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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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deutlich draußen einen von den Seinen, W Bela, der in blaue, elektrische Blitze gehüllt war, die sein glavanischer Körper generierte. Und bei ihm war Valerie, um die herum ihre Messer durch die Luft tanzten. Sie liefen das Pier hinunter, immerhin drei Überlebende der angekündigten Sechser-Flüchtlingsgruppe folgten ihnen. Hinter denen stolperte rückwärts, als Nachhut, W Rod und schoß aus einer knatternden MP auf ein Doppeldutzend aufrecht, wütend und bewaffnet aus den Gassen torkelnder Zombies.
    Die Menschenschmuggler, folgerte Andy, waren entdeckt worden, oder sogar verraten. Es gab demnach einen Zusammenhang der Szene draußen mit dem Duo, das W Sinja erschossen hatte. Oder, tja, vielleicht auch keinen: Das war Andy jetzt eigentlich egal.
    Statt dessen kriegte er die Wut, das fühlte sich unbedingt richtig an. Deshalb trat er die Türe zur Brücke auf, sprang an Deck, lief nach vorn zum Geschütz und winkte W Rod, während Valerie von unten rauf schrie, als ein Lachen: »He, Feuerschutz, Andy! Gib uns Blei, Alter!«
    Andreas lachte auch, während ihm Tränen die Wangen runterrannen. Er fletschte die Zähne und nahm die Verfolger unter Feuer.
    Dieser Abend, diese Tat, und daß er allein mit zwei untoten Legionären fertig geworden war, die eine diaphane W getötet hatten – die näheren Umstände erfuhr nie wer, außer Valerie –, das machte seinen Ruf aus, danach, das ließ ihn, an der Seite der weltberühmten Messerlady, innerhalb weniger Monate aufsteigen in die Ränge der sagenhaften Prominenz des weltweiten abenteuerlichen Kampfes gegen den großen Totentanz. Ein Krieger war er geworden, der eigentlich in Cordula Späths Pfauengarde gehört hätte, wenn er eine Frau gewesen wäre, ein Golden Boy der bestens drogenversorgten Angeberszene, die dem Tod noch trotzte.
    Den sauren Geschmack im Mund wurde er schneller los als die Brandwunde von der Hand der Ermordeten, die jedoch, Glück im Unglück, beeindruckte seine wechselnden Partnerinnen und Partner fortan als just die ehrenvolle Gefechtsverletzung, die sie ja genaugenommen auch wirklich war.
    2  Seit der grüne Bus sie aus dem schwarzen brüllenden Sturm von Sonnenthal errettet hatte, hatten Andy und Valerie das neue Leben in Fülle gelebt, streitsüchtig, lüstern, tapfer, nicht immer zusammen, niemals getrennt, zwei Helden. Andy hatte, Schöninchen hin, Messermädchen her, gesehen, wie schön sie wirklich war, nachts, am Kaminfeuer in einem alten englischen Herrenhaus, auf dem Ziegenfellteppich. »Du liegst da so … ausgebreitet … wie die Morgenzeitung, im Paradies.«
    Das hieß: frei, unbelästigt, glatt, glänzend vom Schweiß, nichts als ein Gucci-Kettchen am Leib, denn der Weltuntergang hatte die Luxusgüter der spätkapitalistischen Vergangenheit auf ihre Gebrauchswerte runtergebracht, damit aber paradoxerweise verschönert, geheiligt fast: Schmuck glitzerte wieder, Mode, soviel es davon noch gab, war seidig, glatt, schön enganliegend oder bequem weit, und mußte denen, die sie trugen, nur gefallen, wie Kindern ihre aus Elternschränken befreiten Verkleidungen, um wieder so glamourös zu sein, wie Mode zuvor lange nicht gewesen war, seit den Zwanzigern des Zwanzigsten.
    Draußen raschelten schwere Aufgaben in alten englischen Bäumen, ein Gebet von den W, einen ganz neuen und zugleich zeitenthobenen alten Eid:
    Ich bin ein Hirsch: mit sieben Sprossen
Ich bin eine Flut: über einer Ebene
Ich bin ein Wind: auf einem tiefen See
    Valeries Sex roch immer jung, schmeckte immer anders, war überall möglich: in Parkhäusern, im Hinterhalt, auf der Reise, auf dem Hochseil, im Zeppelin – Cordula hatte sich so ein Ding gekauft, mit ihren geheimnisvollen Millionen, für Reisen übern großen nordamerikanischen Kontinent, in messianischer Mission –, auf dem Rasen, in Höhlen, im grünen Bus.
    Nicht mal Valeries Schwangerschaft – sie verriet keinem, wer ihr dazu verholfen hatte – hielt sie dabei auf. Gedankenlose Annahme, merkte Andy bald, daß Frauen nicht mehr wollten, wenn sie, wie hatten das seine Eltern immer so scheußlich genannt: guter Hoffnung waren. Im Gegenteil. Schöninchen verlor das »-inchen«, als der Bauch wuchs, wurde eine fast übertrieben erwachsene Schönheit. Blaß sah sie aus, mit großen dunklen Brustwarzen, das Schamhaar säuberlich rasiert: »Ich laß es wieder wachsen, wenn die neun Monate rum sind«, sagte sie, und W Bela, damals ihr amtlicher Hauptliebhaber, fiel passend ein: »Jede nach ihrer Fasson.«
    Andy

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