Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
die Richtige mit ihren braunen, halblangen Haaren. Er war nervös, als er auf den Parkstreifen fuhr, aber er wusste, dass dies für seine Pläne nicht hinderlich war. Nervosität war nur etwas Natürliches, wenn man ein Blind Date hatte. Jede Frau würde argwöhnisch werden, wenn man zu cool auftrat. Elena würde denken, dass es die auch für ihn ungewohnte Situation war, die ihn aufgeregt machte.
Er öffnete ihr nicht einfach die Beifahrertür zum Einsteigen, sondern stieg aus. Er wusste, dass sie das Gefühl haben musste, beim ersten Zusammentreffen einfach Nein sagen zu können. Ohne diese vertrauenschaffende Geste hätte sie möglicherweise Vorbehalte entwickelt. Und die konnte er zu diesem Zeitpunkt nicht mehr gebrauchen. Er ging mit einem gespielt unsicheren Lächeln auf sie zu. Für einen Moment dachte er, es könnte auch wirklich so sein. Er trifft auf die Frau, die ihm alles geben kann und die für ihn alles bedeutet, so dass er sein wahres Motiv nicht weiterleben muss und er nun von allem Leid befreit wird. Seine Erlösung.
Aber dann besann er sich. Eine solche Vorsehung gab es für ihn nicht. Dunkelheit legte sich wieder über ihn. Sein Lächeln versiegte nicht, als er sie begrüßte und ihr vermittelte, dass er eine Enttäuschung erwartet hatte und nun das Gegenteil vorfand.
So kam es jedenfalls bei Elena an. Sie sah in den Augen ihres Gegenübers all die enttäuschten Träume und hatte den Willen, diesem Mann zu seinem Glück zu verhelfen. Und das würde auch ihr Glück beinhalten.
Benjamin schaute, Unbeholfenheit vortäuschend, auf das Pflaster, als er sagte: „Sag mir gleich, wenn es nicht passt. Ich mache so was zum ersten Mal und weiß nicht, wie man weitermacht. Wenn ich dir nicht gefalle, kannst du das ruhig gleich sagen. Das ist nicht so schlimm.“
Das war für Elena die entscheidende Ansprache. Sie sah, oder genauer, sie glaubte, dass sie einen guten Mann vor sich hatte. Er war in ihren Augen eigentlich schwach. Aber er hatte alles, was sie sich zu diesem Zeitpunkt erträumte. Er wirkte auf sie jung und schüchtern. Ein wenig unbeholfen und mit nicht allzugroßem Selbstbewusstsein ausgestattet. Kein Machogehabe, sondern eine Natürlichkeit, die sie brauchte. Und sie war sich sicher, wenn es klappte, hatte sie diesen Mann im Griff.
„Mach dir keine Gedanken. Wir sind doch erst am Anfang“, antwortete sie fröhlich und unbeschwert. „Ich bin gespannt, wie du lebst. Lass uns auf deinen Bauernhof fahren.“
Er gefiel ihr wirklich. Er strahlte etwas Jungenhaftes aus, von dem sie sicher war, dass sie es ergänzen konnte. Sie durfte ihn jetzt nur nicht loslassen. Dem Himmel sei Dank, dass es so gekommen war. Wenn sie gewusst hätte, wie er zum Glauben stünde, hätte sie sich jetzt bekreuzigt. Aber lieber nicht. Wer weiß, was es ausgelöst hätte. Innerlich stieß sie ein Dankgebet gen Himmel. Nun ergriff sie die Initiative, hakte sich bei ihm ein und ließ ihn erst wieder los, als sie die Beifahrertür erreichten und sie ihm die Gelegenheit gab, die Tür für sie zu öffnen. Als sie losfuhren, musterte sie von der Seite sein Profil. Er sah wirklich gut aus. Ein kantiges Gesicht mit scharf konturierten Linien. Seine schlanke, sportliche Figur, die dunklen, lockigen Haare. Elena hatte einen Volltreffer gelandet. Auf dem Lenkrad ruhten seine Hände mit schönen, geraden Fingern und kurzgeschnittenen Nägeln. Ein Mann, wie sie ihn sich erträumt hatte. Attraktiv, aber nicht zu schön. Sie entschloss sich, auf dem Bauernhof mit ihm zu vögeln. Sie wollte etwas schaffen, dass sie genau dort miteinander verband. Und sie würde es ihm gut machen, so wie er es noch nicht erlebt hatte. Guter Sex konnte einen Mann für ewig an eine Frau binden. Und dieser Mann hatte lange keinen guten Sex gehabt. Das war ihr klar.
Der Transporter hatte mittlerweile die Stadt verlassen, und sie befuhren eine von Feldern gesäumte Bundesstraße. Elena war so mit Benjamin und ihren Gedanken beschäftigt gewesen, dass sie den Weg aus der Stadt, den sie bisher zurückgelegt hatten, nicht mehr nachvollziehen konnte. Ein Hinweisschild zeigte ihr, dass sie Richtung Syke fuhren.
Benjamin hatte ihre taxierenden Blicke sehr wohl bemerkt. Nun war es an der Zeit, ein belangloses Gespräch einzuleiten, um sie weiter zu zerstreuen und die Zeit der Fahrt zu verkürzen. „Ich bin gespannt, wie dir das alte Haus gefallen wird“, wandte er sich mit einem kurzen Blick direkt in ihre Augen ihr zu. „Es ist wirklich noch viel zu tun,
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