Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
ein. Auf dem runden Emblem war ein Ritter zu erkennen. „Sieht wie eine Medaille aus!“
„Ja, genau. Weißt du, was das ist? Das ist die Rittermedaille, die der Weser-Kurier auf seiner ersten Seite zwischen seinem Namen stehen hat. Von weitem sieht es wie ein Zulassungssiegel aus.“
„So ein Pech. Wirklich schade! Kannst du noch weitermachen und uns nachher einen Bericht abgeben?“
„Ich versuche den Kerl noch näher beschreiben zu können. Ich habe ja einige Anhaltspunkte auf dem Film. Lass mich mal machen!“
Als Mechthild Ayses Bürotür öffnete, prallte sie mit Heiner Heller zusammen. „Mein Gott!“ schnauzte sie los. „Passen Sie doch auf!“
Heller hatte sich so sehr erschrocken, dass er zurücktaumelte und dabei fast über seine eigenen Füße gestolpert wäre. „Tut mir leid, Frau Kayser. Ich habe ihn!“ gab er atemlos von sich.
„Wie? Sie haben ihn?“ Mechthild hatte sich noch nicht wieder gefasst, zog aber Heller in Ayses Büro und drückte ihn kraftvoll auf einen Stuhl. Sie sah ihm an, dass er ziemlich aufgeregt war. Trotz seines sonnenbankgebräunten Gesichts waren rote Flecken darauf zu erkennen. Das hatte etwas zu bedeuten.
„Ich habe eine E-Mail aus den USA erhalten. Dort gibt es einen Spezialversand für Kleidung aus vergangenen Jahrzehnten. Und die hatten zwei Bestellungen von einem Typen aus Bremen. Erst ein blaues Paillettenkleid nebst Unterwäsche, Schuhen und Strümpfen. Und dann noch mal eine größere Bestellung. Unter anderem auch ein rotes Cocktailkleid!“
„Die Kleider unserer beiden Leichen!“ entfuhr es Ayse.
„Sogar ziemlich sicher!“ sagte Heller. „Ich habe Vergleichsphotos der versendeten Ware erhalten, nachdem ich denen erklärt hatte, worum es geht.“
„Und der Empfänger?“ fragte Mechthild.
„Heinz Lautermann. Ein Typ aus Tenever!“
Tenever, dachte Mechthild. Eine Hochhaussiedlung am Rande Bremens. Ein Wohnsilo neben dem anderen. Eine unruhige Gegend mit vielen Menschen. Viele verschiedene Nationalitäten wohnten dort mit Deutschen zusammen, von denen immer mehr wegzogen. Wenn sie konnten. In diesen Hochhäusern ließ es sich leicht anonym leben. In der Regel interessierte sich keiner für den anderen. Sie schaute Heller weiter fragend an.
„Mehr habe ich noch nicht. Das war jetzt gerade erst rausgekommen! Was soll ich tun?“ fragte er ein wenig hilflos.
„Sie tragen mir jetzt alles über den Lautermann zusammen. In einer Stunde ist Lagebesprechung. Ich habe das Gefühl, wir sind ganz nah dran!“
Mit diesen aufmunternden Worten schickte sie Heller aus dem Zimmer und blickte zu Ayse. Obwohl Mechthild seinen Ermittlungskünsten nicht viel zutraute und glaubte, dass er mal wieder viel Zeit verschwendet hatte, war sie selbst von sich überrascht, als sie selbstsicher sagte: „Jetzt kriegen wir ihn! Bis nachher!“
Unterdessen waren Krasnitz und Stein an der ehemaligen Adresse von Elena Zeiger angekommen. Sie parkten auf der Rückseite des Gebäudes in der Emil-Waldmann-Straße, durchquerten einen Durchgang und gelangten so zur Vorderseite des zehnstöckigen Gebäudes. Auf jeder Etage waren acht bis zehn Wohnungen. Ein- oder Zwei-Zimmer-Appartements. Die beiden besahen sich die Briefkästen und die Klingelanlage. Viele der Briefkästen waren aufgebrochen. Die Klingelanlage hatte einen zwar begrenzten, aber sich verheerend auswirkenden Brandanschlag hinter sich. Namensschilder waren die Ausnahme. Elena Zeigers Name war nicht zu entdecken.
„So ein Scheiß!“ äußerte Stein seinen Missmut. „Wie sollen wir die Wohnung denn hier finden?“
„Keine Ahnung“, sagte Krasnitz. „Wir können nur das Photo nehmen und überall rumfragen.“
Die Haustür war unverschlossen. Im Flur war es dunkel. Die Deckenleuchte war zertrümmert. Sie zogen die eiserne Tür des Fahrstuhls auf und entschlossen sich dann, doch lieber zu Fuß zu gehen. Nicht nur, weil der Fahrstuhl aufgrund seines erschreckenden Zustandes ihr Misstrauen bezüglich seiner Funktionsfähigkeit weckte, sondern vor allem, weil er vollgekotzt war. Es stank erbärmlich.
„Tolles Haus!“ meinte Krasnitz sarkastisch, und dann stiegen sie die Stufen in den ersten Stock hoch. Auch auf diesem Flur gab es keine Deckenbeleuchtung mehr, doch Fenster, die sich jeweils am Ende des Ganges befanden, spendeten so viel Licht, dass die beiden sich orientieren konnten. Eine lange Reihe von dunkelbraunen Türen lag rechts und links am Flur. Klingeln und Lichtschalter waren zum Teil aus den
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