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Für jede Lösung ein Problem

Für jede Lösung ein Problem

Titel: Für jede Lösung ein Problem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Gier
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würde meine Master Card wohl nicht mehr verkraften.
    »Ich leihe dir das Geld«, sagte Charly, großzügig wie immer. Sie hatte aber überhaupt kein Geld, wenn überhaupt, dann sprach sie wohl von Ulrichs Geld. Und das konnte ich nun wirklich nicht annehmen.
    »Das ist nicht nötig«, sagte Lulu. »Papa kommt für die Kaution auf.«
    »Ho, ho, ho«, machte Charly.
    »Was?« Ich war einer Ohnmacht ziemlich nahe. Ich hatte seit meinem ersten und letzten Semester an der Uni kein Geld mehr von meinen Eltern bekommen. Nicht mal an Weihnachten oder zum Geburtstag. Meine Mutter zog es vor, mir zu diesen Gelegenheiten Dinge zukommen zu lassen, die ich ihrer Meinung nach dringend benötigte: Wintermäntel, Twin-Sets aus graumelierter Angora-Wolle und den Saftomat 2020, der aus ungeschältem Obst im Nu gesunden Saft presste.
    »Das kannst du ruhig annehmen«, sagte Lulu.
    »Ich will aber keine Almosen«, sagte ich.
    »Halt bloß den Mund«, sagte Charly.
    »Du müsstest die Küche übernehmen«, sagte Patrick. »Da will ich noch dreitausendfünfhundert Minimum für haben.«
    »Patrick!«, sagte Lulu mahnend. »Gerri hat doch kein Geld, und sie ist meine kleine Schwester.«
    »Aber die Küche hat mich achtfünf gekostet«, sagte Patrick. »Und das auch nur, weil ich Monster-Prozente gekriegt habe. Allein der Kühlschrank …«
    »Patrick!«, sagte Lulu. »Wir sind doch jetzt eine Familie. In einer Familie knöpft man sich doch gegenseitig kein Geld ab.«
    »Die Küche ist sowieso scheußlich«, sagte Charly. »Wie von Frankenstein. Auf diesem Hochglanz sieht man jeden Fingerabdruck. Da würde ich keinen müden Cent für zahlen.«
    Ich fand die Küche eigentlich gar nicht übel. Ehrlich, ich fand sie sogar super. Diese geschmeidig gleitenden Apothekerauszüge, der geniale amerikanische Kühlschrank, das supertolle Gas-Kochfeld … – Endlich würden wir unsere Kochabende auch mal wieder in meiner Küche stattfinden lassen können. Und Flo, Gereon und Severin konnten nebenan im Schlafzimmer in meinem Bett liegen. Das Schlafzimmer war nicht besonders groß, aber durch die Einbauschränke wirkte es sehr großzügig, und im Wohnzimmer nebenan konnte man für Martas und Marius’ Kinder auch noch Betten aufstellen, wenn es nötig war.
    »Die Regale müsste ich auch verkloppen«, sagte Patrick. »Das sind Designerteile.«
    »EBay«, sagte Charly. »Du kennst dich doch im Internet hammerhart gut aus.«
    »So schnell geht das aber nicht«, sagte Patrick und warf Charly einen vernichtenden Blick zu. »Und die Einlagerung von Möbeln kostet ein Vermögen.«
    »Es ist gar nicht so einfach, aus zwei Wohnungen eine zu machen«, seufzte Lulu. »Jeder muss sich von einigen Sachen trennen, das ist nun mal so. Ich muss zum Beispiel mein geliebtes Sofa aufgeben. Du willst es nicht zufällig haben, Gerri?«
    »Geschenkt?« Lulu liebte ihr auberginefarbenes, neobarockes Samtsofa über alles. Es hatte vergoldete Löwenfüße und eine Stickerei mit einer goldenen Krone. Es stand vor einer lavendelfarben gestrichenen Wand neben einer mit Serviettentechnik aufgepeppten Ikeakommode. Serviettentechnik war eins von Lulus Hobbys. Patricks schwarze Ledersofas würden sich sicher ein bisschen komisch in ihrer Wohnung vorkommen.
    »Natürlich geschenkt«, sagte Lulu. »Ich brauche es ja nicht mehr.«
    Ich musste nicht lange überlegen: Mein altes rotes Sofa in der Dachstube gab ich mit Freuden her. Genau wie die alte Küche. Vielleichtkonnte Tante Evelyn über die Kirche ein paar Bedürftige dafür finden.
    »Okay«, sagte ich beschwingt.
    Die Vermieterin brachte die Verträge herein, und wir setzten uns alle an Patricks gläsernen Esstisch, um zu unterschreiben. Charly bestand darauf, dass Patrick mir auch einen handschriftlichen Schenkungsvertrag für die Küche ausstellte.
    »Nicht, dass du Gerri am Ende doch noch Geld dafür abknöpfen willst«, sagte sie. »Ich meine, wenn Lulu gerade mal nicht zuhört!«
    »Wir sind doch jetzt eine Familie«, sagte Lulu wieder. »So ein Vertrag ist wirklich überflüssig.«
    »Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste«, sagte Charly. »Bei solchen Dingen bin ich immer hammerhart .«
    »Von mir aus«, sagte Patrick, scheinbar gelangweilt.
    Auf der Straße vor der Haustür hatte er dann doch noch mal Gelegenheit, mit mir allein zu sprechen, während Charly und Lulu sich von der Vermieterin das Geheimnis der üppig blühenden Geranien vor der Ladentür erklären ließen.
    »Ich habe dich gewarnt, Schlampe «, sagte er.

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