Für immer, Emily (German Edition)
gegeben, aber dann hatte er Emilys Blick gesehen, wie erschrocken sie Mara angeschaut hatte, und ihm war bewusst geworden, dass sie diejenige wäre, die unter einem Streit zwischen ihnen am meisten leiden würde. Und plötzlich wusste er, dass es ihm völlig egal war, was andere von ihm hielten, solange Emily ihn mochte. Diese Erkenntnis war zuerst ziemlich verwirrend gewesen, aber schließlich auch irgendwie schön. Sie war ihm wichtig geworden, daran gab es nichts mehr zu rütteln und auch nichts zu verleugnen. Er spürte ihre ehrliche Zuneigung, fühlte, dass sie ihn so mochte, wie er war, mit allen Fehlern und Schwächen, und genauso mochte er sie. Er sah jedoch auch, wie sehr sie an Mara hing, und er würde nichts tun, was sie verletzen würde. Nicht mehr, er hatte sie schon oft genug vor den Kopf gestoßen. Mara hatte sicher gute Gründe, warum sie Emily gegenüber so beschützend war. Wenn er ehrlich war, konnte er sie verstehen. Er war nicht gerade bekannt dafür, ernsthafte Beziehungen mit Mädchen zu unterhalten. Kein Wunder, dass Mara fürchtete, er könnte ihre Cousine benutzen und ihr wehtun wollen, wobei ihm nichts ferner lag als das. Er war froh über Emilys Freundschaft, aber mehr würde er nicht zulassen. Und sie schien das ja auch gar nicht zu wollen, also war alles bestens, so wie es war. Er drehte sich um und ging zu seinem Sessel zurück, um Ben zu streicheln. „Genau so ist es, nicht wahr, alter Junge? Emily mag mich als Freund, nicht mehr und nicht weniger. Und genauso mag ich sie auch.“
Ben hob den Kopf und sah Niclas aus seinen braunen Augen aufmerksam an. Und irgendwie hatte dieser das Gefühl, der Hund würde amüsiert lächeln. Niclas ließ den Blick ein wenig durch das kleine Wohnzimmer schweifen. Die Möbel waren alle schon alt, aber ihm gefiel dieser Stil. Sicher hätte Emily sich wohl andere Sachen gekauft, aber sie hatte ja gesagt, sie habe das meiste so übernommen. An der Wand stand ein alter Sekretär, der sicher schon hundert Jahre alt war, daneben eine wunderschöne Kommode, die leider ziemlich verwittert aussah und deren Farbe an einigen Stellen abblätterte. Er stand auf, ging hinüber und kniete sich davor. Sie war wirklich toll, die Schnitzereien wunderschön und mit viel Liebe gefertigt. Wenn man ein wenig Zeit und Arbeit investieren würde, könnte man daraus wieder ein echtes Schmuckstück machen.
„Sie ist schön, was?“
Er wandte sich zu Emily um, die unbemerkt hinter ihn getreten war. „Ja, sie ist herrlich. Sieh dir die Schnitzereien an, sie sind wunderschön.“ Er fuhr mit den Fingerspitzen über die verschnörkelten Ornamente. „Ich würde sie gerne ein bisschen aufmöbeln, dann wäre sie wieder das reinste Schmuckstück.“
Emily sah ihn erstaunt an und hockte sich neben ihn vor die Kommode. „Das würdest du gerne machen? Kannst du das denn?“
Niclas sah sie etwas verlegen an. „Ja, das würde ich sicher hinkriegen. Ich arbeite sehr gerne mit Holz, weißt du. Ich schnitze gerne, das ist schon lange ein Hobby von mir. Ich habe auch schon öfter mal alte Holzmöbel restauriert.“ Er strich noch einmal fast zärtlich über das verblichene Holz.
Emily sah ihm fasziniert zu. Wie sanft er sein konnte. Das hatte sie schon oft beobachtet, wenn er Ben streichelte und mit ihm sprach, und nun strich er hier über das Holz, als sei es lebendig. Sie warf ihm einen Blick von der Seite zu, und plötzlich kam ihr der Gedanke, wie es sich wohl anfühlen mochte, wenn er so zart ihre Wange berühren würde. Sie fühlte, wie sie rot wurde und stand hastig auf. „Wirklich? Das ist ja toll. Also, wenn du Lust dazu hast, von mir aus gerne. Ich könnte bei dem Sohn der Besitzerin anrufen und ihn fragen, ob es in Ordnung wäre. Was meinst du?“ Sie senkte den Kopf und verknotete ihre Finger ineinander.
Niclas erhob sich nun ebenfalls. „Echt? Ja, das wäre klasse. Das würde ich wirklich sehr gerne machen. Du wirst sehen, sie wird wieder wie neu werden und doch ihren altertümlichen Charme nicht verlieren.“ Seine Augen funkelten vor Begeisterung.
Emily lächelte ihm zu. „Okay, dann rufe ich gleich morgen früh an und sage dir dann am Nachmittag Bescheid.“
Er nickte.
„Was schnitzt du denn so?“, fragte sie.
Er zuckte mit den Schultern. „Ach, alles Mögliche. Ich kann dir mal was zeigen, wenn du möchtest.“
„Ja, gerne, das würde ich wirklich sehr gerne sehen.“ Sie sahen sich einen Moment stumm in die Augen.
„Sollen wir nun den Film zu Ende
Weitere Kostenlose Bücher