Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
begann er: „Es sieht so aus, als wenn wir sie identifiziert haben. Elena Zeiger aus Russland. Der Hinweis auf die Diskothek war ein Treffer. Der Typ war zwar ein Arschloch, pardon, aber seine Bürotante verhielt sich sehr kooperativ.“
Mechthild mochte die abwertende Art nicht, wie Roder von Zeugen sprach. Er schien die ganze Menschheit zu verachten. Sie glaubte, dass darin Roders eigentliche Schwäche lag: Er konnte sich wahrscheinlich selbst nicht leiden. Und diesen Frust musste er an anderen auslassen. Aber sie war nicht sein Seelendoktor. Sie war seine Chefin. Und wenn er zu weit gehen würde, bekäme er von ihr etwas auf die Finger.
„Stein und Krasnitz sind schon auf dem Weg und überprüfen ihre Adresse“, fuhr Roder fort.
„Das hört sich richtig gut an! Bereiten Sie die neuen Fakten für die Besprechung heute Nachmittag auf. Ich gehe jetzt zu Frau Günher, um zu sehen, ob die Kameraaufnahmen etwas gebracht haben.“
Gemeinsam verließen sie das Büro.
Ayse saß vor ihrem Bildschirm und starrte konzentriert auf eine Videoaufzeichnung, die im Schnellvorlauf über die Mattscheibe flimmerte. Um sie herum lagen haufenweise DVDs. Als sie Mechthild hereinkommen sah, klickte sie die Pausetaste.
„Nun, wie sieht’s aus?“ fragte Mechthild und legte den Arm um die Schultern ihrer Freundin.
„Es ist genial! Ich habe ihn drauf. Allerdings nur von hinten!“ Ayse kramte in einigen Bildausdrucken neben sich auf dem Schreibtisch. „Hier. So sieht er aus.“
Sie reichte Mechthild einen Ausdruck. Viel zu sehen war darauf allerdings nicht. Der Weitwinkel hatte das Bild verzerrt. Und die mangelnde Tiefenschärfe des Kameraobjektivs ließ auf der Vergrößerung alles nur schemenhaft erscheinen. Von einem brauchbaren Photo konnte man nicht gerade sprechen. Genau genommen war das Bild für eine Identifizierung völlig ungeeignet. Ein Mann in dunkler Kleidung stand oberhalb des Leichenfundortes am Ende der Wallanlagen, halb verdeckt durch einen am Straßenrand stehenden Pkw.
„Ist das alles?“ fragte Mechthild enttäuscht.
„Nein, sieh dir mal das an!“ Ayse kramte in einem der von ihr angelegten DVD-Stapel und zog eine hervor. „2916“ hatte sie mit einem schwarzen Filzstift darauf geschrieben und damit die Stelle des Bildzählwerks notiert, an der sich ihre Entdeckung befand. Sie schob die DVD in den PC und spulte den Film in großen Sprüngen nach vorn. „Hier: Jetzt kommt’s!“
In verkleinerter Form war nun wahrscheinlich der Mann vom Photodruck zu sehen, wie er von links ins Bild trat. In der Hand trug er einen Gegenstand, von dem nur ein langer Stiel zu sehen war. Er blickte die Böschung der Wallanlagen herunter und wartete. Nun kam ein anderer Mann die Böschung hinauf und stellte sich vor ihn auf den Gehweg.
„Der andere ist der tote Gärtner“, erläuterte Ayse. „Achtung! Gleich geht es los!“
Auf dem Bildschirm war zu sehen, wie der unbekannte Mann den Gegenstand in seiner Hand hob und damit gegen den Kopf des Gärtners schlug. Es musste sich um eine Schaufel oder einen Spaten handeln. Der Gärtner ging sofort zu Boden und war, jetzt verdeckt durch den davor parkenden Wagen, nicht mehr zu sehen. Lediglich der Unbekannte war noch zu erkennen. Mehrmals hob er den Spaten und schlug wahrscheinlich weiter auf den Gärtner ein. Dann drehte er sich plötzlich zur Seite und eilte davon. Neben einem Transporter, dessen Heck noch gut zu erkennen war, verschwand er aus dem Bild.
„Halt! Warte! Noch mal zurück!“ rief Mechthild. „Der Transporter. Das Kennzeichen ist drauf. Kannst du das vergrößern?“
„Ja, das krieg ich hin.“ Aus einer Tool-Leiste am Rande des Bildschirm zog Ayse einen flimmernden Rahmen und legte ihn über das Autokennzeichen. Dann vergrößerte sie diesen Ausschnitt und lud ihn in ein anderes Programm. Das Kennzeichen war noch völlig unleserlich. Aber mit jedem Mausklick von Ayse wurden die Konturen schärfer. Bis endlich Buchstaben und Ziffern zu erkennen waren: HB-AC 316.
„Das Kennzeichen von Schatz“, bemerkte Mechthild, „aber er ist es nicht gewesen. Das Kennzeichen ist eine Fälschung. So ein Mist!“
„Warte noch. Es geht noch größer! Vielleicht können wir noch das Siegel der Zulassungsstelle entziffern.“
Ayse legte einen neuen Rahmen um das Siegel des Kennzeichens und ließ den Computer den Ausschnitt weiter vergrößern und ergänzen. Das runde Emblem nahm nun den ganzen Bildschirm ein.
„Das ist ja gar kein Siegel!“ wandte Mechthild
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