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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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mathematischer Programmiersprachensemantik immer nützlicher wurde, haben schnell wachsende Zweige der Progammiersprachenlehre wie die Typen- und die Domänentheorie sich als …«
    »Also, Moment, mal sehen, ob ich es zusammenkriege. Was Sie hier machen, ist folgendes: Sie beschreiben die neue Programmiersprache für die schnellste Sorte Rechner, die physikalisch überhaupt möglich ist, sozusagen von außen. Sie entwickeln sie nicht, aber mithilfe dieses ganzen Zeugs da, dieser Bäumchen und Bildchen, stellen Sie eine Art Steckbrief her … Sie finden raus, welche Eigenschaften die beste denkbare Programmiersprache …«
    »… nach dem Maßstab der technischen Möglichkeiten der Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts …«, schob Lena sachlich ein, Jennifer lächelte und fuhr fort: »… nach dem Maßstab der technischen Möglichkeiten der Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts überhaupt haben kann. Sie sagen Cordulas Computerteam, wo es suchen muß – nach dem Heiligen Gral der Programmiererei.«
    »Ja.«
    »Und geben dafür was genau auf?«
    Wieder schwiegen beide eine Weile, die Mathematikerin zeichnete weiter, Jenny sah auf den Schirm. Dann sagte Lena: »Ich hatte einen Mann. Auf der Erde. Ich werde ihn nicht mehr haben, wenn ich zurückkomme. Er durfte von all dem – nicht der Arbeit, aber den Begleitumständen – nichts wissen.«
    »Aber es ist doch sowieso gefährlich, alles, heutzutage?«
    Lena schnaubte verächtlich.
    Jennifer zog sich nach unten, nahm eine hockende Haltung ein, mitten in der Luft, und fragte: »Warum also machen Sie das?«
    Lena sah das erste Mal vom Schirm weg, seit Jennifer in den Raum geschwebt war, blickte sie direkt an.
    Schönes Gesicht: müde, überarbeitete schwarze deutsche Frau mit viel zu langer Geschichte, für so ein noch nicht allzu langes Leben, englisch-amerikanischen Eltern, Ausbildung bei Leviné … Jennifer wußte schon sehr lange sehr viel über sie, die jetzt leise, in zweifelndem Tonfall, verriet, von welcher Hoffnung sie lebte: »Cordula hat mir versprochen, daß ich danach wieder an meine richtige Arbeit zurück kann.«
    »Und das wäre?«
    »Dasselbe, was ich jetzt mache, nur viel größer. Eine Sprache skizzieren, mit den Werkzeugen der Kategorientheorie.«
    »Aber nicht die ideale Programmiersprache.«
    »Nein. Die Sprache, mit der man über das sprechen kann, was es, anders als sogenannte ›Dinge‹, wirklich gibt: Handlungen, Ereignisse.«
    »Sachen und Leute gibt es also nicht?«
    »Alles passiert, nichts ist einfach so da«, sagte Lena Dieringshofen.
    Jennifers Respekt vor der Philosophin, die gezwungen war, mit ihrem Wissen einen Rüstungswettlauf zu entscheiden, war mit jedem Wort gewachsen. Sie überlegte, ob sie ihr sagen sollte, was sie über Cordula wußte und was Lena nicht ahnte, da schaltete sich die Sprechbox an der Wand ein und Cordula sagte blechern: »Schaut aus dem Fenster, Kinder. Der Kreuzershuttle kommt, auf sechs Uhr. Sie docken in zehn Minuten an. Und das beste, sie haben’s grad funkbestätigt: Der alte Arsch ist persönlich an Bord. Colin Kreuzer, Lena. Er will dich von mir kaufen. Er glaubt nämlich, du gehörst mir. Kommt bitte alle aufs Zwischendeck, wir wollen die Bande richtig nett begrüßen!« Die Mathematikerin löste die Gurtschnallen und stieß sich schweigend von ihrem Sessel ab. Der Metallstift, den sie eben noch in der Hand gehalten hatte, blieb zwei Zentimeter vom Schirm entfernt im sachten Luftzug zurück, tanzte ein bißchen. Dann griff Jennifer danach und klebte ihn an seine Magnethalterung überm Bildschirm, bevor sie Lena aufs Zwischendeck folgte.
    4  Das Fahrzeug, das ans Modul andockte, zumindest aber der ­Schiffs­typ des Fahrzeugs, war Andy, Valerie, Judith, Jennifer und Lena aus unzähligen Fernsehübertragungen bekannt. Cordula war sogar schon mit einem geflogen: Man hatte den Shuttle nur leicht modifiziert, einzig Fachleute wären imstande gewesen, die Unterschiede zum Inbild des US -Raumprogramms der achtziger Jahre zu erkennen. Doppelt kohlefaserverstärkte Rumpfspitze, neue Hitzekacheln und Rumpfklappen, besser abgedichtete Hydrazin- und Stickstofftetrozidtanks, schlank, eine Schwalbe: »Prima geeignet für eine Rückkehr auf die Erde, schön praktisch«, bemerkte Jennifer halblaut, mit einem für Andy kaum deutbaren Seitenblick auf Cordula.
    Colin Kreuzer kletterte als erster aus der Schleuse.
    Andreas und Judith hatten gleichzeitig denselben Gedanken: Dieser Mann ist bestimmt der härteste

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