Für immer in Honig
superior.«
Es gibt nur wenig Kollaboration mit der israelischen Rumpfregierung in Tel Aviv, die anfangs erwogen haben soll, ihre loyalen ID F ler gegen ihn marschieren zu lassen, bis ihr klar wurde: »Wenn sie uns unterstützen, behalten sie ihr Heer. Wenn sie uns angreifen, laufen die Leute über. Die faktische Autorität ist unsere, in diesem Land.« – Unsere, das heißt, daß er gar nicht so autokratisch vorgeht, wie die Legende behauptet. Er hat einen christlichen Palästinenser und einen ehemaligen IDF -General als gleichberechtigte Partner in ein Triumvirat eingesetzt, in dem er Primus inter pares ist. Das Ziel ist tatsächlich ein Staat: föderalistisch, israelisch-palästinensisch-libanesisch, »und zu den Bindestrichen können gern immer weitere Glieder dazu.«
Zu diesem Zweck greifen sie gerade Syrien an, über den Golan: Das waren die Flugzeuge, die Jamal gesehen hat. Ach ja, Jamal: »Der hält schon lange Kontakt zu uns. Wir haben die Funkverbindung erst am Tag des Angriffs auf euer Camp verloren. Er ist mein Mann, und deiner, genau wie ich ursprünglich Skribas Mann war.«
Wie bitte?
Und so erklärt mir Philip, daß er überhaupt nur Rosenzweigs wegen hier ist, denn der war offenbar doch politischer drauf, als ich wußte – hat über den Siedler, der uns Waffen besorgt hat, schon früh einen Hilferuf an die USA und die NATO abgesetzt, und Reuland hat ihn erhört, ihm Philip geschickt – »Rosenzweig hat viele strategische Informationen gesammelt, ohne sein Material hätten wir weder Nablus noch Jericho nehmen können, und bald wird uns dank seiner Spione auch Ramallah zufallen.«
Und ich dachte immer, Iyari / Chica wäre die große Kapuziner-Propagandistin gewesen?
»Sie hat wohl nur versucht, durch ihre Sprüche Leute rauszulocken, die wirklich mit uns zusammenarbeiten – Leute wie Jamal. Aber der hat dichtgehalten – nicht mal Skriba wußte, daß er einer von unseren Verbindungso ffizi eren in eurem Camp war. Er wollte es allerdings auch gar nicht wissen, ich hab ihm nur versichert, daß etwa ein halbes Dutzend meiner Leute bei euch steckt, die dann wissen, was zu tun ist, falls es mal ernst wird. Vier davon sind allerdings bei dem Angriff umgekommen. Für ihn war’s eine Basis zum Ausruhen, dieses Camp, ein abgelegenes Fleckchen, und er konnte sich um die Wassergeschichten kümmern, die für uns während der Feldzüge sehr wichtig sind. Nachschub, weißt du.«
Philip nahm sich stundenlang Zeit für mich, wir waren auf seiner Terrasse, überm gleißenden See, haben einen ganz ausgezeichneten Fisch gegessen, irgendwas sehr Flaches und Großes. Dann waren wir bei Skriba, Zustand unverändert. Dann hab’ ich eine Führung gekriegt, bißchen professioneller als die Tour, die ich Echnaton bei uns auf dem Golan geboten habe – ich weiß jetzt mehr über das alles hier, das Imperium des Kapuziners, als ich je aufschreiben möchte: Verteidigungssystem En Gey, Posten auf dem Tabor, die Kanäle, die von hier bis nach Dschenin gegraben werden sollen, ehrgeizige Pläne noch und noch, die »Flottenbasis Tiberias«, wie er’s durchaus spöttisch nennt, künstliche Inseln aus Beton und Stahl, vor allem für die Luftabwehr, denn wer ins Landesinnere will, muß den Tiberiassee überfliegen, die ragenden Türme von Nazareth, wie schlanke Dolomitenspitzen – er hat mir Fotos gezeigt –, und das Leben unterm Hitzeterror in der Etappe, very Wüstenfuchs.
Ich habe ihm von Karin erzählt.
Er sagt, daß er veranlassen wird, daß sie doch in dieses neue Krankenhaus gebracht wird: »Differentialdiagnostik. Doktor Tepper schicke ich mit, damit sie keinen Unfug mit ihr machen.«
Vielleicht wäre es mir unter anderen Umständen peinlich, daß mich der Große so explizit vorzugsmäßig behandelt, aber es geht ja um Karin, und die soll er ruhig erster Klasse fahren lassen – ich, sagt er, soll allerdings hier bleiben.
»Es geht eh bloß um einen Tag, bis alle Tests gemacht sind, und dich brauchen wir hier.«
Wozu?
»Als Stimme für deine Leute. Als ausgebildeten Typen, der kämpfen und mit uns eine Strategie entwickeln kann. Als alten Freund von mir.«
Es klingt wahr, aber vielleicht ist es nicht alles.
Abends gehen wir dann tatsächlich Tennisspielen, bei Flutlicht, vor seinem Hauptquartier, das wohl mal ein Hotel gewesen ist, klein und niedlich, das einzige in dem Fischernest, aus dem sie ihre Festung Nummer eins gemacht haben. Der Boden ist tatsächlich erstklassig, ich habe das Match
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