Gaelen Foley - Amantea - 02
die fünf Wachmänner wohl dabei, dachte er, die Reisetruhen, die sie gepackt hat, auf die Kut- sche zu laden. Er fürchtete sich davor, in ein leeres Haus heimzukehren. Daheim – im Grunde wusste er gar nicht, was das bedeutete.
Darius war froh, dass er Serafina seine belastenden Ge- heimnisse enthüllt und sie somit von sich gestoßen hatte. Das war immer noch besser, als wenn sie ihn verließe. Zumindest war es jetzt vorbei, und er musste nicht mehr darauf warten, bis das Messer ihn mitten ins Herz traf.
Eines Tages würde sie ihm dankbar dafür sein. Ihm blieb nun nichts anderes mehr übrig, als sein Leben fortzuführen. Falls man ihn in Amantea nun nicht mehr wollte, würde er nach Sizilien fahren und dort seinem Freund Richards beistehen.
Plötzlich riss eine kalte, tiefe Stimme ihn aus den Gedan- ken.
„Du!“
Darius wirbelte herum und trat einen Schritt zurück, mit dem Rücken zu den niedrigen Zinnen. Zornig näherte sich Lazar ihm.
Beruhigend hob Darius die Hand. „Ich wollte nur helfen.“
„Versuch nicht, dein Spiel mit mir zu treiben, Santiago“, herrschte der König ihn an.
Darius senkte den Kopf, da er Lazars anhaltende Feindse- ligkeit kaum begreifen konnte. „Gut. Ich gehe schon. Wenn Ihr mich entschuldigen würdet.“
„Du gehst überhaupt nirgendwohin, bis du mir nicht Rede und Antwort gestanden hast.“
Er musste beinahe lachen. „Majestät.“ Vorsichtig trat er von den Zinnen fort. Man wusste nie, was ein empörter ita- lienischer Vater alles tun konnte. „Ich verschwinde von hier, keine Sorge“, sagte er und ging zur Turmtreppe.
Lazar griff ihn von hinten an.
Darius stöhnte vor Schmerz, als er auf den Boden fiel und sich die Knie aufschlug. Er schaffte es jedoch, sich noch mit den Händen abzufangen.
Der wuchtige König kannte wohl seine Kräfte nicht. Darius rollte beiseite, um einem weiteren Schlag auszuweichen.
„Lassen Sie mich in Ruhe! Ich habe sie schließlich gehei- ratet – oder nicht?“
„Bloß weil ich dich mit ihr im Bett ertappt habe, Schuft!“ Lazar holte von neuem aus.
Darius rappelte sich auf und wich dem Hieb geschickt aus. „Das stimmt nicht. Ich hätte sie sowieso geheiratet.“
Nachdem er das gesagt hatte, wurde ihm bewusst, dass es der Wahrheit entsprach.
„Nach all dem, was ich für dich getan habe, belohnst du mich so – indem du mein unschuldiges Mädchen raubst!“
Darius lachte. „Ich könnte Euch einiges über Euer unschul- diges Mädchen erzählen, und Ihr würdet Euch vor Entsetzen die Haare raufen.“
Lazar fluchte empört und versetzte ihm eine Kopfnuss.
Darius fing sich an der Wand ab und drehte sich spöttisch zum König um. „Das ist es also? Ihr könnt nicht ertragen, dass Euer kleines Töchterchen erwachsen geworden ist.“
„Ich habe dir vertraut. Hältst du mich für blind und taub, als dass ich nicht von deinen Eroberungen wüsste? Und nicht einmal meine Tochter konntest du in Ruhe lassen! Du hast sie wie all die anderen verführt.“
„Nein!“ Darius trat auf Lazar zu und gab ihm einen Schubs. „Nicht wie die anderen! Ihr habt ja keine Ahnung!“
„Wie kannst du es wagen?“ herrschte der König ihn an und versetzte ihm ebenfalls einen Stoß.
„Warum hört Ihr nicht auf, Euer eigenes Schuldgefühl auf mich abzuwälzen? Könnt Ihr denn nicht zugeben, dass Ihr einen Fehler begangen habt, als Ihr Eure Tochter Tjurinow verspracht? Ihr habt nicht einmal darauf gewartet, bis Ihr die Informationen über ihn von mir erhieltet. Von ihm habt Ihr Euch täuschen lassen.
Wenn ich nicht gewesen wäre, hätte sie dieser Fehler das Leben kosten können. Sie hat mir so viel bedeutet, dass ich die Wahrheit erfahren wollte. Ihr habt Serafina verkauft, um Euch den Rücken freizuhalten!“
Lazar knurrte voller Zorn und warf sich erneut auf Darius. Die beiden Männer fielen hin und rollten ineinander verkeilt über den Boden.
„Warum bist du nicht sofort zu mir gekommen, als du von Tjurinows erster Gattin erfahren hast? Ich könnte dich des Verrats anklagen, weil du wichtige Informationen zurückge- halten hast“, hielt Lazar ihm vor.
„Weil Ihr, Majestät, äußerst hitzköpfig seid. Schaut Euch doch an. Die Situation verlangte nach Zartgefühl. Verdammt, lasst mich zufrieden, ich habe genug!“ rief Darius und stieß den König mit dem Ellbogen in die Seite. Dann machte er sich los, stand auf und entfernte sich einige Schritte.
Sobald er jedoch Lazar den Rücken zugewandt hatte, griff dieser ihn erneut an.
Diesmal
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