter nachgefragt hatte und gelassen damit umgegangen war.
Sie stand vor dem Spiegel im Badezimmer und kämmte ihr Haar. Dabei fiel ihr auf, dass es ihr zum ersten Mal seit langer Zeit wichtig war, hübsch auszusehen. Für wen? Für Niclas? Sie seufzte, legte die Bürste auf die Ablage und betrachtete sich. Was wäre, wenn er die gleichen Gefühle hätte, was allerdings vermutlich eine völlig utopische Vorstellung war. Was, wenn er sich in sie verlieben würde? Was dann? Sie schloss die Augen und versuchte, sich Niclas‘ Geruch in Erinnerung zu rufen. Wie würde sie damit umgehen? Vermutlich würde es für sie beide in einer schrecklichen Enttäuschung enden. Denn nicht nur Niclas könnte sie verletzen, sie auch ihn, und zwar dann, wenn er sich ihr tatsächlich öffnen und sie ihn zurückstoßen würde, weil sie seine Nähe nicht ertragen konnte, weil sie unfähig war, jemanden zu lieben. Und es wäre schrecklich, wenn sie ihm wehtun würde. Das durfte nicht passieren.
Als sie später etwas unsicher den Klassenraum betrat, stand Niclas mit Kevin und noch ein paar anderen am Fenster. Links von ihm stand Viola Meyers und an seiner rechten Seite klebte Tracy Bell, die sich giftige Blicke zuwarfen, da jede offensichtlich versuchte, Niclas‘ Aufmerksamkeit zu erringen. Sein Gesichtsausdruck wirkte jedoch alles andere als interessiert, im Gegenteil, er schaute ziemlich genervt drein.
Als er Emily entdeckte, glitt allerdings ein Lächeln über sein Gesicht, und sie fühlte sich plötzlich sehr viel leichter. Sie lächelte schüchtern zurück und bemerkte Kevins Blick, der amüsiert zwischen ihr und Niclas hin und her pendelte. Er sagte etwas zu Niclas, der gab ihm eine kurze Antwort, schob sich dann zwischen seinen beiden Verehrerinnen hindurch und kam auf Emily zu. Viola und Tracy sahen ihm verdutzt nach und warfen Emily wütende Blicke zu. Und die spürte zu ihrem Ärger, wie sie heiße Wangen bekam.
„Hey.“ Niclas baute sich vor ihr auf.
„Hey“, erwiderte sie leise.
Er musterte sie forschend. „Wie geht‘s dir? Konntest du schlafen heute Nacht?“
Sie zuckte mit den Schultern und murmelte: „Na ja, geht so. Nicht wirklich gut. Und du?“
Gleich darauf verzog sie das Gesicht. „Entschuldige, blöde Frage, da du dich ja nicht zu Tode gefürchtet und dich zum Affen gemacht hast.“
Er lächelte. „Ich hab mich zwar nicht gefürchtet und auch nicht zum Affen gemacht, aber das hast du auch nicht. Mach dir doch darüber keine Gedanken. Von mir erfährt niemand etwas, und Mr. Montez verrät auch nichts, da bin ich mir sicher. Außerdem hat er gar nicht viel mitbekommen. Danke der Nachfrage, aber ich habe auch nicht besonders gut geschlafen.“ Er klang ein wenig verlegen.
Sie sah ihn aufmerksam an. „Wieso nicht?“
Er zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht, einfach so.“ Sein Blick versank kurz in ihrem, und sie fühlte ein leichtes Ziehen in der Herzgegend. Einfach so? Hatte er vielleicht aus ähnlichen Gründen wie sie nicht schlafen können? Hatte er genauso über
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