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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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fast, als ob sie … es selber will, daß es vorher passiert. Als ob sie uns zwar dran hindern wollte, die Raketen zu stoppen, aber nicht daran, es durchzuziehen oder die Netz-Wiederherstellungskonferenz dafür zu nutzen, es zu machen.«
    »Es? Was es?« rief Valerie und ruckte mit dem Kopf so heftig, daß ihr Kinn in Philips Nacken stieß.
    »Kann was vorher passieren, und Cordula, was will sie zulassen? Wovon redet ihr?«
    »Von der Revolution«, sagte Jenny, und sank, von Doc Rock nur notdürftig abgefangen, bewußtlos auf den Boden der grabeskühlen Waffenkammer.

SECHSUNDFÜNFZIGSTES KAPITEL
    Innereien der Zeitgeschichte • Schaumstoff aus Deutschland • Steganographica • Sag zum Abschied leise • Jüngste Entwicklungen, jüngste Gerichte
    1  »Geht das jetzt bis zum Erdmittelpunkt so weiter?«
    Hillary kicherte, zwei der sechs bewaffneten Männer und Frauen vom Secret Service freuten sich ungezwungen mit. Es war Andreas Witter aber ernst mit der Bemerkung: Dieser weiße Schlauch, ausgeleuchtet wie das neusachliche Behandlungszimmer einer ganz besonders apollinischen Zahnarztpraxis, war der längste Hohlraum, den er je hatte entlanggehen dürfen oder müssen, und weil immerhin gut 30 % Steigungs-, das heißt Neigungswinkel das Vorankommen zu einem Abstieg machten, versank Andy mit der Präsidentin und ihrem Troß Schritt für Schritt ein wenig tiefer in die Unterwelt, was ihm aus praktischen, psychologischen und weltanschaulichen Gründen insgesamt mißfiel.
    Natürlich war ihm andererseits klar, daß diese Art Zugang bei dieser Sorte Anlage eine hochvernünftige Einrichtung darstellte. Gesetzt den Fall, die Häftlinge überwanden die Panzertüren, die Fangfallen, Instant-Knopfminen und Lasertastwaffen als Auslöser für Gas-Sprühdüsen sowie die elektrisierten Rampenplatten, die ihre Wohnquartiere von diesem langen Flur trennten, dann war es, wenn man sie wieder einfangen wollte, sicher kein Fehler, sie in ihrem vermutlich nicht allzu durchtrainierten und durch die lange Haft ordentlich demoralisierten Zustand auch gleich einen so elend langen Gang hochkrabbeln zu lassen.
    »Woran denkst du, Andreas?«
    »An Flucht. Daran, wie es wohl ausgehen würde, wenn sie versuchen würden, hier abzuhauen.«
    »Oh«, sagte Hillary leichthin, »mitfühlend von dir, an so was zu denken. Sie selber denken daran ganz bestimmt seit Jahren nicht mehr – immerhin können sie sich ausmalen, was draußen los ist. Sie haben uns die Welt, in der wir leben müssen, schließlich hinterlassen.«
    »Ich weiß nicht«, erwiderte Andreas, »nach allem, was ich vom Team Bush und überhaupt von den Funktionären herrschender Klassen durch die Jahrtausende weiß, sind sie zäher und halten ihr Zeug besser zusammen, als man für möglich halten sollte. Sie haben sich ja wohl auch nicht besonders gern und freiwillig schnappen, verurteilen und hierher bringen lassen. Warum sollte es also leicht sein, sie hier zu halten?«
    Hillary antwortete nicht, hob nur die Hand: Man war an der ­Panzer­tür angekommen, gab den Code an der Tür ein. Gleich würde Andreas, dachte er leicht mulmig, ein paar Leute kennenlernen, gegen die sowohl Colin Kreuzer wie Cordula Späth Philanthropen mit Sonne im Herzen und Agape auf der Nasenspitze waren.
    2  Die faszinierendste Figur im Aufenthaltsraum des bestgesicherten Staatsgefängnisses der Welt war eindeutig – auch wenn das burleske Schauspiel des sich mit lächerlichen Mitteln selbst trainierenden Ex-Präsidenten dichtauf lag – der uralte Donald Rumsfeld.
    Während sein ehemaliger Commander-in-Chief rotgesichtig und erkennbar übergewichtig auf dem am Boden festgeschraubten Kraftrad saß und dort bluthochdruckförderliche Spitzen-Fiktivgeschwindigkeiten erreichte, unablässig schnaubend, selbst der verhaßten Nachfolge rin ein joviales Grinsen spendierend, weil er einfach nicht anders konnte, begrüßte Rumsfeld, im langen schwarzen Kimono, die Gäste nur mit einem bösen Zucken im absurd faltigen Gesicht. Andy dachte gleich beeindruckt: Das Urböse, gegerbt von eigenen Lügen und Schlechtigkeiten, ein Schurke wie aus dem James-Bond-Film, zerknitterter Abscheu vor sich und allen andern, verbrannt, irgendwie geröstet, als hätte er noch vor kurzem in hellen Flammen gestanden.
    Der malerische Teufel sah die kleine Gruppe um Hillary an, fixierte kurz jeden einzelnen, als nähme er sie aufs Korn, nickte. Die Ohren waren gerötet, der kahle Schädel glänzte wie ein giftiger Pilz. Dann streckte er die

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