Gaelen Foley - Amantea - 03
fiel, während sich Orlando zur Seite warf, um nicht von ihm erdrückt zu werden. Dann rannte er zu einer Baumgruppe, um dort Deckung zu finden. „Gehen wir! Nun kann er nur noch zu Fuß flüchten.“
Alle liefen zu ihren Pferden zurück und stiegen auf. Der
Kronprinz sah, wie der Herzog zum Wald lief. „Elan, Niccolo, ihr reitet in diese Richtung“, befahl er und wies nach links. „Di Tadzio und ich nehmen die rechte Seite. Wir müssen ihn umzingeln. Benutzt lieber eure Degen als die Pistolen. Lassen Sie das Gewehr liegen, Niccolo! Wir sollten vermeiden, uns aus Versehen gegenseitig zu erschießen. Alle mit dem Plan einverstanden?“ fügte er hinzu und sah rasch vom einen zum anderen.
Nach dem Blutbad, das sie miterlebt hatten, wirkten alle erschüttert, nickten jedoch grimmig.
„Gut, holen wir ihn uns.“ Er nickte Adriano zu, und sie wendeten die Pferde in die entgegengesetzte Richtung, in die Elan und Niccolo galoppierten.
Sie ritten an dem schwarzen Hengst vorbei, der tot auf dem Boden lag. Dann galoppierten sie in den dunklen Wald.
Rafaels Puls pochte, während sie Orlando jagten. Adriano hielt sich etwa zwanzig Fuß zu seiner Rechten.
Im Wald waren die unterschiedlichsten Geräusche zu ver- nehmen. Die Blätter raschelten im Wind, und die Vögel zwit- scherten. Als ein Ast knackte, riss Rafael den Kopf zur Seite und legte die Hand auf den Degen. Doch es waren nur drei Rehe, die über eine Lichtung liefen.
Er sah fragend zu Adriano, während ihm der Schweiß über die Wangen lief. Sein Freund schüttelte den Kopf, um ihm zu zeigen, dass auch er nichts entdecken konnte.
Orlandos schwarze Kleidung würde ihm helfen, in der zunehmenden Dunkelheit immer weniger sichtbar zu sein.
Sie ritten weiter.
Allmählich verlor Rafael jedes Zeitgefühl. Er wusste nicht, wie lange sie schon hinter Orlando hergejagt waren, als plötz- lich zwei Schüsse und ein Schrei in der Ferne zu hören waren. Sofort gaben Rafael und Adriano ihren Pferden die Sporen und hetzten die Tiere einen Pfad entlang.
Wieder ertönte ein Schuss.
Rafael betete, dass es Niccolo war, der schoss. Doch als er und Adriano zu einem kleinen Hain an einem Bach gelang- ten, entdeckten sie Niccolo, der auf dem Rücken lag. Als sie von den Pferden sprangen und zu ihm rannten, versuchte er, sich aufzusetzen. Rafael schluckte, denn er sah den dunklen Blutfleck, der sich über Niccolos braune Weste auszubreiten begann.
„Er sprang von einem Baum herab“, brachte er keu-
chend hervor. Niccolos Gesicht war kreidebleich. „Er ist weggerannt! Er könnte überall sein.“
„Versuchen Sie, nicht zu sprechen.“ Rafael zog rasch den Gehrock aus und bedeckte Niccolo damit. Er riss sich das Halstuch herab und benutzte es, den Blutfluss zu verringern. „Wo ist Elan?“
Niccolo zitterte heftig und flüsterte: „Ich weiß nicht. Sein Pferd hat ihn abgeworfen.“ Er begann zu husten.
Rafael zog ihn hoch. Niccolo lehnte sich schwach an Adriano.
„Bleiben Sie bei ihm“, befahl Rafael.
Adriano nickte, als der Kronprinz aufsprang und sich um- sah. Er zog den Degen und stürzte sich in kalter Wut ins Dickicht. Dort entdeckte er eine Stelle, wo die Äste abgebro- chen waren. Elans erschrecktes Pferd war hier wahrschein- lich durchgaloppiert.
„Elan!“ Er quälte sich durch ein Dornengestrüpp und warf einen hasserfüllten Blick auf die Äste über ihm. „Du Barbar“, sagte er leise. „Elan!“
Er fürchtete sich vor dem, was er wohl finden würde. Es war bereits schlimm genug, dass der stets sarkastische Niccolo verletzt war. Rafael weigerte sich einzugestehen, dass Niccolo tödlich verwundet war. Er konnte nur daran denken, dass er keine Ahnung hatte, wie er ohne Elans scharfen Verstand und seinen beruhigenden Einfluss auf ihn weitermachen sollte.
„Elan! Antworten Sie mir, verdammt noch mal.“
„Rafael!“ Plötzlich ertönte die dünne Stimme des Vicomte zu seiner Linken.
„Elan! Wo sind Sie?“ rief Rafael. Sein Herz pochte heftig, während er sich umsah. „Sind Sie verletzt?“
„Ich bin hier!“
Rafael wirbelte herum und sah, wie Elan sich durch das- selbe Dorngestrüpp kämpfte, das er zuvor hinter sich gelassen hatte.
„Niccolo hat es erwischt, Rafael.“
„Ich weiß.“ Er sah, dass sein Freund überall Schnitte auf- wies und seine Augengläser verbogen waren. Aber er schien nicht ernsthaft verletzt zu sein.
„Mir ist das Pferd durchgegangen. Orlando sprang plötz- lich von den Bäumen vor uns herab und eröffnete das
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