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funny girl

funny girl

Titel: funny girl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony McCarten
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gekannt.«
    Verlegenes Wiedererkennen. Er nickte ernst.
    »Ja, sicher. Azime. Ja. Alles okay? Wie geht’s?«
    »Erinnerst du dich an mich?«
    »Na klar. ’türlich.« Er musterte ihren Aufzug. »Wieso trägst du jetzt so was?«
    Azime antwortete, ohne auf seine Frage einzugehen: »Ich dachte, ich sag einfach mal hallo. Na ja – du warst nicht auf der Beerdigung.«
    Er starrte sie an, seine Miene verfinsterte sich, sichtlich betroffen von dem, was er als Vorwurf verstand. »Nein. Hör mal, ich muss los. Bis die Tage. Hab zu tun.«
    »Ricardo –«
    Er blieb an der Tür stehen.
    »Kann ich dich was fragen? Dauert nur eine Sekunde.«
    »Was?«
    »Du warst doch ihr Freund, oder?«
    Er starrte sie an, wollte nichts bestätigen, aber er stritt es auch nicht ab.
    »Du warst ihr Freund. Ich weiß es.«
    »Na und?«
    »Ihr wart verliebt.«
    Er ließ die Restauranttür wieder ins Schloss fallen, dann kam er einen Schritt auf sie zu. »Hör auf damit.«
    »Ich muss einfach immer daran denken, was mit ihr passiert ist. Ich dachte, vielleicht weißt du was.«
    »Hör auf damit. Es ist vorbei. Sie ist tot.«
    »Sie war meine Freundin. Sie hat dich geliebt.«
    Er kam noch näher und sah sich um, ob sie jemand beobachtete. Dann senkte er die Stimme und sprach in einem harten Ton, der keine Gefühlsregung zuließ.
    »Lass es sein. Ich weiß nur, was die Leute mir hinterher erzählt haben. Wenn du mehr wissen willst, frag ihre Familie.«
    »Aber was glaubst du, was passiert ist? Ich dachte, du weißt es vielleicht.«
    »Woher denn? Niemand weiß etwas, weil niemand den Mund aufmacht. Es ist vorbei, sie ist tot.«
    »Sie haben sie umgebracht. Und keiner hat etwas unternommen. Macht dir das nichts aus?«
    »Azime. Geh.«
    Ricardo betrat das Restaurant seiner Familie, seine Welt der rotkarierten Tischdecken, Grissini auf jedem Tisch, Gäste, die nur einen guten Rotwein und Kerzenschein verlangten, eine Welt, in der Eltern wie seine eigenen einträchtig Seite an Seite mit ihren Kindern arbeiteten.
    Azime ging nach Hause, durch Straßen, in denen man nachts braune Heroinplättchen für 25   Pfund kaufen konnte, unbehelligt von der Polizei, die in dieser Gegend ohnehin in der Minderheit war, denn auf einen Polizisten kamen hier etwa vier Verbrecher. Wenn sie hier Gerechtigkeit für ihre Freundin haben wollte, blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als die Sache selbst in die Hand zu nehmen.
    Als sie an einer Gruppe von jungen Männern in Kapuzenshirts vorbeikam – Bandenmitglieder womöglich, Bombacilar oder Tottenham Boys –, senkte sie den Blick und spürte einen Anflug von Angst. Hätte sie an diesem Abend, selbst vermummt, die Gesichter unter den Kapuzen erkennen können, wären vielleicht sogar ein oder zwei darunter gewesen, die sie kannte. Machte die Burka sie sicherer, oder erhöhte sie die Gefahr? Green Lanes sah vielleicht aus wie der Rest von London, aber in Wirklichkeit war es ein Paralleluniversum, regiert von Banden, für die keine Gesetze galten. Azime wusste, dass allein in diesem Jahr drei Männer von Gangs erschossen worden waren, und jeder von diesen jungen Kapuzenträgern konnte der Nächste sein.
    Die ansonsten gesetzestreuen Anwohner in diesen Straßen brauchten die Hilfe der Polizei, doch wenn ein Verbrechen geschah, war allen klar, dass die Gesetzeshüter nichts ausrichten konnten, solange niemand den Mund aufmachte. Aber wer hatte schon den Mut, den Mund aufzumachen?
    Obwohl sie den Blick nicht hoben, legte einer von den jungen Männern es darauf an, dass Azime im Vorbeigehen drei Worte aufschnappte. »Kerim bimzha heez.« Sie hastete weiter; niemand versuchte, sie aufzuhalten. Sie wusste, was die Worte bedeuteten – Lutsch meinen Schwanz, Schlampe. Diese Art von doppelter Ausbildung bekam man in der Schule: Hochkurdisch und Gossensprache. Gee bxu, friss Scheiße, dakho gay, Wichser, ez de da te gim, ich fick deine Mutter, koore kere, Sohn eines Esels, emrit nemene, hoffentlich stirbst du bald.
    Azime betrat einen McDonald’s, wo sie die Blicke der hamburgermampfenden Kundschaft auf sich zog. Sie ging schnurstracks zur Damentoilette und stellte sich in die Warteschlange. Als eine Kabine frei war, zog sie rasch die Burka aus und rollte sie fest zusammen, damit sie sie unbemerkt von ihrer Familie ins Haus schmuggeln konnte.
    Vorne im Restaurant, wieder in Jeans und Kapuzenshirt, setzte sie sich auf einen der Plastikstühle, zückte ihren Stift und notierte auf einer Papierserviette: »Im 21.   Jahrhundert

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