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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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sie mehr W einsetzen, als sie zugeben? Philip trifft sich einmal die Woche in Sakhnin mit Werwölfen. Die höheren O ffizi ere sagen, ohne die W würden wir gar nicht soviel siegen.«
    Wieviel siegen wir denn?
    Und was machen wir als nächstes, wenn das »Dreiländereck«, wie Philip es, um mich zu ärgern, gerne nennt – Südsyrien, Südlibanon, Nordisrael –, stabilisiert ist? Ich fürchte, ich weiß es. Gestern habe ich Philip direkt gefragt, ob meine Raterei richtig liegt.
    Er hat’s mir bestätigt: »Wenn wir sicher im Sattel sitzen, hauen wir die Leute in der alten Hauptstadt raus. Ja, ich will Jerusalem.«

Siebzehnte Minidisc-Aufnahme
    J: Ich war ewig lange nicht mehr unten. Aber es gibt diese alte Abmachung, daß wir uns, wenn die Zeiten mal wieder danach sind, an den Fahrradständern treffen wollen, bei der alten Schule, wo wir uns damals nachmittags auch schon immer getroffen haben. Die Wochentage waren immer gleich, wenn wir nicht gerade Ferien hatten: Um eins rum heim, aus der Schule … Rölfchen und ich sind manchmal noch bißchen trödelig in den Stadtpark, Junkies angucken, denn weder seine noch meine Eltern waren mittags daheim, meine Mutter, na ja, sowieso, wie sagt man, alleinerziehend – und dann, mal gegen drei, mal gegen fünf, im Sommer früher, im Winter später, sind wir wieder zur Schule. Zu den Fahrradständern. Uns treffen. Später häufig mit Flugblättern, mal kamen die zu mir, mal zu Philip, große Pakete aus Freiburg oder Basel oder Frankfurt, die neuesten Sachen, alles sehr eilig … Zu Philip ­konnten die Gippies sie nicht schicken, seine Alten wären ausgerastet, die waren eh der Meinung, ich und Rölfchen wären ein schrecklicher Einfluß auf den lieben Jungen. Wir haben die Flugblätter dann nachmittags in Briefkästen gesteckt, es gab auch noch andere äh wie sagt man: »engagierte junge Leute« in der Stadt, die uns geholfen haben, aber keine o ffizi elle Parteigruppe, nur diese paar Kids. Auch vor der evangelischen und katholischen Kirche haben wir uns aufgestellt, sonntags, zum Verteilen, das gab immer den geilsten Ärger dann. Wenn die Flugblätter verteilt waren, sind wir im Sommer schwimmen, im letzten gemeinsamen Jahr hin und wieder Tennis spielen, das haben wir dann übrigens auch schon mal morgens …
    F: He, guck mal, da links, der Sonnenaufgang, in der Klemme zwischen den Bergen!
    J: Interessiert’s dich so wenig?
    F: He, sei doch jetzt nicht beleidigt … guck bloß mal, die Farben!
    J: Ja … wa… na. Du hast recht. Superschön.
    F: Gigantisch.
    J: Quelle aurore sur ces croupes / Qui commencent de frémir! / Déjà s’étirent par groupes / Telles qui semblaient dormir: / L’une brille, l’autre bâille…
    F: Ist von?
    J: Valéry, du Buchhändler!
    F: Du kannst einen Haufen Zeug auswendig, nehme ich an. In zahlreichen Sprachen.
    J: Yeah.
    F: Hättest du da nicht was anderes arbeiten können als internationale Spionage und Sabotage, ich weiß nicht, irgendwas, was dich trotzdem an der Quelle … wo du die Flamme trotzdem hüten kannst, was weiß ich, UNO -Dolmetscherin oder in äh Brüssel irgendein …
    J: Du bist eine echte bitch, weißt du das, Freddy?
    F: Wieso, ist doch logisch, oder? Und weniger gefährlich!
    J: Din logik är vansinnig och impulsiv, som ett trolls.
    F: Bitte?
    J: Ich sage, deine Logik ist irre und sprunghaft, wie die eines Trolls.
    F: Na danke. Tennis hast du gespielt?
    J: Yup. Morgens, vor der Schule, in meinem letzten Jahr im Städtchen zweimal die Woche, mit Rölfchen und Leuten aus anderen Klassen …
    F: Reiche Bürgerkinder?
    J: Anderen Schulklassen, nicht Marx. Aber, ja: Da waren auch reiche Kinder dabei. Allerdings nur coole, verstehst du? Eine Christine, ein Jahr unter oder, wie soll ich sagen, hinter uns, hatte Zugang zum Sportplatz, ihr Vater war irgendwas … irgendwie … na ja, und dann waren da also dieser Wolfgang, und Rölfchen, manchmal Philip, ein Alexander, und wechselnde Mädchen, Svenja auch, und Candela Lauder, Susanne Roth … oh Mann, das ist so lange her …
    F: In der Morgenröte, hm? Im Sommer?
    J: Ja, arschfrüh, manchmal schon um sechs. Rölfchen hat immer die BILD -Zeitung mitgebracht, vom Riedler-Bäck. Das war der Bäcker in der Stadt, damals gab es da noch keine Großbäckereien und nix. Tchibo hat glaub’ ich dann später … he, weißt du was? Ich kann mich an manche Sachen überhaupt nicht erinnern. Unheimlich.
    F: Wir Normalen haben das dauernd.
    J: Very droll.
    F: Ich stelle mir das nobel

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