Für immer, Emily (German Edition)
Emily. Denkst du dran, dass wir grillen wollen?“ Sie drehte sich zu Niclas um. „Mein Dad liebt es, Barbecues zu veranstalten, weißt du. Und er will unbedingt noch mal das schöne Wetter ausnutzen, bevor es endgültig Herbst wird.“ Sie hielt kurz inne. „Was machst du morgen, Niclas? Wenn du Zeit hast, kannst du auch gerne kommen. Thomas, Jeff, Mandy und Jennifer werden auch da sein. Ein paar Freunde meiner Eltern noch. Und Emily natürlich. Was meinst du?“
Niclas sah sie überrascht an und tauschte einen Blick mit Emily, die ebenso perplex zu sein schien wie er. „Du lädst mich zu eurem Barbecue ein? Hm, nun, danke. Aber ich weiß nicht.“
Er zögerte.
„Ach, komm schon, wir würden uns freuen, nicht wahr, Emily?“, sagte Mara. Sie sah ihre Cousine auffordernd an.
Emily nickte. „Ja, würden wir.“ Sie sah Niclas unsicher an. Er würde doch jetzt nicht denken, sie hätte Mara vorhin in der Küche dazu überredet?
Niclas zuckte mit den Schultern. „Na dann. Okay, ja, ich komme gerne. Danke.“
Mara lächelte. „Super. Dann bis morgen. So gegen vier Uhr am Nachmittag. Und bring ordentlich Hunger mit, denn bei meinen Eltern gibt‘s immer massenweise zu essen.“ Sie winkte nochmal und gleich darauf waren sie und Thomas verschwunden.
Emily setzte sich auf die Couch und schwieg, während Niclas sich wieder in den Sessel setzte. Ben ließ sich schnaufend neben ihm nieder, und Niclas kraulte seinen Kopf.
Emily betrachtete die beiden. „Nic, hör zu, es tut mir leid, dass Mara dich vorhin so angepflaumt hat. Sie, nun ja, sie meint es nicht so, sie will nur auf mich aufpassen und mich vor allem beschützen. Sei nicht sauer auf sie, bitte.“
Niclas kraulte weiter an Bens Ohr. „Ich bin nicht sauer auf Mara. Mir ist schon klar, dass sie dich, aus welchen Gründen auch immer, beschützen will. Es ist nur nicht grad ein Kompliment für mich, dass sie offenbar das Gefühl hat, dich vor mir beschützen zu müssen. Aber es ist ihr wohl nicht zu verdenken. Ich kenne meinen Ruf an der Schule. Wobei es wirklich nicht so ist, wie es aussieht, glaub mir.“ Er verzog leicht das Gesicht. „Obwohl, vielleicht doch, ich weiß nicht. Ich hatte einige Freundinnen, das stimmt, aber es ist nicht so, wie es scheint. Ich weiß, dass viele denken, ich würde die Mädchen benutzen und mit jeder, na ja, ins Bett gehen wollen. Aber das stimmt nicht, so ist das nicht.“
Sie schwiegen beide verlegen.
„Niclas, du musst mir das nicht erklären und du musst dich nicht verteidigen. Glaub mir, ich weiß, dass man nach außen oft ganz anders wirkt, als man wirklich ist und empfindet. Ich hab schon oft gelacht, obwohl mir viel mehr nach weinen zumute war.“
Niclas sah sie forschend an und nickte. „Ja, das kommt mir bekannt vor. Weißt du, was komisch ist? Ich habe noch niemals mit jemandem darüber geredet. Na ja, du weißt schon, cool sein ist angesagt.“ Er strich sich durch die Haare und lächelte. „Aber warum kann ich mit dir darüber reden?“ Er zuckte mit den Schultern. Es war eine ebenso unsichere, wie ratlose Geste.
Emily lächelte ihm zu. „Ich weiß nicht. Manches ist eben einfach so.“
Er schien zu überlegen. „Vielleicht, aber bei dir ist es anders. Du bist einfach anders als alle anderen Mädchen, die ich kenne.“ Er schwieg, und sie fühlten beide, dass da etwas zwischen ihnen entstand, was sie nicht einordnen konnten, und es war nicht ganz klar, wem von ihnen das mehr Angst machte.
„Lass uns den Film weiterschauen, okay?“ Emily sah Niclas fragend an.
Er nickte. „Okay.“
Sie sahen eine Weile schweigend der romantischen Liebesgeschichte auf dem Bildschirm zu, aber die unbeschwerte Stimmung von vorhin wollte sich nicht wieder einstellen. Emilys Blicke wanderten immer häufiger vom Bildschirm zu Niclas, der ziemlich gedankenverloren aussah und nicht gerade so wirkte, als würde er viel von dem Film mitbekommen.
Als schließlich das Telefon klingelte, stand sie fast erleichtert auf und verzog sich für eine Weile in die Küche damit. Es war ihre Mutter, die sich wunderte, warum sie nicht, wie versprochen, angerufen hatte.
Niclas hatte wieder die Pausentaste gedrückt und war aufgestanden, um aus dem Fenster zu sehen. Es war stockdunkel draußen und er konnte seine Silhouette in der Scheibe erkennen. Vorhin, als Mara ihm diese provozierenden Fragen gestellt hatte, war ihm plötzlich etwas klar geworden. Erst war er ein wenig wütend gewesen und hätte ihr gerne eine passende Antwort
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