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Für immer tot

Für immer tot

Titel: Für immer tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Aichner
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verantwortlich.
    Max sieht Hanni vor sich, während er die Tür eintritt. Wie sie ihn anschaut. Wie sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht nimmt.
    Vinzenz schreit.

Dreizehn
     
    Hier ist das Glück, hat sie gesagt, seine Hand genommen und auf ihren Bauch gelegt.
    Wie meinst du das, hat Max gefragt.
    Kurz blieb ihm das Herz stehen, kurz dachte er, dass sein Leben plötzlich eine harte Rechtskurve genommen hatte, dass sich von einem Moment zum anderen alles verändern würde. Wie seine Hand ängstlich auf ihrem Bauch lag, wie er Leben darunter vermutete, ein Kind. Wie Hanni ihn beruhigte.
    Nicht schwanger, sagte sie.
    Wie kommst du darauf, sagte Max.
    Sie lächelte ihn an, zerraufte seine Haare, sie wusste genau, was er sich gedacht hatte, dass Panik ihn gepackt hatte, sie kannte ihn besser als er sich selbst.
    – Ich glaube, ich könnte das nicht.
    – Doch, Max, du könntest das.
    – Ich bin ja selbst noch ein Kind. Die Verantwortung würde mir nicht gut tun.
    – So schlimm ist das nicht, Max.
    – In drei, vier Jahren vielleicht.
    – Du wärst ein wunderbarer Vater.
    – Sie schreien und stinken, und sie sind immer da, gehen nicht weg, sie brauchen dich, sie fressen dich auf, beuten dich aus, das kann nicht gesund sein, Hanni.
    – Kindskopf.
    – Eben.
    – Ernsthaft, Max.
    – Wie kommst du jetzt darauf?
    – Ich wünsche mir das schon sehr lange.
    – Es geht uns doch gut so, wie es ist.
    – Du musst keine Angst davor haben.
    – Habe ich aber.
    – Dann küss mich.
    – Nicht ohne Kondom.
    Das war vor drei Monaten. Max lachte laut.
    Jetzt liegt er auf dem Toilettenboden, Baroni neben ihm. Über ihm dieser Polizist, der immer wieder dieselben Fragen stellt. Ob es ihnen gut geht, ob sie verstehen, was er sagt, ob sie wissen, wo sie sich befinden.
    Dieses Gesicht über ihm, die Uniform, neben der Uniform noch ein Polizist, daneben noch einer. Max und Baroni. Sie rühren sich nicht, liegen auf den weißen Fliesen, überall ist Blut, Baronis Lippe ist aufgeplatzt, aus der Nase von Max tropft es immer noch. Ohne Worte liegen sie da, immer noch fassungslos und überrascht von dem, was passiert ist. Sie antworten nicht, sie nicken nur.
    Aufgeregt zieht man sie hoch, setzt sie hin, lehnt sie an die Wand. Verzweifelt versuchen die Polizisten sie zum Reden zu bringen, sie wollen wissen, was passiert ist, warum sie am Boden liegen, warum die Klotür in Fetzen liegt, warum sie verletzt sind, wer das getan hat. Sie vermuten einen Zusammenhang mit dem, was oben passiert, mit der Bombe, die es nicht gibt. Sie wiederholen ihre Fragen, bis Baroni ihnen sagt, dass sie nichts gesehen haben, dass sie angegriffen und niedergeschlagen wurden. Von hinten, dass sie nicht wissen, wer es getan hat, dass sie nichts gesehen haben, dass sie bewusstlos wurden. Dass es ihnen leid tut, nicht weiterhelfen zu können. Dass es unfassbar ist, was passiert ist.
    Nichts von Vinzenz. Nichts davon, dass Max die Tür eingetreten hatte, dass er ihn gepackt hat und seinen Kopf in die Schüssel stecken wollte. Nichts davon, dass Vinzenz sich wehrte, dass alles anders kam, als sie es sich gedacht hatten.
    Max packte seinen Kopf und drückte ihn nach unten. Er war so wütend, so voller Hass, er wollte ihn kaputt machen, ihm weh tun, er wollte, dass sein Kopf in der Schüssel verschwand, dass er nie mehr auftauchte, dass er bestraft wurde, dass er aufhörte zu lügen, gestand, sagte, was sie wissen wollten. Er wollte Vinzenz die Luft nehmen, er ignorierte seine Hilferufe, Max zerrte an ihm, Vinzenz hielt die Hände vor sein Gesicht, er kauerte in der Ecke und flehte Max an, damit aufzuhören. Doch Max machte weiter, bis Vinzenz’ Gesicht die Klobrille berührte. Bis Vinzenz aufsprang und zuschlug.
    Baronis Kopf prallte zuerst gegen die Klowand, dann auf den Fliesenboden, sein Gesicht schlug auf, seine Lippe platzte. Er war neben Max gestanden, hatte zugeschaut, was Max tat, er wollte da sein, er hätte Max gestoppt, wenn die Situation eskaliert wäre. Vinzenz hatte sie überrascht, beide, seine Faust kam zu schnell, sein Oberkörper, den er nach oben wuchtete, gegen Baroni warf. Er stieß ihn um, warf ihn zu Boden, Baronis Kopf berührte die weißen Fliesen. Die Faust kam in das Gesicht von Max. Vinzenz. Er schlug einfach zu. So lange, bis es still war am Flughafenklo, bis sich Max und Baroni nicht mehr rührten, keinen Finger mehr hoben. Nichts mehr sagten. Benommen liegen blieben.
    Vinzenz saß auf ihnen, hielt Baroni mit seinem rechten Bein

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