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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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Schlafsack aufziehen. Kann stimmen, kann auch gelogen sein. Mußt du dir aber mal vorstellen, Valerie, der kocht sich da über so’m kleinen Gaskocher sein Essen in Camping-Geschirr aus Metall! Die müssen alle total wahnsinnig sein, arbeiten 20 Stunden durch und schlafen dann zu sechst auf dem Fußboden. Das ist wie bei diesem Kunstmeister Beuys damals, der sich in irgendeinem Penthouse mit einem Wolf oder Schakal eingesperrt hat, mitten in der Stadt, härtestes Survival-Wüstenzeug.«
    Auf Pauls zurückgelassenen Cassetten spielten Bands mit teppichstaubigen Namen wie Ten Years After oder Grateful Dead (das war die, der die drei gerade zuhörten, daß die breiten Blätter von Sarahs Gummibaum in der Ecke wohlig zitterten) ihren Kram runter, eine Freude, ein Memento. Die Platten waren neu gewesen, als Valeries und Sarahs Eltern einander noch nicht begegnet waren (Christinas schon, aber die kannten sich aus dem Kindergarten).
    Sarah und Valerie lagen einander lässig in den Armen, auf der Quiltdecke, die Sarahs große Matratze bedeckte; zwei benebelte, vielleicht opiumabhängige Liebende in irgendeiner Baudelaire- oder Oscar- Wilde-Phantasiezimmerflucht, very 19. Jahrhundert.
    Alle drei Mädchen waren durchaus passend zur Musik gekleidet: Hippieröcke, Hippieleibchen, chinesische Münzen mit Löchern drin an Halsketten aus Hanfband, lederne Sandalen. Es war den ganzen Tag über sehr heiß gewesen; die Mädchen hatten eben erst aufgehört, um die Häuser zu ziehen, sich durch die Bestände von Second-Hand-Läden zu wühlen, im Solishop Hennatöpfchen und Nagellackfarben zu erste hen. Jetzt mußte der kleine Hexenzirkel verschnaufen, träge, ver schwitzt, leuchtend jung.
    Einzig das Getränk paßte nicht ins Bild: Auf dem Läufer vor der verschlossenen Türe, durch die sich Sarahs Eltern, zwei sehr vorsichtige Menschen – er Architekt, sie Kosmetikerin – nur im Notfall zu treten trauen würden, stand eine halbleere Flasche Freixenet-Schampus. Christine, die am wenigsten getrunken hatte, aber am sonnenempfindlichsten war und deshalb vielleicht schon einen kleinen Stich weghatte, schwankte ganz offensichtlich betrunken, wippte vor und zurück und suchte nach Worten fürs Unsagbare, wahrscheinlich aber doch eher Simple.
    »Ja, bitte?« hob Sarah die Stimme.
    Nach ein bißchen Summen und Lallen brachte Christine, herausgefordert, endlich so etwas wie einen zusammenhängenden Satz über die Lippen: »Dusa… dusehassse… du hasssecht die unmöglichssse Musik, diech kenn, weissu das?« Damit richtete sie ihren Blick auf das Poster der Foo Fighters, das überm Bett, über den Köpfen der beiden Freundinnen an der himmelblau gestrichenen Wand hing. Es paßte einerseits überhaupt nicht zu dem Gedudel aus den Boxen (ganz andere Musik), andererseits ganz gut (auch so eine Musik, die Christina nicht leiden konnte).
    »Ja, die hab’ ich. Obwohl sie natürlich meinem Bruder gehört, gell, ist recht – bloß, wie hilft das jetzt unserer Kleinen hier weiter?« erwiderte sie und streichelte zugleich die gemeinte Valerie. Deren Kopf ruhte auf Sarahs Brust. Die älteste der drei strich also der jüngsten geistesabwesend, aber lieb über die glatten rotblonden Haare und schaute nachdenklich nirgendwo hin.
    »Hömm?« fragte Christine unartikuliert nach.
    »Na ja«, versuchte Sarah, das Gespräch wieder anzuknüpfen, wo es durch die kurze Meditationspause im Schatten der Grateful Dead versandet war. »Die Frage ist doch, ob unsere Süße hier auf das unmoralische Angebot von diesem Spinner eingehen soll. Ist das klug, sich mit ihm als Kinderhure auf o ffizi ellen Anlässen zu zeigen, wo die andern Spinner sich treffen, die er kirre machen will? Oder eher lieber nicht?«
    »He!« protestierte Valerie, stieß sich von Sarah ab und in die Höhe. »Was heißt hier … so kannst du das …« – Sie schob die Unterlippe vor: »… ja wohl echt nicht sagen. Kinderhure! Das ist echt eklig.«
    »Voll eklig«, pflichtete Christina, verloren im Fiepsen der Toten, mit glasigem Blick bei.
    »Soo sorry, Süße!« verteidigte sich Sarah, zog die Freundin wieder an sich und drückte ihr einen Schmatz auf die Stirn. »Ich mein’ ja auch bloß. Schon klar, daß du nicht mit ihm ins Bett sollst, aber bißchen pervers ist das alles doch trotzdem, nicht?«
    »Find’ ich ja auch«, sagte Valerie lächelnd, zu sich selbst wie zu Sarah. Sie war nämlich stolz darauf, daß sie für den Plan überhaupt in Frage kam, den sich der Typ, um den es ging,

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