Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
aber mit ein bisschen Phantasie kann man sich vorstellen, dass es ein Traumhaus wird.“
Sie setzte sich etwas bequemer in den Beifahrersitz. „Ich finde das toll, dass du mir gleich bei unserem ersten Treffen dein Haus zeigen willst“, antwortete sie. „Mir würde es nichts ausmachen, ein Haus umzubauen. Wir haben zu Hause immer alles selber gemacht. Und ich musste immer mit anpacken.“ Dann erzählte sie noch, wie sie schon als Kind im häuslichen Garten mithelfen musste. Und wie sie ihrem Vater beim Bau einer neuen Scheune zur Hand gegangen war. Elena war es wichtig, Benjamin zu vermitteln, dass sie eine praktisch veranlagte Frau war. Und zudem noch alles hatte, was ein Mann sich wünschte. Sie atmete tief ein und drückte ihre Brust nach vorne, damit er sehen konnte, dass sie einen großen Busen hatte, der trotz ihres Bauches deutlich vorstand. Sie wusste genau, dass dabei der Stoff ihres vorne durchgängig geknöpften Kleides sich so weit dehnen würde, dass die Spitze ihres Büstenhalters zu sehen war. Und sie bemerkte, dass Benjamin es auch bemerkte. Sollte er ruhig ein wenig Lust auf sie bekommen. Ihre eigene Lust spürte sie bereits.
Benjamin war nun mehrfach abgebogen, und die Landschaft um sie herum reduzierte sich auf Äcker und kleine Waldstücke. Vereinzelt sah man in einiger Entfernung zur Landstraße pfannenbedeckte Bauernhäuser stehen. Menschen waren nicht auszumachen. Obwohl auch heute der Sonnenschein eine andere Stimmung vermittelte, war überall zu sehen, dass die Natur noch nicht wirklich aus ihrem Winterschlaf erwacht war. Das Grün war immer noch aus dem Vorjahr. Es fehlte die strahlende Frische des neuen Pflanzenwachstums.
Benjamin verlangsamte die Fahrt und sagte: „Hier ist es!“
Elena setzte sich aufrechter hin und blickte aufmerksam durch die Frontscheibe. Sie bogen in einen von einem kleinen Weg durchbrochenen Wald ein. Sofort wurde es merklich kühler im Wagen, da die Bäume die Sonnenstrahlen nicht durchließen. Elena erschauderte.
Nach etwa zweihundert Metern gab der Wald sie wieder frei, und am Ende einer Wiese lag ein altes, weißverputztes Fachwerkhaus. Das Dach war reetgedeckt und musste erst vor kurzem erneuert worden sein, denn es leuchtete in der Sonne hellgelb.
Das Haus war nicht besonders groß, aber an einer Flanke schloss sich ein etwas niedrigerer, länglicher Bau an, ebenfalls aus Fachwerk und rundherum mit Fenstern versehen. Wahrscheinlich ein ehemaliger Stall, dachte Elena. Wenn man ihn zu Wohnraum umbauen würde, ergäbe sich doch ein stattliches Anwesen.
Sie stiegen aus und standen nun beide schweigend vor dem Haus.
„Das sieht ja toll aus!“ beendete Elena als Erste das Schweigen und sah sich weiter um. Rechts von ihnen erhob sich eine große Scheune, die aber ohne Zweifel nicht in bisherige Bemühungen einer Renovierung einbezogen worden sein konnte. Ihr Dach war schief, mehrere Balken hatten nachgegeben, und es fehlten schon einige Dachpfannen.
Elena suchte den Eingang zum Haus, konnte aber nur eine unscheinbare, kleine Tür entdecken. „Wo geht’s denn rein?“ fragte sie.
„Komm!“ Benjamin bedeutete ihr, ihm zu folgen. Sie gingen auf die andere Seite des Hauses, die die eigentliche Vorderseite war. Von hier blickte man auf eine weitere Wiese, die aber angelegt war und von mehreren schmalen Wegen durchschnitten wurde. Verwilderte Reste eines Bauerngartens waren zu erkennen. Auch diese Wiese endete wiederum an einem Wald. Das Haus war in einigem Abstand fast vollständig von Bäumen umgeben. Nur eine breite Schneise ließ den Blick auf dahinterliegende Felder frei.
Früher war der Wald bestimmt für die Versorgung des Hofes mit Feuerholz angelegt worden, dachte Elena. Jetzt dachte sie an gemütliche Stunden vor einem wärmenden Kaminfeuer. Ein wohliges Gefühl kam in ihr auf.
Zu dieser Seite hatte das Haus einen in der Mitte eingezogenen Giebel, unter dem sich die Haustür befand. Dadurch entstand ein kleines Portal, das dem Haus etwas Herrschaftliches verlieh. In einem Balken über der Tür war in verwitterten Buchstaben „Gott beschütze dieses Haus“ zu lesen.
Elena gefiel, was sie sah. Und sie sah Benjamin an, dass er entspannter geworden war und es ihm Spaß machte, ihr alles zu zeigen.
„Komm, wir gehen rein“, schlug er ihr vor. Etwas umständlich schloss er die in dunklem Grün frischgestrichene Eichentür auf. Er trat zurück, um sie zuerst hereinzulassen.
Elena gelangte in einen großen, von diffusem Licht erhellten Raum.
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