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Für immer untot

Für immer untot

Titel: Für immer untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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mysteriösen Doppelgänger, der mordete und zu verführen versuchte. Und er schien bei beidem den Dreh raus zu haben.
    Ich sah Farben durch die geschlossenen Lider, zinnoberrot, azurblau und jadegrün, die Farben des Fensters, durch Haut gefiltert. Ein Schatten blockierte sie plötzlich. Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass Pritkin mich ansah. Er war mir viel zu nahe. »Sie werden mir jetzt erklären, was los ist«, sagte er grimmig. »Jetzt sofort.«
    Und damit kehrten plötzlich alle Gefühle aus dem Empfangsraum zurück. Hüte dich vor ihnen, forderte mich meine Rationalität streng auf, und gleichzeitig beobachtete ich, wie meine Hand nach Pritkins Gesicht tastete. Die Finger ignorierten die innere Stimme der Vernunft, strichen über Haut und Bartstoppeln, drehten seinen Kopf in den richtigen Winkel für einen Kuss.
    Vielleicht fühlte sich so Schizophrenie an, dachte ich, während mein Körper Volle Kraft voraus! schrie und das Gehirn zum Rückzug aufforderte. Das Gehirn verlor.
    Bevor ich eine bewusste Entscheidung traf, fühlte ich meine Lippen auf seinen.
    Vermutlich fluchte er innerlich, aber die Anweisungen seines Gehirns schienen ebenfalls ungehört zu verhallen. Die Muskeln unter meiner Hand waren so hart wie Eisen, doch er wich nicht zurück. Nach einer Sekunde der Verblüffung packte er mich am Nacken und erwiderte den Kuss.
    Ich grub ihm die Hände ins Haar, das derzeit nicht der Schwerkraft trotzte, sondern dicht und weich war, wundervoll dazu geeignet, mit den Fingern hindurchzustreichen. Allerdings bekam ich dazu kaum Gelegenheit, denn Pritkin küsste so, wie er alles andere machte: direkt, ohne Rücksicht auf Verluste, mit einer Intensität, die mich atemlos machte. Sein Kuss war heiß, hart und verzweifelt, als hätte er zu lange darauf gewartet, und ich öffnete den Mund für ihn, weil, lieber Himmel.
    »Du Mistkerl«, schnaufte ich, als wir uns schließlich voneinander lösten. »Ich wusste, dass du mogelst!« Der Geschmack von Kaffee in seinem Mund war ganz deutlich gewesen.
    »Miss Palmer…«
    »Ich liege auf deinem Bett. Du hast mich gerade voller Leidenschaft geküsst. Ich glaube, du kannst es wagen, mich zu duzen und mit dem Vornamen anzusprechen.«
    »Ich wage schon zu viel«, brummte er.
    Meine Finger drückten auf die harten Schultermuskeln. Seine Haut war weich und ein wenig feucht von der Wärme des Mantels, und sie wirkte sehr hypnotisch. Ich strich über die kleinen Höcker der Narben auf der Schulter, wo ihn Klauen getroffen hatten – dort war die Haut noch glatter. John Pritkin, das Rätsel: ein verrückter Wissenschaftler mit Waffenschwielen, alten Narben und noch mehr Geheimnissen als ich.
    Meine Hände folgten den Wölbungen der Muskeln die Arme hinunter, glitten über den harten Bizeps und streichelten die seidene Haut in den Armbeugen.
    Zahllose Male hatte ich das Knistern von Energie gespürt, wenn wir uns zu nahegekommen waren, aber wenn Absicht dahintersteckte, schien alles…
    »Cassie.«
    »Na bitte, jetzt benutzt du doch den Vornamen«, sagte ich verträumt. »Ich sollte wohl anfangen, dich John zu nennen.«
    »Das ist keine gute Idee.« Pritkins Stimme klang angespannt, aber er wich nicht zurück. Ich interpretierte es als Erlaubnis, schob meine Arme unter seine, ließ die Finger über den Rücken wandern und spürte, wie die Haut nachgab und zurückfederte, warm und elastisch. Hört auf!, befahl ich meinen Händen streng, doch sie schenkten mir keine Beachtung und fuhren damit fort, die glatte, faszinierende Kurve von Pritkins Rückgrat zu erkunden. Sie fanden den lockeren Hosenbund und strichen über die warme Haut zur vorher entdeckten Mulde. Ich streichelte sie, und Pritkins Augen schienen plötzlich dunkler zu werden.
    »Ich habe nie gefragt, ob du einen bösen Zwillingsbruder hast«, sagte ich vage.
    »Hast du einen?«
    Er blinzelte. »Warum?«
    Ich versuchte, es ihm zu erklären, aber auf einmal fiel es mir schwer, genug Sauerstoff zu bekommen. Ein Teil von Pritkin schien in der Luft um uns herum zu sein, und diesen Teil nahm ich mit jedem Atemzug in mich auf. Ich presste ihm das Gesicht an die haarige Brust, fühlte die weichen Locken warm an der Wange und spürte auch seine Erektion an meinem Oberschenkel.
    Seine Hände trafen schwer aufs Bett, und Pritkins Gesicht füllte mein ganzes Blickfeld aus. Ich sah keinen Ärger darin, sondern Verzweiflung. »Hör mir zu!
    Hier stimmt etwas nicht. Was meintest du mit dem Empfangsraum?« Seine Stimme strömte

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