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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Macapagal-Arroyo wie der blutbesudelte indonesische Präsident Megawati Sukarnoputri hatten sich ohnehin rasch an George W. Bushs Krieg gegen den Terror gehängt. Die Philippinen erreichten eine beachtliche Steigerung der US-Militärhilfe, indem sie sich als Lieblings-Alliierte ins Spiel brachten: Vor 2001 gab’s 2 Millionen Dollar jährlich für Totmachgerätschaften und Personalbeilaunehalten, das vervierzigfachte Washington nun auf 80 Millionen. Zwar hatte der philippinische Staat 1992 alle amerikanischen ­Militärbasen schließen lassen, aber bald war die Army wieder bei den Manövern dabei.
    Trotzdem, oder, wie die Meuterer glaubten, deswegen ereigneten sich immer brutalere Anschläge, ein Flughafen da, eine Diskothek hier, eine vielfrequentierte Straße dort, ein Hotel woanders. Wie der Krieg gegen die Separatisten der Aceh-Region in Indonesien war auch die Aufstands­bekämpfung wider die Rebellen Mindanaos plötzlich keine einheimische Angelegenheit mehr, sondern ein Weltkriegsnebenschauplatz.
    Neu an allen kleinen und größeren Kriegen, denen in jenen Monaten die gleiche Rolle zu kam, war vor allem eines: Die Gefallenen blieben nicht liegen.
    Erst sonderten sich wie von selbst entstehende kleine Verbände von Zombies vom Rest der Gemetzel ab, patrouillierten durch den Dschungel, überfielen kleine Farmen, fraßen Ziegen auf und Kühe, seltener griffen sie Menschen an. Dann mischten sie sich wieder ein, stahlen Waffen und Munition, attackierten beide Kriegsparteien, und auf einmal waren sie, keiner wußte wie, zu einer dritten Front geworden, neben der scheinbaren lokalen und der immer mitgemeinten gobalen.
    Raubzüge, Marodeurstrupps, Einfälle in landwirtschaftliche Betriebe, Nahrungsmittelspeicherraub. Die regulären Verbände schlugen zurück, den Befehl im Nacken, jene so effektiv wie möglich noch einmal zu töten, die vor kurzem wie sie selbst gewesen waren. Die Desertationsrate stieg sprunghaft.
    Korrupte O ffizi ere versuchten, sich aus den ineinander verhakten Frontverläufen freizukaufen. Das Verbrechen, die Bestechung, die Erpressung wurden zu ino ffizi ellen Schattenbestandteilen des militärischen Reglements. Am Ende der Verwirrung standen jene massenhaften Meutereien, zu denen die Kaufhaus-Boobytrap-Aktion zählte.
    Man räumte auch diese Meuterer ab, räucherte sie aus, stellte Insurrektionisten vor Schnellgerichte, hielt den Deckel drauf, nicht zuletzt auf amerikanischen Wunsch. Aus den USA importierte man Sprach- und Bildregelungen, die hochbezahlte PR -Experten entworfen hatten. Auf ein paar Schreibtischen landete die Sache dennoch – zum Beispiel auf dem der ehemaligen Außenministerin, also auch dem der Senatorin.
    Beide Frauen erkannten, was die Verzweiflungstat im Kaufhaus gewesen war: das erste Aufflackern einer vierten Front, auf die rasch eine fünfte folgen konnte, wenn sie verheimlicht wurde statt angegangen, und eine sechste, wenn das Cover-Up fehlschlug.
    Aber was hätte man tun sollen, als man solcher Zeichen ansichtig wurde?
    Was für eine Wahl hatten jene, die in der Burg saßen, die aus der ver kehrten Welt geworden war? Verteidigung, Angriff, Ausfall? Oder Über­gabe an Legionen lebender Leichen, auf Gnade und Ungnade?

NEUNTES KAPITEL
    Formen verfrühter Verführfähigkeit • Ein Zwischenbericht
    1  Christina fuhr sich mit beiden Händen links und rechts durch ihre Janet-Jackson-Kräusel-Locken. Dazu wippte sie langsam mit dem Oberkörper vor und zurück, im bequemen Schneidersitz, was nach meditativbuddhistischen Bewegungsübungen aussah, aber eher cool gemeint war. Ihr konzentrierter Gesichtsausdruck verriet, daß sie auf der Suche nach einem passenden Ausdruck für einen Gedanken war, den sie Sarah und Valerie unbedingt mitteilen wollte. Rahmsüf fi ge Hippiemusik schwappte aus dem alten Blaupunkt-Cassettenrecorder auf Sarahs breitem Bett, schäumte, warf Blasen. Im Zirpen, Trommeln und Baßpumpen quoll plötzlich elektrische Gitarrenmarmelade auf, die sich umgehend in ihrer eigenen Breite verlor; der Ausdruck »Jam« war diesen Tönen mehr als angemessen. Sarah hatte das Tape, wie einige andere mehr, von ihrem großen Bruder, der derzeit als Grafikpraktikant bei einer Agentur in New York arbeitete.
    »Paul schläft und lebt in dem Studio«, gab Sarah gern an, »das ist so derbe – echt kein Job mehr, ’ne richtige Lebensform. Er hat sich da einen Schlafsack hingepackt und behauptet, auf dem Flur würd’ er ab und zu sogar so ein kleines Biwak-Zelt überm

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