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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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ummantelten Griff der Stange hielt. Sie erkannte auch noch, dass aus der Stange ein Kabel herausführte und irgendwo im Raum endete. Sie erschrak so sehr, dass ihr für einen Moment sogar die Luft zum Schreien fehlte. Dann traf sie das Ende der Stange in den Bauch.
    Kurz funkte es zwischen den beiden Polen. Mit einem Satz sprang Elenas Körper zurück und schlug auf den Boden auf. Benjamin drehte sich um und legte den Starkstromschalter neben der Eingangstür wieder um. Er wartete noch einen Moment ab, bis sich die Restspannung aus dem Eisen verflüchtigt hatte, und legte dann sein Werkzeug vorsichtig auf den Boden. Er schloss die Tür und schaltete die großen Halogenscheinwerfer ein. Elena rührte sich nicht. An der Stelle, wo sie der Starkstrom getroffen hatte, war ihr Kleid verkohlt, und als Benjamin näher rückte, nahm er den Geruch von verbranntem Fleisch war.
    Wie bei Mathilde, dachte er. Er hob den Arm Elenas an und suchte nach einem Puls. Nichts war zu fühlen. Er riss ihr Sommerkleid grob auf, legte sein Ohr zwischen ihre Brüste und horchte nach dem Herzschlag. Nichts war zu hören. Sie war tot.
    Mechthild Kayser hatte das Ende des Werdersees erreicht. Sie schwitzte unter ihrer Regenjacke. In dieser Jahreszeit zu Beginn des Frühlings konnte man sich zum Radfahren einfach nicht richtig anziehen. Entweder war man zu warm angezogen, oder man fror.
    Ein bisschen Schwitzen kann nur gut sein, dachte Mechthild, auf diese Weise käme der störende Restalkohol schneller aus ihrem Körper. Trotzdem wollte sie nicht viel weiterfahren. Die Strecke nach Haus kam ihr schon jetzt ganz schön mühsam vor. Sie entschloss sich, irgendwo eine Rast einzulegen. Das Café Sand kam ihr in den Sinn, aber bei der Vorstellung, sich unter die dort wahrscheinlich verweilenden Menschenmassen zu begeben, wurde ihr unwohl zumute. Sie brauchte es in ihrem angeschlagenen Zustand etwas ruhiger.
    Sie lenkte ihr Fahrrad durch das angrenzende Parzellengebiet und steuerte die Einfahrt des Kuhhirten an, ein eher bürgerliches Restaurant und Ausflugslokal. Genau das Richtige für sie. Zudem bot der Kuhhirten eine überdachte Terrasse, die bei diesem Wetter, das auch schnell mal einen Schauer hervorbringen konnte, weit besseren Schutz bot als die wenigen Sonnenschirme mit dem Branding der örtlichen Brauerei im Café Sand. Sie schloss ihr Fahrrad an und stieg die Stufen zur Terrasse hinauf. Sie war der einzige Gast und setzte sich an einen der wenigen eingedeckten Tische.
    Mechthild musste eine Weile warten, bis eine Bedienung zu ihr kam. Aber der abklingende Kater in ihrem Kopf verlieh ihr eine gewisse Gleichgültigkeit, so dass sie die Wartezeit nicht als störend empfand. Ansonsten hasste sie es, nicht umgehend und aufmerksam bedient zu werden. Sie war ein ungeduldiger Mensch, der sich ständig Mühe geben musste, andere mit ihrer fordernden Art nicht ungerecht zu behandeln.
    Eine junge Frau mit Balkanakzent brachte ihr ein Kännchen Kaffee und ein Mineralwasser. Mechthild wollte zwar nur eine Tasse haben, aber die Bedienung bestand auf der Umsetzung einer Anweisung ihres Chefs, auf der Terrasse nur Kännchen zu servieren.
    Kein Wunder, dass hier nichts los ist, dachte Mechthild, bei so viel Sturheit.
    Ayse Günher hatte ihren Alkoholexzess erheblich besser überstanden. Nach dem Frühstück war sie mit ihrem Wagen in den Bürgerpark gefahren und hatte drei Runden auf der dortigen Finnbahn gejoggt. Unter achtzehn Minuten. Das war die Zeit, für die sie bereit war, sich mehr als einmal die Woche zu quälen. Und bisher hatte sie es immer geschafft und so manchen lahmen Mann auf der Finnbahn zweimal überrundet. Jetzt hing sie an der Reckstange neben einem Unterstand am Start und ließ ihre Beine baumeln, um die Wirbelsäule zu entlasten. Sie bemerkte zufrieden, dass die Finnbahn als sportliche Stätte kein Interesse bei Dieben weckte, denn an vielen hier abgestellten Fahrrädern waren Schuhe und Kleidungsstücke auf den Gepäckträgern und in Fahrradkörben deponiert. Aus einer der Jacken klingelte sogar ein Mobiltelephon.
    In dem Viertel, wo sie wohnte, hätte keine der Sachen auch nur fünf Minuten unbeobachtet bleiben dürfen. Die Beschaffungskriminalität der dortigen Junkies war ungebrochen hoch. Seit ihre Kollegen an den örtlich zuständigen Polizeirevieren die Straßenprostitution der abhängigen Frauen stärker ins Visier genommen hatten und intensiv bekämpften, nahmen Diebstähle und Raubüberfälle auf kleine Geschäfte zu.

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