Gaelen Foley - Amantea - 02
Königin.
Serafina sah, wie ihr Vater die Hand zur Faust ballte. Seine Stimme klang ruhig. „Du Hurensohn!“
Sie schrie, als ihr Vater herbeistürzte und Darius hoch- zerrte.
„Vater!“
„Du Hurensohn!“ brüllte er erneut und schleuderte Darius gegen die Wand.
„Lazar, hör auf“, rief Allegra.
„Meine Tochter!“ donnerte er und holte mit der Faust aus.
Darius zuckte nicht zusammen und tat auch nichts, um sich zu verteidigen. Er sah den König nur an. Seine Miene wirkte ausdruckslos.
„Ich habe dir vertraut“, sagte Serafinas Vater. ,Schicken Sie keine Anstandsdamen’, hast du geschrieben. Ich habe nicht einmal nachgedacht. Du verräterischer Hurensohn!“
„Schlag ihn nicht, Vater. Es ist nicht seine Schuld.“
Der König schaute seine Tochter an, und seine Augen fun- kelten vor Zorn. „Du hast verdammt Recht, wenn du die Hälfte der Schuld auf dich nimmst. Deine Mutter und ich ha- ben dir Besseres beigebracht als das hier. Wo hast du gelernt, dich wie eine Dirne zu benehmen?“
Serafina sah ihn entsetzt an. Dann brach sie in Tränen aus. „Vater! Ich bin keine Dirne. Ich liebe ihn!“
Sie warf ihrer Mutter einen flehenden Blick zu. Doch die Königin hatte sich auf einem Stuhl niedergelassen und beide Hände vor das Gesicht geschlagen.
Am liebsten wäre Serafina unter das Bett gekrochen und hätte sich dort versteckt. Darius schwieg. Er hatte das Kinn erhoben, den Blick aber gesenkt.
„Du musst sehr vieles erklären, magnifico“, sagte der Kö- nig zu Darius. „Ich will dich unter vier Augen sprechen, so dass du mir auch alle anderen Lügen beichten kannst.“ An- gewidert stieß er ihn von sich, warf einen verächtlichen Blick auf seine Tochter und schritt zur Tür.
„Vater?“ rief Serafina zitternd. „Vater, bitte.“
Er drehte sich um und zeigte mit dem Finger auf sie. „Was dich angeht ...“ Er war so zornig, dass er bebte. „Mein Gott, ich dachte, du hättest dir etwas angetan. Deine Zofe kam voller Angst zu uns und erklärte, dass sie Geräusche gehört hatte. Sie befürchtete, dass du dir das Leben nehmen woll- test. Wir wären vor Angst beinahe gestorben, und nun finde ich dich in einer solchen Situation vor.“
Er hielt inne und schien nur mit Mühe an sich halten zu können. „Unverschämtes, starrköpfiges Mädchen! Das ist al- les meine Schuld, weil ich dich zu sehr verwöhnt habe.“ Dann wandte er sich an Darius. „Und glaube ja nicht, dass du so leicht davonkommst. Du wirst sie heiraten. Nun hast du die Verantwortung für sie.“
„Für mich braucht niemand Verantwortung zu überneh- men“, meinte Serafina bedrückt. In diesem Augenblick trat Anatol hinzu. Sein Gesicht wirkte vor Zorn wie versteinert.
„Was, zum Teufel, tun Sie hier?“ wollte der König wissen.
Anatol achtete nicht auf ihn. Stattdessen blickte er Serafina an. „Es ist also wahr.“
„Das ist eine Familienangelegenheit“, mischte sich ihr Vater erneut ein.
„Es betrifft auch mich – oder nicht?“ erwiderte der Russe empört. „Ein Diener hat jede Nacht ihre Tür beobachtet, Se- rafina. Ich wusste, dass Sie zu schön sind, um rein zu sein. Ich wollte nur wissen, wer Ihre Liebhaber sind und wie viele es davon gibt. Ich hatte also Recht. Wie gut, dass ich Sie nicht geheiratet habe!“ Er sagte noch ein Wort auf Russisch, dessen Bedeutung sich auch ohne Übersetzung erraten ließ.
Darius reagierte sofort, aber der König fuhr dazwischen und warf ihn erneut gegen die Wand.
Anatol starrte Darius an, als ob er ihn umbringen wollte. „Und Sie, mein Herr, sind ein toter Mann.“ Er sah den König an. „Ich spucke auf diese Insel. Ich werde Napoleon zuprosten, wenn er Sie alle vernichtet.“
„Napoleon ist tot!“ rief Serafina triumphierend, auch wenn ihr noch immer Tränen über die Wangen liefen. „Darius hat ihn erschossen!“
Alle sahen Darius entsetzt an.
Einen Moment lang herrschte völlige Stille. Darius hob den Kopf und blies sich gelassen eine Strähne aus der Stirn.
„Ich habe danebengeschossen“, sagte er.
Serafina schnappte nach Luft und wusste nicht, ob sie ihn richtig verstanden hatte. „Verzeihung?“
Der König schnaubte voll Verachtung, schüttelte den Kopf und schritt aus dem Zimmer. Anatol folgte einen Augenblick später, wobei er allerdings kalt lachte. Mit gesenktem Kopf lehnte sich Darius an die Wand und sah zu Boden.
Serafina saß noch immer im Bett und hielt die Decke an sich gepresst.
Ihre Mutter stand auf, strich sich die Röcke glatt und
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