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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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Lust, immer bei Null anfangen zu müssen, nur weil andere ihm nicht folgen konnten oder wollten.
    „Unsere toten Frauen sind nicht Opfer irgendeiner zügellosen Gewaltorgie geworden. Sie passen auch überhaupt nicht in einen Rockerzusammenhang. Unser Täter ist ein Mann, der nicht um des Tötens Willen mordet. Der verfolgt ein bestimmtes Ziel. Dazu muss er nun mal Frauen umbringen. Er ist nicht in dem Sinne gewalttätig, wie es ein Schläger ist. Überhaupt nicht. Vielleicht verabscheut er sogar die Gewalt!“
    Mechthild hatte keine Lust mehr, sich Schultzes Phantastereien anzuhören. „Jetzt ist aber Schluss. Ich weiß, dass Sie wirklich bemüht sind, mir zu helfen. Aber im Moment habe ich ganz andere Sorgen. Ich muss mich mit einer schwierigen Zeugin treffen, die es zu überzeugen gilt, uns zu helfen. Und nun muss ich Sie bitten, zu gehen. Ich will mich auf dieses überaus wichtige Treffen vorbereiten. Und sonst nichts. Verstehen Sie?“
    Das hörte sich nicht nur so an, das war ein Rausschmiss. Das war auch Bernd Schultze sofort klar. Und es war nicht das erste Mal für ihn. Er ließ enttäuscht den Kopf sinken und erhob sich. Als er die Tür erreicht hatte, drehte er sich noch einmal um. „Sagen Sie ihr einfach, dass sie aussagen muss. Das Unheil hat sie entdeckt. Und wenn sie dem jetzt nichts entgegensetzt, sucht es sie wieder auf!“
    Was für ein Spinner, dachte Mechthild. Mit diesen Hinweisen kann ich doch nichts anfangen. Was dachte Schultze sich? Dass ich eine konkrete Spur fallen lasse, nur weil er meint, der Täter sollte ein anderes soziales Umfeld haben? Als wenn ein Rocker nicht auch noch ein Leben neben seiner Lederkluft haben könnte. Nein, dieser Typ war dringend verdächtig.
    Es wurde langsam Zeit, in Richtung Marktplatz zum Roland aufzubrechen. Mechthild zog sich ihren blauen Wollmantel mit der weitgeschnittenen Kapuze über, steckte ihr Handy ein und verließ das Polizeihaus. Sie ging die Ostertorstraße entlang, machte einen Abstecher zur juristischen Buchhandlung Kamloth unter den Arkaden des Amtsgerichts und besah sich die Auslage.
    Aus einem Augenwinkel sah sie den Oberstaatsanwalt herannahen. Schnell warf sie ihre Kapuze über und hoffte, dass er sie nicht erkennen würde. Sie hatte keine Lust, dem Staatsanwalt über die neuesten Erkenntnisse zu berichten. Und sie wollte schon gar nicht dessen Meinung zum Umgang mit einer anonymen Zeugin hören. Der Oberstaatsanwalt rannte hinter ihrem Rücken vorbei. Er hatte sie nicht gesehen. Gemächlichen Schrittes spazierte Mechthild weiter, überquerte die vielen Straßenbahngleise an der Domsheide. Nachdem sie das Gebäude der Bremischen Bürgerschaft, dem hiesigen Landtag, passiert hatte, stellte sie sich neben den Roland.
    Der Bremer Roland war eine aus Kalkstein gehauene, überlebensgroße Ritterfigur, die vor einer noch höheren Säule aus Sandstein stand. Der Geschichte nach von den Bürgern der Stadt gespendet, um ihre Freiheitsrechte zu betonen, weshalb der mit Schwert und Schild gewappnete Roland auch sein Gesicht gegen den Bremer Dom richtet, dem ehemaligen Sitz des Erzbischofs. Dieser soll von seinen Knechten einen ehedem von den freiheitsliebenden Bürgern der Stadt errichteten hölzernen Roland abbrennen lassen haben, was die Bürger der Stadt zum Anlass nahmen, den folgenden Roland aus Stein hauen zu lassen.
    Am Roland herrschte Hochbetrieb. Schlechte Aussichten, jemanden zu finden, den man nicht kannte. Eine große Gruppe japanischer Touristen standen um ihn herum und ließen sich von einer Stadtführerin auf Englisch die Geschichte von dem zu seinen Füßen liegenden Krüppel erzählen. Mehrmals stand Mechthild im Weg, wenn einzelne Japaner sich gegenseitig vor dem Roland ablichten wollten.
    Sie sah sich immer wieder suchend um. Obwohl sie alle Frauen um sich herum auffällig musterte, erhielt sie keine Reaktion und konnte auch keine Frau finden, die ihr zu der Stimme am Telephon passend erschien. Vielleicht hatte sie sich ja gar nicht hergetraut? Mechthild sah auf die Uhr des Bremer Doms. Es war Viertel nach drei. Bis halb vier wollte sie auf jeden Fall warten. Und dann noch mal neu überlegen, ob sie noch länger warten sollte.
    „Frau Kayser?“
    Mechthild drehte sich um. Vor ihr stand eine Frau um die dreißig, mit punkig geschnittenen, blonden Haaren. Sie war eine ganze Ecke kleiner als Mechthild und trug unter ihrer geöffneten Motorradlederjacke ein schwarzes, ärmelloses Unterhemd. Der Rand des Ausschnitts hing etwas

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