Fuer immer und alle Zeit
vorsätzlich zu lügen - das war in etwa wie der Unterschied zwischen Totschlag und Mord. »Was hast du da gerade gesagt?«, fragte sie und legte eine Hand ans Ohr.
»Ich habe es nicht verstanden. Es beginnt mit einem Z. Zusammenarbeiten? Du und ich?«
»Sehr witzig«, kommentierte Adam. »Willst du mir jetzt helfen oder alberne Scherze machen?«
»Darüber müssen wir noch mal reden!«
Adam blickte sie aus zusammengekniffenen Augen an.
»Na gut«, sagte sie und seufzte. »Was sollen wir zusammen tun? Und was wolltest du allein tun?« Eine letzte spitze Bemerkung konnte sie sich nicht verkneifen.
»Ich wollte eigentlich improvisieren, aber jetzt, wo ich hier bin, habe ich keine Ahnung, was ich machen soll. Es sei denn ...«
»Ja?«
»Du bist in etwa so alt wie das Mädchen, das zu Tode kam, deshalb könntest du vielleicht seiner Schwester erzählen, du seist eine Freundin der Toten. Du könntest so tun, als hättest du noch nicht gewusst, dass sie tot ist, und dann Fragen stellen. Meinst du, du kannst so gut schauspielern?«
»Na, heute Morgen habe ich dich ganz schön drangekriegt, oder?«, fragte Darci schmunzelnd. »Du hast doch jedes Wort geglaubt, das ich sagte, oder?«
»Natürlich nicht!«, widersprach Adam, aber er schaute über sie hinweg, ohne ihrem Blick zu begegnen. »Ich habe nur ...«
Sie lächelte selbstgefällig, als er sie wieder ansah. »Mach nur so weiter, dann rufe ich gleich deinen grabschenden Freund an und sage ihm, er kann dich abholen!«
Im ersten Augenblick wurde Darci blass. »Du machst Witze, nicht wahr?«
»Hast du mir geglaubt?«, fragte er im selben Ton wie sie, als sie ihn fragte, ob er ihr geglaubt habe, er sei langweilig.
»Okay«, sagte Darci, »eins zu null für dich. Was machen wir jetzt? Ich soll so tun, als wäre ich die Freundin dieses Mädchens. Und du? Wer bist du dann? Mein Vater?«
»Mach weiter so, und ich gebe dir das Geschenk nicht, das ich für dich gekauft habe.«
Darci hielt abrupt den Mund.
Adam erklärte ihr lächelnd den Plan, den er sich in den letzten Minuten ausgedacht hatte. Genau genommen war es eigentlich viel besser, dass Darci hier war, denn die Schwester des toten Mädchens würde sehr wahrscheinlich eher mit ihr reden als mit ihm.
»Bist du bereit?«, fragte er sie zum Schluss.
Darci nickte, und sie gingen zur Straßenecke und bogen dann in den Ethan Way ein. »Hast du wirklich ein Geschenk für mich gekauft?«, fragte sie leise.
Einen Augenblick lang war Adam verlegen. Warum hatte er ein Geschenk besorgt? Als er es kaufte, hatte er es als ein Abschiedsgeschenk gedacht. Er hatte geglaubt, Darci würde für immer aus seinem Leben treten - obwohl er das nicht einfach mitgemacht hätte. Sie schutzlos sich selbst zu überlassen war schlichtweg zu gefährlich. Aber er hatte gedacht, sie wolle ihn verlassen.
»Eigentlich habe ich es mehr meinetwegen gekauft«, sagte er mürrisch. »Sozusagen aus einer Notlage heraus. Es könnte ja zu Situationen kommen, in denen ich mich zu einer bestimmten Zeit mit dir treffen muss, und dann musst du eben wissen, wie spät es ist.«
»Du hast mir eine Uhr gekauft?«, fragte sie leise.
Adam zuckte mit den Schultern, so als ob das nichts Besonderes wäre, und gab ihr die kleine Schachtel. Sie gingen dabei weiter, aber er beobachtete Darci aus dem Augenwinkel.
Als sie die Verpackung geöffnet hatte und die schöne goldene Uhr sah, blieb sie stehen und blickte reglos auf ihr Geschenk. Sie blieb nicht nur stehen, sie schien sogar den Atem anzuhalten. Sie stand einfach nur da, wie zur Salzsäule erstarrt.
»Gefällt sie dir?«, fragte Adam lächelnd. Aber sie antwortete nicht. »Darci?«, fragte er amüsiert. Doch sie reagierte noch immer nicht; sie stand nur unbewegt da und starrte auf die Uhr. »Darci, ist alles in Ordnung?«, fragte er schließlich, dieses Mal deutlich besorgt. Dann bemerkte er, dass die Farbe aus ihrem Gesicht wich. Er hatte ihr einmal erzählt, dass die meisten Menschen vor einer Ohnmacht bleich werden, und genau das passierte nun mit Darci. Dann gaben langsam ihre Knie nach, und sie sank zur Erde.
In einer schnellen Reaktion packte Adam sie, bevor sie auf dem Boden aufschlug. Als er sie in den Armen hielt, bemerkte er verblüfft, dass ihr Kopf zur Seite rollte - sie war tatsächlich bewusstlos.
Aber sie hielt noch immer die Schachtel mit der Uhr fest.
»Geht es ihr nicht gut?«, fragte eine Passantin. Als Adam aufschaute, sah er vor sich eine Frau etwa in seinem Alter, und er wusste
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