Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
einfordern. Deshalb wollte sie unbedingt noch einmal das Wort ergreifen. Zufrieden stellte sie fest, dass sich trotz Roders Anordnungen noch niemand auf den Weg machte. Das letzte Wort lag eindeutig bei ihr.
„Ich denke, in einer Stunde haben wir die nötigen Informationen zusammen. Dann treffen wir uns hier wieder und besprechen die weiteren Maßnahmen. Ich informiere den PP über den erfreulichen Verlauf unserer Arbeit.“ Mechthild wollte die Reaktion ihrer Mitarbeiter sehen. Ja, das hatte gesessen. Der Chef, oder besser die Chefin, war immer noch sie.
Auch Roder hatte kapiert, worum es ging. „Ihr habt Frau Kayser gehört!“ untermauerte er ihre Anordnung, „In einer Stunde wieder hier. Und jetzt raus mit euch!“
Mechthild wandte sich Roder zu. „Ich bin in meinem Büro!“ erklärte sie kühl, stand auf und ging mit stolzer Haltung aus dem Raum. Roder knurrte in sich hinein. Manchmal fiel es ihm schwer, nur ein Stellvertreter zu sein.
Mechthild hasste es, immer wieder die Chefin herauskehren zu müssen. Besonders, wenn es ihrer Ansicht nach ausschließlich aus Gründen einer Provokation zu geschehen hatte. Viel lieber hätte sie in einer Umgebung von Vertrauen und Kollegialität gearbeitet. Wenn die Hierarchie nicht so ausgeprägt sein würde, müsste sie sich auch nicht mehr mit den Angriffen von Roder beschäftigen. Zurück in ihrem Büro, traf Mechthild auf die beleidigte Ayse. „Tut mir leid. Es war ganz wichtig, dass jemand hier am Telephon Wache hielt. Hat denn jemand angerufen?“ Sie war sich im Klaren darüber, dass sie Ayse nicht einfach ohne Erklärung hier am Telephon hätte ausharren lassen sollen.
„Eben nicht!“ antwortete Ayse immer noch gereizt. „Nur eine blöde Nachbarin von dir, die mit dir einkaufen gehen wollte. Sie hat nicht einmal ihren Namen gesagt, die dumme Kuh. Sie meinte, du wüsstest schon. Ich habe ihr gesagt, dass du heute sowieso keine Zeit hast. Da hat sie einfach aufgelegt!“
Mechthild hob beschwörend die Hände. „Und hat sie einen Treffpunkt vorgeschlagen?“
„Ja, aber läuft doch sowieso nicht. Drei Uhr am Roland! Kannst du doch gar nicht!“
Mechthild dankte dem lieben Gott im Himmel. Sie riss Ayse aus ihrem Sessel hoch und drückte sie an sich. „Bin ich heilfroh! Bin ich heilfroh!“
Ayse verstand gar nichts mehr. Sie wurde zurück in den Sessel gedrückt, Mechthild setzte sich auf die Schreibtischkante vor ihr, und dann erklärte sie ihr, worum es gegangen war.
„Das hättest du mir auch früher sagen können!“ meckerte Ayse. „Vielleicht hätte ich sie auch bewegen können, mir ihren Namen zu nennen.“
„Ja, vielleicht, aber ich hatte nicht so viel Zeit, dir alles zu erklären. Ich bin froh, dass es geklappt hat. Bitte sei nicht sauer!“
„Aber nein!“ erwiderte Ayse und meinte es ehrlich. Manchmal hatte sie den Eindruck, dass Mechthild große Angst hatte, sie zu verlieren. Dabei war Ayse sich ganz sicher, dass es so gut wie nichts gab, was sie auseinanderbringen könnte. „Der Job ist der Job. Auch wenn wir befreundet sind. Ich bin dir nicht böse. Du bist doch meine Freundin. Und das weiß ich!“
Mechthild war beruhigt. Sie wollte gerade ihren Computer hochfahren, als Fritz Behrmann hereinstürmte. Er war sichtlich außer Atem.
„Ist zwar nicht mein Job, aber ich war gerade beim Dauerdienst wegen eines geknackten Geldschranks. Da kam die Meldung rein, dass eine Frau vermisst wird.“ Behrmann musste erst einmal Luft schöpfen. Schon lange hatte er sich vorgenommen, mal wieder ein bisschen Sport zu treiben, um seine Kondition zu verbessern. Zwei Treppen und ein langer Flur, und schon war er außer Atem.
„Nun setzen Sie sich erst mal hin. Eine vermisste Frau muss ja nun nicht gleich unseren Fall betreffen.“
„Es sind genauer gesagt zwei!“ Behrmann fand jetzt seine Puste wieder. „Sie waren gestern zusammen auf einem Tanztee in der Umgebung Bremens. Sagt jedenfalls die Tochter der einen. Ihre Mutter ist seitdem verschwunden. Und die Bekannte kann sie nicht erreichen.“
Mechthild war keine Freundin von Hysterie und wollte sich auf keinen Fall in blinden Aktionismus ziehen lassen. „Ja, dann sind sie eben gerade nicht zu Hause und shoppen noch ein wenig. Oder kaffeesieren!“
Behrmann stöhnte. „Kann sein. Aber beide passen in unser Profil. Anfang fünfzig, blond, alleinstehend und beide wohlbeleibt. Und eine ist krank und hat ihre Medikamente seit gestern nicht mehr genommen, obwohl sie sie unbedingt einnehmen
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