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Für Leichen zahlt man bar

Für Leichen zahlt man bar

Titel: Für Leichen zahlt man bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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daß sich jemand
freiwillig danach drängt, Mr. Blairs Bekanntschaft zu machen .«
    »Ist er auch ein Jade-Fachmann ?« erkundigte ich mich.
    »Soviel ich weiß, hat er ein
außergewöhnlich großes Interessengebiet«, sagte sie ausdruckslos. »Das ist wohl
eine natürliche Folge seiner unersättlichen Neugierde. Wenn er an einem
Gegenstand oder einem Menschen Interesse findet, reagiert er wie ein Skorpion.
Er stürzt sich darauf und läßt nicht los, bis seine Neugierde vollständig
befriedigt ist .«
    »Das muß ja ein reizender
Mensch sein, Madame Choy !« Ich lächelte ihr zu. »Er kommt mir vor wie eine Gestalt aus einem Alptraum .«
    »Vielleicht!« Sie bewegte
leicht die Schultern. Die schwarze Seide raschelte leise. »Aber an unseren
Alpträumen tragen wir selbst die Schuld !«
    Ihre rechte Hand regte sich
kaum merklich, und Mr. Tremaine sprang vor. »Gute
Nacht, Mr. Boyd«, plapperte er. »Madame Choy war es
ein Vergnügen, Sie kennenzulernen .«
     
     
     

4
     
    Als wir auf die Straße traten,
legte sich uns die erstickend feuchte Luft wie ein nasser Umschlag auf die
Brust. »Okay«, sagte ich erwartungsvoll, »jetzt also schnell die Schuhe
ausgezogen«
    »Ich bin kein Spielverderber«, sagte
Judith. »Aber in dieser Hitze wäre es der helle Wahnsinn, sich im Central Park
die Lunge aus dem Hals zu laufen !«
    »Versprochen ist versprochen !« knurrte ich enttäuscht.
    »Könnten wir nicht in meiner
Wohnung Fangen spielen ?« schlug sie vor. »Dort habe ich
eine Klimaanlage .«
    »Nur wenn Sie mir versprechen,
Ihren Teppich grün anzustreichen, damit ich mir vorstellen kann, es sei Gras !«
    »Ach, du ahnst es nicht !« Sie schlug verzweifelt die Augen gen Himmel. »Was hab’
ich mir da für einen verrückten Vogel aufgegabelt !«
    »Jedenfalls keine lahme Krähe«,
gab ich selbstzufrieden zurück. »Komm, wir wollen sehen, ob wir ein Taxi finden .«
    »Wozu? Ich wohne nur zwei
Straßen weiter. Oder wollen Sie Kräfte sparen, Mr. Boyd, seit Sie anfangen, alt
zu werden ?«
    »Ich werde durchaus noch nicht
alt«, meinte ich kühl. »Meine Kraftreserven sind enorm, und mein Name ist Danny .«
    »Die erste Behauptung
bezweifele ich !« Sie kicherte spöttisch. »Wie es sich
mit der zweiten verhält, wird sich noch erweisen. Nur die dritte nehme ich dir
ohne weiteres ab. Du darfst mich Judith nennen. Aber Judy verbitte ich mir .«
    Sie hakte sich bei mir ein, und
langsam bummelten wir bis zur nächsten Querstraße. Ihre Wohnung lag im ersten
Stockwerk eines modernisierten Backsteinhauses. Die Kosten der Einrichtung, die
modern und großzügig war, mußten sich in ebenso astronomischen Höhen bewegen
wie die Miete für diese Wohnung in einer der elegantesten Wohngegenden New
Yorks.
    »Mach uns etwas zu trinken,
Danny«, sagte sie, als wir im Wohnzimmer angelangt waren. »Dort in der Hausbar
findest du alles Notwendige. Für mich bitte Whisky on the rocks .«
    »Okay!« Als braver Junge tue
ich, was man mir sagt — meistens jedenfalls!
    Sie ging mit schwingenden
Hüften zur Schlafzimmertür und lächelte mir von der Schwelle aus zu. »Ich will
mir nur etwas Bequemeres anziehen, wie man so schön sagt .«
    »Laß dir nur Zeit. Ich muß ja
auch noch den Teppich grün streichen .«
    Die Hausbar stellte alles
bisher Dagewesene an Hebeln, Knöpfen und Firlefanz in den Schatten und enthielt
genug Flaschenbatterien, um einen ganzen Parteitag unter Alkohol zu setzen. Ich
mixte die Drinks und paßte mächtig auf, daß nicht
etwa einer der Hebel sie mir wieder aus der Hand nahm und ohne meine Mitwirkung
konsumierte.
    Unter dem Fenster stand eine
breite Couch. Ich schob einen niedrigen Tisch davor, fand Untersetzer für die
Drinks und stellte die Gläser darauf. Dann zog ich die Vorhänge zu. Der Mann
von gegenüber konnte also sein Fernglas getrost für heute in die Ecke stellen.
Von der Klimaanlage war keine Spur zu entdecken. Es war also wohl ein
eingebautes Modell. Nur das leise Summen war als durchaus angenehme
Begleitmusik zu hören. Ich setzte mich auf die Couch, zündete mir eine
Zigarette an und schaltete vorsichtig meinen Denkapparat ein — vorerst auf
halbe Touren. Als ich sah, was für einen Schwarm ungelöster Probleme er
aufwirbelte, stellte ich ihn schleunigst wieder ab. Ach was, heute abend nahm Boyd einfach
einmal Urlaub von der lästigen Gedankenarbeit!
    Die Tür zum Schlafzimmer
öffnete sich plötzlich weit. Auf der Schwelle stand Judith. Sie trug ein
blaues, mit einem Schwarm bunter Schmetterlinge

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