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Fürchtet euch

Fürchtet euch

Titel: Fürchtet euch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiley Cash
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endlich bei mir war. Er schlang die Arme um mich und drückte mich fest. Er richtete sich auf und hob mich hoch und hielt mich weiter fest, und ich dachte, wie komisch das jetzt aussehen musste, wo meine Beine doch knapp über dem Boden baumelten, aber ich sagte nichts, weil mir in dem Moment das Gefühl guttat, von ihm gehalten zu werden. Ich presste das Gesicht weiter gegen seinen Hemdskragen, und er trug mich durchs Esszimmer und vorbei an dem Tisch ins Wohnzimmer.
    Mama saß jetzt auf dem Sofa, mit beiden Füßen auf dem Boden. Miss Lyle war aus ihrem Sessel aufgestanden und saß auf dem Sofa neben Mama. Als Daddy mich hereintrug, schauten beide zu uns hoch, als hätten sie mit uns gerechnet und sich gefragt, wo wir denn blieben. Mama und Daddy sahen sich bloß an.
    »Ich hab den Sheriff angerufen, Julie«, sagte er schließlich zu ihr. »Wieso hatte das noch keiner getan?«
    Mama und Miss Lyle saßen einfach bloß da und sahen ihn an, sagten aber nichts. Daddy wartete auf eine Antwort von Mama.
    »Hat Chambliss dir gesagt, du sollst nicht da anrufen?«, fragte Daddy sie.
    »Ben«, sagte Miss Lyle. »Lass uns doch abwarten, bis …«
    »Hat Chambliss dir gesagt, du sollst nicht anrufen?«, fragte Daddy Mama noch einmal.
    »Ja«, flüsterte Mama.
    Wieder kam ein Auto die Straße rauf, und Daddy trug mich zur Fliegentür, und wir schauten beide nach draußen. Der Mond gab nicht genug Licht, und Daddy tastete innen neben der Tür, bis er einen Lichtschalter fand, und als er ihn betätigte, gingen im Garten vor dem Haus die Außenlampen an. Ein alter roter Pick-up bog in die Einfahrt und hielt hinter unserem. Ich konnte drei Männer drin sitzen sehen. Als ich genauer hinschaute, sah ich, dass einer von ihnen Mr Gene Thompson war, und die anderen zwei waren die Männer, die ich am Morgen an der Straße hatte rauchen sehen, die mit der Frisiercreme im Haar. Der Mann, von dem Mama wollte, dass ich Grandpa zu ihm sagte, hatte sich schon wieder eine Zigarette angezündet und lehnte vorn an seinem Pick-up. Er drehte nicht mal den Kopf, um nachzusehen, wer da in der Einfahrt gehalten hatte. Mr Thompson und die Männer blieben eine Weile im Pick-up sitzen, als würden sie überlegen, ob sie aussteigen sollten oder nicht, aber schließlich machte Mr Thompson die Tür auf, und dann machte der Fahrer seine auf, und sie stiegen alle aus und gingen über den Kies auf das Haus zu. Die zwei Männer, die ich nicht kannte, waren ungefähr so alt wie Daddy, und sie hatten noch ihre Kirchensachen an. Mr Thompson ging hinter ihnen. An der Lippe hatte er ein wenig blutigen Schorf, wo Mama ihn am Morgen erwischt hatte, als sie mit ihm gekämpft hatte, damit er sie losließ.
    Daddy setzte mich ab und schob mich Richtung Sofa, wo Mama saß. Er sah Mama und Miss Lyle an.
    »Schließt die Tür hinter mir ab«, sagte er. »Die kommen hier nicht rein.« Er trat nach draußen, und Miss Lyle stand auf und ging zur Tür.
    »Ben«, sagte sie.
    Daddy drehte sich um und sah sie an, und durch die Fliegentür konnte ich Mr Thompson und die Männer die Einfahrt hochkommen sehen.
    »Schließen Sie die Tür ab«, sagte er.
    Daddy drehte sich um, stieß die Fliegentür auf und ging die Verandastufen hinunter in den Garten. Die Tür schlug hinter ihm zu. Mama schrie seinen Namen und sprang vom Sofa auf und streckte die Hand nach mir aus, aber sie erwischte mich nicht, weil ich zu weit weg stand, und sie versuchte es auch nicht richtig. Miss Lyle sah Daddy noch einen Moment hinterher, dann schloss sie die Haustür und verriegelte sie. Ich konnte nichts mehr sehen, und deshalb ging ich zu dem offenen Fenster rechts neben der Tür und schob den Vorhang beiseite.
    »Jess«, sagte Mama, »komm her und setz dich.« Ich tat so, als hätte ich sie nicht gehört. »Jess«, sagte sie wieder. Miss Lyle stellte sich hinter mich, und wir sahen zu, wie Daddy zu Mr Thompson und den beiden Männern ging. Mama lehnte sich auf dem Sofa hinter uns zurück, und ich hörte sie leise flüstern, und ich wusste, dass sie mit sich selbst redete oder vielleicht sogar betete.
    Die beiden Männer, die ich nicht kannte, waren zwischen Daddy und Mr Thompson, und ich konnte erkennen, dass sie an Daddy vorbei und die Verandastufen hoch ins Haus wollten, aber Daddy ließ sie nicht.
    »Ihr geht mir nicht da rein«, hörte ich ihn sagen. »Ihr hättet gar nicht erst herkommen müssen. Ich hab den Sheriff schon verständigt, und er muss jeden Moment hier sein.«
    Einer der Männer versuchte

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