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Gaelen Foley - Amantea - 01

Gaelen Foley - Amantea - 01

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Herrscher von Amantea
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bot dem Kapitän seinen Krummdolch mit dem Griff auf ihn gerichtet an.
    „Prinz von Amantea“, sagte er ehrerbietig. „Bitte neh- men Sie die Hilfe eines Jungen an, der ebenso gelitten hat wie Sie. Wir müssen fliehen, solange wir noch Zeit haben. Kommen Sie. Ihr Freund, der Engländer, befindet sich im Kerker. Ich zeige Ihnen, wo.“
    Aber Lazar starrte nur Allegra an.
    Tränen stiegen ihr bei seinem stummen, verwundeten

Blick in die Augen. Sie betrachtete sein geschundenes, ge- schwollenes Gesicht und wusste nicht, was sie sagen sollte. Deshalb trat sie auf ihn zu, doch er wies sie zurück.
    „Rühr mich nicht an“, flüsterte er.
    Ohne ein weiteres Wort riss er sich aus seiner Läh- mung und war bereits hinausgeeilt, bevor sie wusste, was geschah. Darius folgte ihm ebenso schnell.
    Einen Moment war Allegra mit dem Leichnam allein. Sie schaute auf ihn hinab und war in Versuchung, den toten Mann auf dem Boden zu treten. Sein wächsern braunes Gesicht war verzerrt.
    Angeekelt schaute sie weg. In diesem Moment bemerkte sie ein Funkeln auf dem kalten Steinboden des Zimmers.
    Sie ging vorsichtig um die dickflüssige Lache Blut, die sich um Malik ausgebreitet hatte, und hob den Gegenstand auf, dessentwegen sie überhaupt gekommen waren.
    Ein Blick auf den Ring zeigte ihr das Wappen der Fiori mit dem Löwen. Lazars Siegelring – der so klein war, dass er um den Finger eines Jungen passte.
    Der Beweis.
    Bist du nun glücklich? Allegra schloss die Augen, und es wurde ihr vor Reue beinahe übel. Sie hatte ihn dazu veran- lasst, hierher zu kommen, das alles noch einmal durchle- ben zu müssen. Hatte er nun genug gelitten, weil er zufällig königliches Blut in den Adern hatte?
    Liebe mich. Nur darum hatte er sie gebeten. Sie senkte den Kopf so tief, dass ihr Kinn beinahe die Brust berührte. Krampfhaft umschloss sie den Ring. Wie sollte er sich jemals davon erholen und all dies vergessen?
    Von fern hörte sie die Rufe der Wachen in der ihr frem- den Sprache. Das brachte sie dazu, endlich aus ihrer Er- starrung zu erwachen. Allegra rannte aus dem Zimmer, lief durch den Raum mit den Ölgefäßen in einen Gang.
    Dort sah sie gerade noch, wie Darius und Lazar um eine Ecke verschwanden. So schnell sie konnte, folgte sie den beiden, wagte jedoch nicht, ihnen hinterherzurufen und sie zu bitten, auf sie zu warten.
    „Wir können durch den Kerker ins Freie gelangen“, keuchte Darius, der neben Lazar den von Fackeln erleuchteten Gang entlanghastete.
    Nur Jahre des Gehorsams gegenüber seinen Instinkten

brachten Lazars Körper dazu, sich überhaupt zu bewegen. Sein Geist war wie tot. Nichts fühlte sich wirklich an. Die Seele war zerrissen, doch sein Körper kämpfte weiter.
    Wie immer weigerte er sich zu sterben, auch wenn der Tod das einzig Richtige schien. Lazar hatte das Gefühl, als ob er sich von außen betrachten würde und wie ein Geist über seinem eigenen Leichnam schwebte.
    Sie blieben keuchend stehen, als sie zu einer großen Tür aus Holz und Eisen kamen. Lazar wusste, dass Allegra nicht weit hinter ihnen war. Für den Moment musste sie sich um sich selbst kümmern, denn er wusste, dass er ihr nicht in die Augen sehen konnte.
    Er zog die Waffe, die er aufgehoben hatte, und schoss auf das Schloss. Dann stieß er die riesige Tür auf. Mit der Eleganz einer kleinen Raubkatze sprang Darius die Stufen vor ihnen in den finsteren Kerker hinunter.
    Das riesige Gewölbe roch nach menschlichen Ausschei- dungen und altem feuchtem Heu. Folterinstrumente stan- den wie bedrohliche Ungeheuer da. Langsam ging Lazar die Stufen hinunter.
    Rasch entledigte er sich des Wächters, der sich ihnen entgegenstellte, und folgte Darius, der auf der Suche nach dem Vikar die Zellen entlanglief.
    Als sie Lazars Freund gefunden hatten, schoss der Prinz auch hier das Schloss auf und hörte sogleich einen Gefan- genen in einer anderen Zelle, der am Eisengitter rüttelte und bat, ihn ebenfalls freizulassen.
    Lazar fragte den Vikar, ob alles in Ordnung sei. Der nickte, sah jedoch aus, als hätte er die Hölle durchlebt. Dann wies Lazar den Jungen an, ihnen den Weg ins Freie zu zeigen.
    Darius rannte zum anderen Ende des riesigen Kerkers, wo ein paar schmutzige Stufen zu einer weiteren großen Tür führten.
    „Hier geht es zum Amphitheater“, sagte er. „Dort wird jetzt niemand sein, aber wir müssen uns trotzdem beeilen.“
    Lazar nickte, auch wenn er bezweifelte, dass sie le- bend dieser Hölle entkommen würden. Als er den Riegel erreichte,

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