Fuer immer und ledig - Roman
dass ein Glas Wasser für mich schon bereitstand. Rupert kam mir entgegengesprungen und stützte mich.
»Was war denn das?«, zischte er mir ins Ohr.
»Marc. Also Bob. Bob ist Marc, und Marc ist mein Marc«, fasste ich zusammen.
»Scheiße.«
»Und das aus deinem sonst so anständigen Munde.«
»Und was machen wir jetzt?«, flüsterte er.
»Abwarten, was er macht?«, schlug ich vor.
»Quatsch, ich bring dich nach Hause, das ist ja unzumutbar!«
Ich schüttelte den Kopf. »Oh, nein. Da muss ich jetzt durch.« Wenn ich eine Chance haben wollte, herauszufinden, welches Spiel Marc da spielte, dann musste ich diesen Abend irgendwie überstehen. Und wenn ich eine Chance haben wollte, ihn vielleicht doch noch für
mich zu gewinnen, dann galt ebenso: Ich musste diesen Abend irgendwie überstehen.
Tapfer wankte ich zum Tisch und setzte ein Lächeln auf, von dem ich hoffte, dass es echter aussah, als es sich anfühlte.
»Das da ist Tilly«, murrte Fina.
»Ich weiß«, sagte Marc unsicher.
»Ach, du hast Bilder gesehen.« Fina drehte sich zu mir. »Ich habe ihm Fotos von früher gezeigt. Erst hat er mich gefragt, ob ich einen Bruder hätte.« Sie lachte dreckig.
»Sahst du als Kind aus wie ein Junge?«, fragte der neugierige Rupert.
»Nicht nur als Kind«, verkündete Fina bereitwillig. »Sogar noch in der Pubertät. Mit vierzehn sortierten sie sie beim Tanzkurs regelmäßig falsch ein.«
»Fina, lass sie doch«, nuschelte Marc, als ich schon protestierte: »Das ist Quatsch, woher willst du das wissen?« Leider stimmte jedes Wort, das sie gesagt hatte.
»Es wird mir wohl jemand erzählt haben«, sagte sie und grinste.
»Wir haben zusammen studiert«, kam es leise aus Marcs Richtung.
»Ah ja. Stimmt. Hast du mal gesagt.«
Mir war klar, dass sich Fina kein bisschen daran erinnerte. »Und wie lange seid ihr zwei schon zusammen?« Meine Stimme klang erfreulich normal.
»Puh, also wir kennen uns … Marc, seit wann kennen wir uns?«
»Wir sind uns zum ersten Mal vor anderthalb Jahren auf einer Party in New York begegnet«, sagte Marc und klang - zu seiner Ehrenrettung - nicht sehr fröhlich. »Fina hat mir ihre Telefonnummer gegeben, und als ich zwei Monate später in London zu tun hatte, verabredeten wir uns. Fest zusammen sind wir seit einem Dreivierteljahr.«
»Und schon wollt ihr heiraten«, trällerte Rupert.
»Das war meine Idee«, sagte Fina. Ich wusste nicht, ob ich erschüttert oder erstaunt sein sollte. Fina hatte ihm also einen Heiratsantrag gemacht! Das konnte doch nur eins bedeuten: Jetzt wollte er raus aus der Nummer. Genau wie Jörg. Nur, dass diesmal die Rollen anders verteilt waren. Diesmal war ich die Geliebte, wegen der man die Verlobte verließ! Ich hatte also ganz richtig gelegen und mir diesmal nichts eingebildet.
Meine Schwester quatschte ohne Pause mit Mutter. Marc warf mir immer mal wieder Blicke zu, die eigentlich alles bedeuten konnten, und Rupert zupfte mir alle paar Minuten am Ärmel, um leise zu fragen: »Sollen wir mal los?« Aber die Sache fing gerade an, mir so richtig Spaß zu machen.
»… und dieses Vier Jahreszeiten, puh!«, hörte ich Fina zu Mutter sagen. »Ist ja alles schön und gut, aber die Zimmermädchen sind absolut unfähig. Sagt man überhaupt noch Zimmermädchen im Deutschen? Ich weiß nie, was man noch sagt und was nicht. Ist Zimmermädchen politisch korrekt? Weiß das jemand?«
»Hotelfachfrau«, sagte ich zuckersüß.
»Echt? Nicht Reinigungspersonal oder irgendwas in der Art? Egal. Die Hotelfachfrauen sind jedenfalls total daneben. Ich habe, als ich heute Nachmittag in unser Zimmer gekommen bin, unterm Bett Schmuck gefunden! Da kann man mal sehen, wie schlampig die saugen. Unterm Bett!«
Ich sah, wie Marcs Gesichtsfarbe von etwas gerötet zu kreidebleich wechselte. Erstaunlicherweise wurde ich dadurch unglaublich ruhig und entspannte mich fast schon.
»Schmuck?«, fragte ich und genoss es, wie er die Augen aufriss.
»Na ja, Schmuck. So eine billige Holzkette. Hippiekram. Könnte zu deinem LSD-Trip von Oberteil passen. Wo hast du diesen schauderhaften Fetzen her? Sieht aus wie aus dem Fundus geklaut.«
»Aus dem Fundus geklaut«, lächelte ich und prostete ihr mit meinem Wasser zu. Marc sah immer noch aus, als wäre er der Nächste, der gleich ohnmächtig zusammenbrach.
»Ich habe mich jedenfalls beschwert, und sie haben das Zimmer gleich noch mal gereinigt.«
»War denn wenigstens das Bett gemacht?«, fragte ich unschuldig. Auf Marcs Stirn
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