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Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall

Titel: Fuer immer mein - Mechthild Kaysers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schlosser
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ausgeleiert herunter, und Mechthild sah, dass die Frau auf dem Oberkörper tätowiert war.
    „Ich habe auf Sie gewartet“, begann Mechthild. „Ich meine, ich freue mich, dass Sie gekommen sind.“
    Mechthild kannte die Frau. Sie hatte sie schon einmal in einer der Szenekneipen am Ostertorsteinweg arbeiten gesehen, wahrscheinlich im Litfass. Sie war sich sicher, dass sie sie immer wiederfinden würde.
    „Können wir nicht erst mal irgendwo hingehen und einen Kaffee trinken?“ schlug die Frau vor und bemerkte, wie Mechthild darüber nachsann, wohin man mit jemandem wie ihr denn gehen könnte. „In der Langenstraße gibt es eine kleine Café-Bar. Da ist man ungestört“, nahm sie Mechthild die Entscheidung ab.
    In dem kleinen Café, von denen so viele jetzt in der Stadt entstanden und italienische Espressokultur zu verbreiten suchten, waren sie fast alleine. Sie bestellten beide einen Cappuccino, und nach dem ersten Schluck eröffnete Mechthild das Gespräch. „Ich bin sehr froh, dass Sie den Mut gehabt haben, sich mit mir zu treffen. Ich brauche wirklich Ihre Hilfe. Das, was Sie gesehen haben, könnte für uns der entscheidende Hinweis sein, diesen grausamen Mann dingfest zu machen!“
    „Sie haben mich angelogen“, sagte die junge Frau mit ängstlicher Stimme. „Sie können mir gar keine Anonymität zusichern! Ich habe mich erkundigt.“
    Mechthild fühlte sich sofort in die Enge getrieben. Und zwar zu Recht. Sie durfte jetzt keinen Fehler machen. „Sie haben recht. Aber ich habe Sie nicht angelogen. Ich hätte Ihnen heimlich unsere Verbrecherkartei gezeigt, und wenn Sie jemanden gefunden hätten, hätte ich Sie laufen lassen. Das wäre dann auf meine Kappe gegangen. Ich verspreche Ihnen, Sie nicht mit reinzuziehen. Aber lassen Sie mich nicht im Stich!“
    „Ich will Ihnen ja helfen. Wir hatten in letzter Zeit so viel Pech. Mein Freund sagt, vielleicht ist dann endlich Schluss damit, wenn ich etwas Gutes tun kann. So wie ein Zeichen setzen. Verstehen Sie?“
    „Mir hat heute ein Freund gesagt, mit dem ich über Sie sprach, dass das Unheil Sie entdeckt hat. Und wenn Sie jetzt nichts dagegen tun, sucht es Sie wieder!“ Mechthild ärgerte sich sofort über sich selber. Jetzt hatte sie spontan Schultzes Schwachsinn wiedergegeben. Und Schultze war auch nicht ihr Freund.
    Aber bei der Frau schien es gewirkt zu haben. „Ich weiß, dass Sie mich hier auch einfach verhaften können. Dann muss ich sowieso alles sagen. Aber ich will es freiwillig tun. Ich habe nur Angst, dass dieser Mann mir danach etwas tun könnte.“
    Mechthild spürte, dass sie gewonnen hatte. Diese Frau wollte ihr helfen. Da war sie sich ganz sicher. „Lassen Sie es uns doch so machen, wie ich vorgeschlagen habe. Sie schauen sich die Photos an, und wenn Sie jemanden wiedererkennen, überlegen Sie sich, ob Sie einfach wieder gehen, oder ob Sie mir Ihren Namen nennen. Ich lasse Ihnen die freie Wahl. Wie wär’s?“
    „Ist gut“, stimmte die Zeugin zu, trank hastig ihre Tasse leer und war bereit, sofort mitzukommen.
    Mechthild bezahlte an der Theke, und beide gingen zum Polizeihaus. Sie stiegen in den dritten Stock hoch, wo neben den Räumen des Erkennungsdienstes ein Vernehmungszimmer lag, das mit einem Computer ausgestattet war, auf dem Ablichtungen derer abzurufen waren, die schon einmal erkennungsdienstlich in Bremen und anderswo behandelt worden waren.
    „Wir müssen noch einen Kollegen von mir dazuholen“, erklärte Mechthild. „Ich bin nicht in der Lage, die Technik zu bedienen. Okay?“
    „Das ist in Ordnung“, erwiderte ihre Zeugin.
    Mechthild verließ kurz den Raum und kam mit einem jungen Kollegen aus dem Team von Fritz Behrmann zurück. Argwöhnisch saß die Zeugin nun vor dem großen Bildschirm und beobachtete ihre Umgebung. Als der ED-Mann sie ansprach, wurde sie sehr konzentriert und begann den Mann zu beschreiben. Mechthilds Kollege gab die bekannten Daten in den PC ein. Nach einer kurzen Pause kam das erste Bild. Dann das zweite. Mechthilds Zeugin schüttelte den Kopf. Nach über fünfzig Photos, die kein positives Ergebnis erbracht hatten, nahm Mechthild ihren Kollegen beiseite und flüsterte ihm etwas zu. Dieser nickte stumm und veränderte die Eingabedaten. Sie hatte ihm gesagt, die Bezeichnung Rocker als weiteres Merkmal mit einzugeben. Es war ihr nicht ganz behaglich dabei, denn diese Eingrenzung würde den Personenkreis so stark einschränken, dass ihr das eventuell in einer Gerichtsverhandlung vorgehalten werden

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