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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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für alle deutlich vernehmbar: „Versager!“ Dann verließ sie das Lokal.
    Heller war geschafft. Einige Anwesende schienen zu grinsen, andere schon Witzchen über ihn zu machen. Hier konnte er nicht bleiben. Der Abend war sowieso für ihn gelaufen. Er bezahlte schnell, verließ das Campagne und ging dann langsam die Schlachte entlang in Richtung Wilhelm-Kaisen-Brücke. Tina war ein Typ gewesen, eine Tunte, eine Drag-Queen. Wie konnte ihm das nur passieren. Gerade ihm. Er war völlig verwirrt. Als er die Domsheide ereichte, war er noch immer so abwesend, dass er beim Überqueren der Wachtstraße gegen ein haltendes Taxi rannte. Der Fahrer nannte ihn „besoffenes Arschloch“, und Heller stammelte irgendwelche unverständlichen Worte der Entschuldigung.
    Als er endlich im 34er Bus Richtung Schwachhausen saß, hoffte er nur noch, dass nicht auch noch jemand, der ihn kannte, mitgekriegt hatte, wie er von Tina abgefertigt worden war. Wie peinlich für ihn. Was sollte er, gegebenenfalls darauf angesprochen, auch sagen? Dass er auf eine Tunte hereingefallen war und sie seinen Schwanz gelutscht hatte? Bloß nicht.
    Langsam wurden seine Gedanken wieder klarer. Doch ruhiger wurde er nicht. Eine weitere Sorge kam in ihm hoch. Hoffentlich hatte er sich jetzt nicht angesteckt. Schwule und Aids waren in seiner Vorstellung untrennbar miteinander verbunden. Noch nie hatte er sich anlässlich eines One-Night-Stands Sorgen gemacht, wenn er kein Kondom benutzt hatte. Aber gerade jetzt bekam er Angst, sich angesteckt haben zu können. Wäre er heute doch bloß im Büro geblieben und hätte seinen Fall weiterbearbeitet. Dann wäre ihm das alles nicht passiert.
    Als der Bus an der Metzer Straße hielt, stieg er aus und die zwei Treppen zu seiner Wohnung hinauf. Unverzüglich begab er sich ins Badezimmer und betrachtete lange seinen Penis. Dann wusch er ihn so sorgfältig, als wenn er Tinas Fingerabdrücke beseitigen müsste. Er beschloss, diesen Tag aus seinem Gedächtnis zu streichen, und ging zu Bett.
    Morgen musste er seinen Fall weiter bearbeiten. Noch während des Einschlafens fiel ihm ein, dass er seiner Chefin gar keinen Tagesbericht auf den Schreibtisch gelegt hatte. So würde nicht nur dieser Tag schlecht geendet sein; der morgige würde sicher auch nicht gerade erfreulich beginnen. Heller hatte diese Nacht einen sehr unruhigen Schlaf.
    Mechthild Kayser hatte die vergangene Nacht gut geschlafen. Die Tränen für Anna hatte sie zum Teil auch für sich vergossen. Das Weinen hatte ihr gut getan und sie entspannt. Zum Frühstück hatte sie sich die  Peer Gynt Suiten  von Edvard Grieg gegönnt. Diese wunderbare, märchenhafte Musik verwöhnte ihre Seele mit einem Balsam aus Schönheit und Freude, und die erzeugte, innere Zufriedenheit hatte sie mehrfach lächeln lassen. Sie war sich sicher, dass sie heute einem schönen Tag bestimmt nicht entgegenstehen würde.
    Sie war gerade mit dem Fahrrad auf dem Weg zum Polizeihaus am Cinema-Kino vorbeigefahren, als ihr Handy in ihrer Umhängetasche klingelte. Sie fuhr auf den Gehweg vor ein Haushaltswarengeschäft und wühlte nach dem Telephon. „Kayser!“
    Es war Kurt Roder. „Schlechte Nachrichten, Frau Kayser! Wir haben eine zweite Leiche!“
    „Eine zweite! Was heißt das?“ Das warme Licht in ihr war soeben erloschen. Sie spürte die Erstarrung ihrer Rückenmuskulatur.
    „Eine zweite Leiche im Plastiksack! Fundort ist an der Contrescarpe, Ecke Ostertorsteinweg. Am Ende der Wallanlagen auf der Böschung. Ich habe schon ED und Gerichtsmedizin informiert und mache mich gleich auf den Weg. Wo sind Sie jetzt?“
    „Zweihundert Meter davor“, antwortete Mechthild Kayser. „Wir sehen uns am Fundort!“ Dann klappte sie ihr Handy zu, steckte es in die Tasche und radelte kraftvoll los.
    Die Gedanken rasten in ihrem Kopf. Eine zweite Leiche. Und Roders Bemerkung über einen möglichen Tatzusammenhang mit der toten Mathilde Burkhardt. Ein Mörder und zwei Leichen in kurzer Zeit? Mit dem gleichen Erscheinungsbild? Die Panik, die in ihr aufkommen wollte, erreichte ihr Bewusstsein aber nicht mehr. Sie war am Fundort angekommen und schwang sich beim Bremsen etwas unbeholfen vom Sattel.
    Es wimmelte von uniformierten Kollegen, die alle Händevoll zu tun hatten, Neugierige vom Fundort der Leiche fernzuhalten. Hier, mitten im Ostertor, wo das Leben tobte, gab es sofort einen Menschenauflauf, wenn sich Polizei vermehrt sehen ließ. Die Kollegen der Schutzpolizei hatten Mühe, die interessierte

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