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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Franzose, Jim hat zuviel Blut verloren. Jamal läßt diejenigen, die jetzt noch sterben, sieben Stunden nach dem Angriff, beim Balsamgarten, vor dem Flugzeugwrack, auf den Boden legen, in die Köpfe schießen, zur Sicherheit, und dann in einem großen Loch begraben, ausgehoben mit den Baggern, die noch um die Exbaustelle von Skribas Keller rumstanden, bis eben.
    Man denkt eine solche Scheiße, wenn man vor Angst und Selbstmitleid bibbert: Ist das mit Karin jetzt die Strafe für das mit Valerie? Weil ich mich in diese alberne Geschichte so reingesteigert habe, damals in Deutschland, von wegen: große Leidenschaft, und hier, auf dem Golan, wird mir was Echtes geschenkt, und dann nimmt der Blitz es fort, der Krieg. Bitte, lieber Gott, mach, daß Karin in Ordnung kommt.
    Was soll ich denn sonst noch hoffen und bitten, wofür bin ich gut?
    Jamal sagt mir’s, ich will’s nicht hören: » You have to lead them. You are the one who spoke to the President, everyone sees you as … blessed by Skriba, I guess.«
    Skriba atmet noch, das ist das Unheimliche. Der elende Rest von Körper ist ohne Bewußtsein, man kann die Augen im alten Gesicht öffnen und reinleuchten, dann gibt es sogar einen Pupillenreflex – einer der Clintonleute sagt, das sei ganz anders als bei schwer verletzten Zombotikern. Er würde uns davon abraten, Rosenzweig als tot zu betrachten. Danke für den tollen Rat, and fuck you very much, Mr. Secret Service.
    Was soll ich machen? Lead them. Wohin, frage ich Jamal.
    »To the Israeli Defense Forces. To the Hooded Guy. To Sanctuary.«
    Also die Hänge mit den Ölbaummulden runter, zum See Genezareth, wo der Kapuziner steckt, wenn die Gerüchte stimmen – eine Route, auf der die Syrer uns jederzeit aus der Luft angreifen können, uns erspähen wie der Habicht die Maus und dann abschießen wie Ratten, Schlangen, Gezücht eben. Dieser verfickte Scheißaraber mit seinen verfickten Scheiß­ideen. Ich habe ihm immer Unrecht getan: Er ist tapfer, klug, er weiß, was wir tun müssen. Und er hat auch diesmal recht.
    Lead them. Wer bin ich denn, Moses? Ich kann ja noch nicht mal Iwrit. Skriba – der könnte so was anordnen, den haben die Juden »ha’av« genannt, Vater, und die Araber »Abu«.
    Achschaw Robert Rolf lomed iwrit. Zu spät.

Nach kurzem Schlaf
    Die Nacht war kälter als je vorher; da ich nicht mehr als drei Stunden Augenruhe brauche, war ich fit genug, als vor zwei Stunden die letzte Unterredung mit Echnaton stattfand, kurz vor seinem Abflug.
    Er läßt uns seine zwei Leute da, obwohl sie protestiert haben, er fühlt sich, sagt er, hinreichend sicher bei den Piloten – sie werden ihn mit einem Zwischenstop, oder zweien, nach Tel Aviv bringen. Jamal hat versucht, mich dazu zu nötigen, BC zu erpressen: Er soll mit uns ziehen, bis wir wieder online sind oder Funkkontakt zur Welt draußen haben, denn unsere Kommunikationsmittel sind zerstört, und dann soll er Nofretete bitten, uns Entsatz zu schicken. Das war doch dasselbe, sage ich, was das letzte Mal schon schiefgegangen ist: die Amis als Schutzmacht. Auf die Piloten hat das seinen Eindruck nicht verfehlt.
    Einer hat mir seine Weste geschenkt.
    BC versteht unsere Lage; ich glaube wirklich, daß er uns helfen wird, wenn wir ihn gehen lassen.
    Karin schaut mich an und sagt: »Weiß. Blume. Weiß.«
    Meint sie das Papier mit den Glyphen drauf?
    Jamal sagt, meine Wange sähe glatter aus als vorher, die Buchstaben oder Zeichen wären deutlicher. Emeth. Meth. Blume weiß: Der Mandelbaum? Ich mußte ihre Hand aufbiegen, so fest hat sie Simons ­Händ­chen gehalten. Ich habe die Leute am Rollfeld versammelt, zum Start der Piloten mit Echnaton und den Verletzten. Die Piloten haben versprochen, den Kapuziner auf uns vorzubereiten. Vielleicht kommen sie uns entgegen, holen uns auf halber Höhe ab. Wir nehmen die Öl baumroute zwischen den Hügeln durch und den Hang runter. Ich habe eine Rede gehalten, sehr kurz, angemessen grimmig: »Wir können hier bleiben und bestimmt sterben, oder zum Tiberias-See ziehen und dabei vielleicht sterben. In beiden Fällen werden wir kämpfen, bevor wir sterben, aber nur im zweiten kann es uns etwas nützen, zu kämpfen. Wir bilden drei Gruppen. Die Piloten haben versprochen, noch mal den Hang zu überfliegen, in sechs Stunden, oder andere zu schicken, die das tun, um eventuelle Verfolger zu beschießen. Mehr können sie nicht machen. Baut Tragen. Fixiert Geschütze auf den Jeeps und sonstigen offenen Fahrzeugen. Besetzt sie.

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