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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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gendwas egal wurde, ob die Welt, außer sich immer neu interpretieren und zu solchen Ephemeriden umrechnen zu lassen, vielleicht auch noch verändert werden sollte.
    Dieter Fuchs und die anderen gebildeten Bohemiens, die er auf Beers Anregung mit dem kleinen Projekt »Valerie« vor die Köpfe stoßen wollte, hatten es gut: Die mußten nämlich sehen, wo sie blieben, als Freiberufler, und hatten deshalb genügend Weltkontakt schon qua Überlebenszwang – daß ihr Denken vor der Welt eher davonlief in die Zeitmode, Bildkritik, Medienkunde, den Foucauldianismus und die Deckelchendekonstruktion in der Kneipe, war verzeihlich. Wer von der Welt noch angerempelt wird, darf durchaus vor ihr davonlaufen. Welche Entschuldigung aber hatte einer mit sicherem monatlichem Einkommen? War es nicht seine Pflicht, der drohenden Verfettung des Kopfes mit allen Mitteln entgegenzuwirken? Mußte er nicht das Freigestelltsein von Existenzangst zur mitleidlos wahrhaftigen Betrachtung der Situation nutzen, um den Respekt vor sich zu bewahren?
    Kleine Versuchungen, kleine Sündenfälle, kleine Ausrutscher, täglicher Verrat: Am Ende hatte der Redaktionskollege, dessen Aufgabe es gewesen war, Rolfs Artikel über das Onanie-Buch von Laqueur gegenzulesen, alle weitausholenden Angriffe aufs Diskurslatein und den übrigen foucauldianischen Schwiemelkram wieder rausgekürzt: »Das sind so polemische Allgemeinplätze«, hatte der erfahrene Betreuer der Geisteswissenschafts-Seite ihm milde, aber streng erklärt. »Die Leute wollen hauptsächlich den Inhalt des Buches kapieren. Nichts gegen die geistreichen Bemerkungen von Herrn Robert Rolf, aber wissen Sie, da schreiben Sie dann wirklich lieber mal einen grundsätzlichen Essay für unsere samstäglichen Sonderseiten, das gehört nicht hier rein.«
    Das Schlimmste: Es stimmte, nichts davon war Sabotage an seinem Anliegen, das vielmehr eben wirklich deplaziert gewesen war.
    Zahmer Betrieb: Auf diese Formel brachte Robert Rolf sein Leben etwa zwei Wochen nach der Begegnung mit Beer in Karlsruhe. Zahmer Liebesbetrieb, zahmer Schreiberbetrieb, zahmer Perspektivenbetrieb.
    Um sich daraus zu befreien, hatte er, eher der momentanen Laune als einem echten Vorsatz folgend, seiner Frau Bettina am Telefon also vom Mephistopakt mit Michael erzählt. Seiner Freundin Judith wollte er, bevor sich nicht Konkreteres ergab als der Vorsatz selbst, nicht damit zur Last fallen.
    Bettina war sofort dabeigewesen: »Mal sehen, ob ich die Furzidee von deinem schwulen Technokasper richtig verstanden habe. Ich soll dich mit meiner fünfzehnjährigen Cousine verkuppeln, damit Dieter Fuchs den Verstand verliert und man in ganz Berlin und Köln und sonst noch wo über dich tratscht, du wärst der größte Kinderficker aller Zeiten. Sehr gute Idee, muß ich sagen. Am besten, du rufst sie nicht an, sonst zicken ihre Eltern. Die sind ziemlich streng drauf, vor allem der Vater, mit dem willst du dich nicht anlegen. Die Mutter ist weniger ein Problem, die freut sich schon, wenn sie merkt, daß sie atmet. Leiche halt. Aber warte, ich gebe dir mal die E-Mail-Adresse von der Kleinen. Viel Spaß – und sag Bescheid, wenn sich wer umbringt wegen der Scheiße, damit ich meine schwarzen Sachen raussuchen kann.«
    Nächster Schritt. Eine Mail hin, eine Mail her, dann die Eisdiele, und hierauf die »Bedenkzeit« von zwei Wochen. »Ab da ist Dieter Fuchs wieder eine Weile in seiner Berliner Wohnung. Der Typ, um den es ­haupt­sächlich geht«, hatte Robert Rolf der aufmerksamen Valerie erklärt.
    »Übermorgen muß ich ihm irgendwas sagen – ja oder nein, auf deutsch. Da sind die zwei Wochen rum.«
    »Okay. Also«, Sarah kehrte ihre praktische Seite heraus: »Ich würde sagen, du brauchst auf jeden Fall noch ein paar Eingeweihte. Leute, die für dich covern. Für Ausreden, damit du auch mal unter der Woche abends weg kannst, wenigstens bis zehn. Sonst klappt das alles nicht. Der Schwindel zielt ja auf Leute, die andauernd in der Kneipe stehen.«
    Valerie nickte und grinste dazu: Sarah schien schon beschlossen zu haben, daß Valerie mitmachte.
    »Und du wirst das dann vor allem sein, diese tolle Unterstützung, supertypisch.«
    »Jawoll«, bestätigte Sarah schamlos. »Ich und die kleine Alkoholikerschildkröte da auf meinem Teppich, die sich mit den Fingern die Läuse aus den Locken rupft.«
    Valerie sah zu Christina, die im grellen Sonnenlicht des langen Tages, das sich machtvoll durch die hohen Fenster ins Zimmer ausgoß, auf die Seite

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