Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall
betrafen. Und nicht diese Scheißmorde am Hals zu haben! Irgendetwas war passiert. Und in dieser Situation brauchte sie einen nahestehenden Menschen, mit dem sie sprechen konnte. Eben Ayse.
„Kommen Sie noch?“
Mechthild schrak hoch. Krasnitz stand in der Tür und entschuldigte sich gleich, dass er sie erschreckt hatte. Sie hatte die Zeit völlig aus den Augen verloren. Es war schon nach zwölf. Die Dienstbesprechung. „Bin schon unterwegs. Tut mir leid!“
Im Besprechungszimmer herrschte große Unruhe. Alle hatte die neue heiße Spur ergriffen. Alle hofften, diesen schrecklichen Morden ein Ende bereiten zu können und den Täter schnell festzunehmen.
Mechthild nahm vorne ihren Platz bei Roder ein. „Bevor wir anfangen, möchte ich Sie darüber informieren, dass wir zwei weitere vermisste Frauen haben.“ Sie wartete, bis absolute Ruhe eingetreten war. Sorgenvoll blickten ihre Kollegen auf sie. „Das muss noch nichts bedeuten, aber beunruhigend ist, dass es einige Anhaltspunkte dafür gibt, dass beide Frauen in das Opferprofil unseres Täters passen. Das bedeutet, dass sich möglicherweise, und ich betone noch einmal, möglicherweise, zwei weitere Opfer in der Hand unseres Täters befinden könnten.“
An dieser Stelle forderte sie Roder auf, die Ergebnisse der letzten Recherchen darzulegen. Roder und seine Leute hatten gute Arbeit geleistet. Innerhalb der zur Verfügung stehenden Zeit hatten sie beachtlich viel Material zusammengetragen. Für seinen Bericht erhob er sich. „Bei dem von uns ermittelten Fahrzeug handelt es sich um einen VW-Kastenwagen mit Ladefläche. Farbe laut Fahrzeugbrief: dunkelgrün. Der Wagen ist zugelassen auf die Firma Power Sec. Es handelt sich um ein Bewachungsunternehmen. Der Schwerpunkt des Tätigkeitsfeldes dieser Firma sind die Bewachung von Veranstaltungen und Diskotheken. Also Einlasskontrollen und Türsteher. Firmeninhaber und Geschäftsführer ist ein Oliver Bertram, Mitglied einer Rockergruppe mit dem Namen Black Hawk. Er hat keine Vorstrafen. Aber er hat die Firma auch erst vor einem knappen halben Jahr von einem anderen Mitglied der Black Hawks erworben, dem die Erlaubnis zum Betrieb der Firma entzogen werden sollte wegen räuberischer Erpressung, Nötigung und Körperverletzung – gegenüber seinen Kunden, wohl bemerkt. Es handelt sich also um eine ziemlich schräge Firma. Der Firmensitz liegt in Nähe des Fundortes der Leiche von Mathilde Burkhardt. Es handelt sich dabei um so etwas wie ein befestigtes Rockerheim. Hohe Zäune, Stacheldraht, Kameras an den Türen. Krasnitz und ich sind vorhin dort vorbeigefahren. Sie nennen ihr Domizil Hawk’s Paradise. Der Transporter war auf den ersten Blick nicht zu entdecken, aber wir wollten uns auch nicht auffällig lange dort aufhalten. Es sind ziemlich unangenehme Jungs, diese Black Hawks, und wir können mit Sicherheit nicht mal eben da reinspazieren.“
Für Mechthild passte das nicht wirklich gut zusammen. Zwei ganz spezielle Morde und ein Rockerclub. Natürlich konnten sie das Hawk’s Paradise in Augenschein nehmen und durchsuchen. Aber ob dort wirklich Fahrtenbücher geführt würden, war mehr als unwahrscheinlich. Und sie hatten bislang nur einen anonymen Hinweis einer nicht näher zu bezeichnenden Frau. Welcher Richter würde ihnen denn auf dieser Grundlage einen Durchsuchungsbeschluss ausstellen?
„Vielen Dank, Herr Roder, an Sie und auch an Ihre Gruppe. Es ist für jeden erkennbar, dass wir es wirklich mit einer heißen Spur zu tun haben. Aber wir haben zurzeit nicht genügend in der Hand, um einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss erwirken zu können.“
„Aber wir haben doch die Zeugenaussage!“ rief Michael Ludovic dazwischen.
Mechthild sah Roder an. Aber Roder überließ es ihr, zu antworten.
„Das ist richtig. Dieser Zeugenhinweis hat uns auf die Spur gebracht. Aber die Zeugin will bislang anonym bleiben und ist nicht gewillt, gegenüber einem Richter eine belastbare Aussage zu machen. So schlimm sich das anhört: Wir können zurzeit nichts tun.“
Lautes Gemurmel und Murren erfüllte den Saal. Keinem der Anwesenden gefiel, was Mechthild gerade hatte verlauten lassen. Aber alle waren sie nicht erst seit gestern Ermittler. Sie wussten genau, dass ein kleiner formaler Fehler jeden noch so miesen Täter vor einer Verurteilung bewahren konnte. Rambo-Manieren führten nicht zum Ziel vor einem deutschen Gericht.
Mechthild wartete, bis es wieder ruhiger wurde. „Wir haben es geschafft, die Zeugin davon
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