Full House: Liebeserklärung an die Chaosfamilie (German Edition)
wundern.«
»Ach, und warum nicht?«
»Weil du da oft eiskalt bist. Beim Ablehnen von Kinderwünschen.«
»Also wirklich, Beate, das stimmt doch gar nicht. Ich würde mich freuen, wenn Clara einen Hund bekäme!«
»Na, dann sind wir uns ja einig.« Sagt’s und löscht das Licht. Warum nur habe ich das Gefühl, dass ich gerade einer riesigen Verschwörung auf den Leim gegangen bin?
Vielleicht deshalb, weil es zwar nicht der Bullterrier wurde, sondern nur so ein kleines, bissiges Hundeknäuel. Aber alle anderen Befürchtungen sind zu hundert Prozent eingetroffen: Der Einzige, der jetzt am Sonntag um sechs Uhr aufsteht, bin ich, um den Köter nach draußen zu bringen. Vor allem wenn das Wetter mal wieder unter aller Sau ist. Yuma ist ja an sich ein Glücksfall, um nicht zu sagen ein Langschläfer.
Seit es den zweiten Hund gibt, guckt ihn keiner mehr an. Nur ich führe manchmal Männergespräche mit ihm. Immerhin ist er der Einzige, der mir zuhört, wenn ich ihm mein Herz ausschütte. Genau genommen habe ich ihn inzwischen ganz gern. Auch wenn es eine Sie ist. Aber für eine Frau ist sie eher untypisch. Sie macht nämlich jede Menge Dreck, stinkt und frisst wie ein Schwein.
Nun also stehe ich sommers wie winters frühmorgens auf und schleppe mich mit den Kötern ins Freie, egal, ob es regnet oder schneit (und gefühlt regnet oder schneit es, seit wir Hunde haben, praktisch immer). Ich gehe in den Park, treffe andere Hundeväter und natürlich auch das ein oder andere Frauchen (mein Eindruck ist: Männer haben nur Hunde, wenn sie Kinder haben. Frauen haben nur welche, wenn sie keine haben). Dann unterhalten wir uns über Darmwürmer und Kastrationen, über Natursehnenleckerli und Haarausfall. Eben alles, worüber man besonders gerne spricht.
Zum Hund kommt irgendwann garantiert auch noch eine Katze, ein Vogel, eine Schildkröte, ein Hamster oder eine Armada von Zuchtfischen – oder alles zusammen. Kinder würden vermutlich am liebsten in einem Zoo leben.
Wenn Sie ein Mädchen haben, kommt unweigerlich auch der Tag, an dem ein Pferd angeschafft werden muss.Je nach Typ kann es auch zuerst nur ein Pony sein, zum Beispiel eines von diesen »süüüßen kleinen Shetties«, die so klein sind, dass man gar nicht drauf reiten kann, wenn man nicht gerade zur Gattung der Wichtel und Gnome gehört. Aber dann irgendwann muss es doch ein richtiges Pferd sein, ein großes. Und die Viecher können wirklich groß sein!
Zum Glück gibt es ja genügend Pferdebesitzer, die nicht wissen, woher sie die Zeit nehmen sollen, um ihre Gäule fit zu halten. Und was so ein richtiges Pferd ist, das muss nun mal täglich »bewegt werden«. Das können dann die jungen Mädchen erledigen, die vom eigenen Pferd träumen. Wunderbares Arrangement. Andernfalls wüsste ich nicht, wie das für mich laufen sollte, denn mit Sicherheit bleibt wieder mal alles an mir hängen: Hund rausbringen, schnell das Pferd reiten, die blöden Fische füttern, die Schildkröte im Garten suchen …
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Tagebucheintrag: 5. Mai,
0:30 Uhr – Büro
Glück im Unglück, der zweite Hund ist bei den Nachbarn untergekommen. Clara hasst ihn mittlerweile, da er all ihre Puppen angeknabbert hat, und es bedurfte keiner großen Überredungskunst, sie davon zu überzeugen, das Vieh wegzugeben. Nun will sie eine Kuh. Also waren wir gesten im Zoo. Ich dachte, vielleicht würde sie das von ihren Ponys und anderen Huftieren ablenken. Sicherlich würde sie dannerkennen, dass ein Löwe oder eine Giraffe bedeutend interessanter sind. Und selbst meine kleine Tochter würde ja wohl einsehen, dass man einen Löwen oder eine Giraffe schlecht in einem Reihenhaus halten kann. Zunächst klappte das auch … bis wir im Spinnenhaus landeten. Sofort fand sie Gefallen an einer Vogelspinne, was für mich unbegreiflich war. Frauen hassen alles, was mehr als vier Beine hat, dachte ich bisher. Nicht Clara. Sie wollte nun statt eines Ponys doch lieber das Spinnentier. Ihr Argument: »Die ist süß und hat genauso haarige Beine wie du, Papa!«
Das Affenhaus haben wir ausgelassen. Den Kommentar wollte ich mir ersparen.
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Einige Jahre später -
ein typisches Wochenende
Kennen Sie das? Freitagabend, das Wochenende steht vor der Tür, und Sie haben einen richtig miesen Tag hinter sich. Zum Glück hat man ja Familie, denn die richtet einen auf, wenn es beruflich nicht so läuft, auf dem Kontoauszug nur noch einstellige Zahlen stehen, der Wagen streikt und die Kollegen nerven.
Du schleppst dich
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