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Für immer in Honig

Für immer in Honig

Titel: Für immer in Honig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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gekippt war und desorientiert maunzend auf dem Teppich herumlag.
    »Ich … glaube, mirislecht«, kam’s kleinlaut aus dem Mund der Zusammengekrümmten.
    »Kotz mir bloß nicht auf den Teppich«, meinte Sarah desinteressiert und nahm Valerie erneut in den Arm. Die beiden sanken zwischen die grandiosen Riesenkissen, lachten und waren sich sehr sicher, daß bald alles prima spannend werden mußte, zu Recht.
    2  Hey Michael,

    Du sauberer Jugendverderber; jetzt hast Du Deinen Willen: Es geht los.
    Ort und Zeit hatte ich mit Bedacht gewählt (böh): Die Ausstellungseröffnung liegt schon ein paar Tage zurück, aber viele gehen natürlich lieber erst am Wochenende hin. Der Gedanke war folglich der: Ein paar der nötigen Nasen wird man auf diese Weise sicher treffen, aber eben noch nicht gleich allzuviele. Denn überleg Dir das bitte mal: Wenn ich wirklich ein Kinderschänder bin, dann exhibitioniere ich das nicht gleich auf dem Geburtstagsfest des beliebtesten Menschen der Stadt, sondern traue mich erst langsam ins kalte Wasser, Zehen zuerst. Am ­Sonn­tag­nach­mit­tag war hier also Generalprobe mit mir und der wilden Valerie. Wir haben einen direkten Treffer erzielt: Das Gerücht ist in der Welt, und wird dort von jemand verbreitet werden, der, vielmehr: Die vor allem Herrn Dieter Fuchs sehr nahe steht. Kennst Du seine Frau, Stefanie Mehring? Die wohnt ja jetzt auch hier in Berlin, obwohl die beiden nicht zusammenwohnen im Moment, oder nur manchmal, oder sonst was Unübersichtliches. Stefanie ist jedenfalls sehr nett, ungefähr so alt wie er, ein Messerspitzchen jünger vielleicht. Sie hat früher fürs Fernsehen gearbeitet, in einer Kindersendungsredaktion (ist also vom Fach, bestens gewappnet, unsere Lolitaneuigkeiten zu vervielfältigen. Ha ha ha, sehr komisch). Mme. Mehring lebt lebenslustig, wie man so sagt, geht viel weg, schleppt ihn dann mit, man hat sie immer in den richtigen Clubs gesehen, damals während meiner Zeit beim »Spock«. Und diese Dame – sowie noch jemand anders, dazu komme ich gleich – hat ihn wunschgemäß mitgekriegt, den Debütantinnenauftritt unserer Komplizin.
    Die stellt sich übrigens alles andere als ungeschickt an, kann ich Dir sagen. Mir ist manchmal wirklich die Luft weggeblieben – laß mich bitte nicht lange beschreiben, was sie angehabt hat und wie sie sonst aufgemacht war, sonst klinge ich wie der hinterletzte Lustgreis. Bloß ein paar Impressionen: Das mit dem Wachs in den Haaren, wodurch Frisuren anscheinend irgendwie ganz anders fixiert aussehen als bloß mit Wetgel, und bei ihr dann das von Natur Rotblonde sofort ins Füchsische rüberflammt, vor allem überm Ohr, rechts, wo sie so eine kleine Metallspange drin hatte: Das hätte man fotografieren müssen. Nabokov.
    Nein, Auszeit: immer dieses blöde Lolitading. Ich habe das verdammte Buch nie gelesen, glaubst Du das? Fand immer nur »Pale Fire« interessant, überwältigend hinterhältiges Meisterwerk, hoffentlich übersetzt das nie einer neu, schon die alte Entzauberung ist schwer zu ver kraften, aber wenigstens bieder, wenn da noch ein selbsterwählter Bauchredner des Meisters ran darf, dann wird Heulen und Zähneklappern sein.
    Wo war ich? Valerie Thiel.
    Ich dachte zuerst, die hat irgendein Lipgloss um die Schnute, aber das ist ihre echte Lippenfarbe, Himbeer. Dazu dann ein lila Top, ärmel- und trägerlos, halt, es heißt ja wahrscheinlich nicht lila, meine Freundin hat mir das mal beizubringen versucht – sie ist Gestalterin, ich hab’s wohl mal erwähnt? Aber den richtigen Farbnamen kann ich mir nie merken – und diese kurzen Stretchhosen, die all das böswillig betonen, was eigentlich nicht da ist, Oberschenkel und Po …
    Oh Gott, das liest sich, als wäre ich halt doch der belgische Casting-Boss von Schlimme Filme & Co. – aber wie gesagt, alles total bewußt auf Effekt ausgesucht, die hat sich extrem hingedreßt.
    Also: Ob sie die Sache hinkriegt, wird das kleinste Problem – wenn Du das nicht glaubst, lies nur erst, wie sie mit ihrer Rolle umgeht, auf dem verbalen Planungslevel. Method Acting. Auf dem Weg zum Aus stellungsort, den Kunstwerken Berlin, Auguststr. 69, fragt sie mich knallhart: »Soll ich eigentlich viel rauchen?«
    Ich muß mich gewunden haben, will ja auch nicht Schuld sein, daß sie sich die Lunge zuteert, aber offenbar raucht sie eh seit einiger Zeit. Direkt verbieten will ich’s ihr andererseits auch nicht, hab’ also ir gendwas gestammelt, und sie zieht ihre Packung Gauloises

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