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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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skarabäusgrünen Flügeln keine zwanzig Zentimeter vor seiner Nase äußerst irritierend vorbeigerast wäre, die ihn fast aus der Balance gebracht hätte – es pfiff wie ein ­Rohrblatt­instrument, als das Viech sich zwischen den Baumkronen spiralig in die Höhe schraubte –, und gleich darauf, noch ehe er recht Luft hatte holen können, zahlreiche Strudel direkt zwischen ihm und Valerie auf der einen, einer Reihe der hier allgegenwärtigen Holzinselchen auf der andern Seite aus dem an dieser Stelle anscheinend besonders tiefen Sumpf aufgetaucht wären, wie um sie beide davon abzuhalten, auch nur einen weiteren Schritt zu tun.
    Zombies raschelten im Unterholz – flohen sie, blieben sie stehen, kamen sie näher? Wollten sie angreifen?
    »Scheint ein Loch im Sumpfboden zu sein. Gut, daß du nicht weitergetapert bist! Am besten machst du jetzt kehrt und trägst mich wieder ’n Stück zurück, bevor die Alligatorenfamilie richtig auftaucht, oder was das ist da«, sagte Valerie, aber das Sprudeln wurde nur noch heftiger.
    Philip stand wie festgewachsen, moosige Erdbrocken, Schlingpflanzen-Spaghetti und Blätter wurden vor ihnen im Schäumen um- und umgetrieben, es gischtete und brandete, rumorte, rumpelte und brummte, der Sumpf spuckte Lehm, Dreck, Muscheln, rülpste Sumpfgas, und endlich tauchte aus dem grünschwarzen Sud, wohlbehalten, wenn auch schmutzig, der grüne Bus auf, am Steuer Klemens Braun, links Jennifer, und zwischen beiden, mit sehr unbehaglichem Gesichtsausdruck, die viel zu oft von viel zu verschiedenen Parteien entführte Mathematikerin Lena Dieringshofen.
    4  Hinten im Wagen wurde Philip von Jenny, die sich mit dergleichen auskannte, fürs erste ambulant versorgt.
    Der Lungenschaden machte ihr Sorgen, allerdings war keine Kugel ins Organ eingedrungen, sondern die Läsion hatte mit dem Sturz aus dem Fenster zu tun. Kugeln steckten dafür in beiden Oberarmen – eine wurde entfernt, während der tuckernden Fahrt – und im linken Schulterblatt.
    »Für dich kann ich weniger tun«, bedauerte Jenny die frierende Valerie, die aber viel zu neugierig war auf den Zielort, als daß sie das arg gestört hätte.
    Der grüne Bus war neben vielem – Brauns stolze Ansicht: fast allem – anderen auch ein Amphibienfahrzeug und ließ deshalb die enttäuschten und verstörten Zombies südlich der Hauptstartanlagen von Cape Kennedy geschwind mit ihren klappernden Gebissen zurück.
    »Wir sind … also noch obenauf … und gut in der Zeit?« gurgelte Philip, frisch verbunden, zwischen zusammengebissenen Zähnen.
    »Wie man’s nimmt«, seufzte Dr. Rock launig. »Wir wissen ja gar nicht, wie die Zeitpläne der zwei Gegenseiten aussehen, und da wir W Bela nicht dabeihaben, den Cordula unglücklicherweise erschossen hat – die Frau übertreibt es wirklich – da also unser lebender Dynamo und Leitungs-Navigator nicht dabei ist, wird’s wohl auch entschieden schwieriger, wenn nicht unmöglich, in die Rechner reinzukommen …«
    Jenny widersprach: »Ich habe ihn angefaßt, bevor er starb. Hab’ in ihn reingeguckt … ich könnte …«
    Valeries Gesicht hellte sich auf; lehmverschmiert und blutbesudelt, wie es war, kam es Philip jetzt doch sehr, sehr schön vor: »Du meinst, du bist jetzt er, oder kannst, was er kann? Das …«
    »Schh, Leute«, sagte Klemens August Braun und hob ein kleines schwarzes Kästchen übers Lenkrad, auf dem er irgendwas auf kleinen Tasten eingab.
    Vor ihnen konnten Lena, die drei hinten im Wagen und Dr. Rock selbst nichts als graubraunes Wasser und ein paar Sträucher erkennen, also sagte Valerie: »Was ist das, ’ne Garagentürfernbedienung für unsichtbare Garagen?«
    »Etwas in der Art, ja«, gab Braun zurück, und die Silodeckplatte schob sich knarrend in die Höhe, das Wasser floß ab. Das Licht über der Schleuse ging an.
    »Wir sind da.«
    5  »Unheimlich hier.«
    »Wie wird das eigentlich belüftet?«
    »Obacht, du stößt dir den Kopf an!«
    Bonk.
    »Danke, zu spät.«
    »Soll … ich … sie … wieder nehmen … Klemens?«
    »Sehr witzig.«
    »Gibt’s hier eigentlich Personal?«
    »War nie vorgesehen. Alles fernbedient, inklusive Wartung.«
    »Wo sind die Raketen?«
    »Strenggenommen: die Kugeln. Es ist Munition, weißt du. Mit Sprengköpfen. Die Rohre sind nebenan, und sie sind … sehr lang. Daß man das genau hier gebaut hat, war so ein Superschlaumeier-Einfall: Weil doch eh dauernd Starts in der Gegend stattfinden, dachte man …«
    »Oh Mann. Das ist jetzt das

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