Gaelen Foley - Amantea - 03
werden es noch früh genug erfahren, Euer Gnaden. Ich habe sie gerade Don Arturo übergeben.“
„Daniela“, flüsterte Rafael eindringlich. „Verschwinde von hier.“
Als sie den warnenden Tonfall seiner tiefen Stimme ver- nahm, sah sie ihn fragend an.
Suche Leo, schien sein eindringlicher Blick ihr zu sagen. Als sie auch noch die große Verzweiflung in seinen Augen las, blieb ihr keine Wahl, als ihm zu gehorchen. Sie trat von ihm fort, ehe die Kraft sie verließ, ihn allein zu lassen. Dann fasste sie Elan, der noch immer in der Nähe stand, am Hand- gelenk und zog ihn mit sich. Rafael schaute seinen Freund scharf an und nickte in Richtung Ausgang.
„Ich erkläre alles, wenn wir draußen sind“, sagte Daniela leise.
Der Vicomte ging widerstandslos mit. Er und die Prinzessin stiegen eilig die Stufen hoch, wobei Daniela gar nicht mehr darauf achtete, dass sie guter Hoffnung war. Das Einzige, was nun wichtig erschien, war es, Rafael vor diesem Pöbel zu erretten. Das Kind und ich sind in Gottes Hand, dachte sie, während sie sich ihren Weg durch die Rotunda zurück zur Kutsche bahnten.
Nachdem sie sich durch die Menge zum wartenden Ge- spann gedrängt hatten, sah Daniela zu ihrer großen Erleich- terung, dass ihre Zofe ihren Anweisungen gefolgt war und ihr all das gebracht hatte, was sie benötigte.
Hinter der Kutsche stand ihr Schimmel und wartete bereits auf sie. Die Zofe reichte ihr einen kleinen, sauber zusammen- gefalteten Stapel mit schwarzer Kleidung, und Daniela stieg allein in das Gefährt, wo sie sogleich die Vorhänge zuzog.
Kurz darauf sprang sie in einer schwarzen Reithose und ei- nem Hemd, Stiefeln und Handschuhen wieder heraus. Dies- mal verbarg jedoch keine Maske ihr Gesicht, und das Haar fiel in einem Pferdeschwanz den Rücken hinab. Bald schon entdeckte sie die Menge und jubelte. Elan starrte sie sprachlos an, als sie sich mit gezogenem Rapier auf ihre Stute schwang.
„Zeigen Sie mir den Weg zur Zitadelle von di Cambio“, rief sie und winkte ihn zu sich.
„Ja, Hoheit!“ stieß er hervor und befahl einem der Solda- ten, ihm sein Pferd zu überlassen.
„Aus dem Weg!“ rief Daniela der Menge zu.
Die Leute begannen zurückzuweichen, während eine Hand
voll Leibwächter auf die Pferde stiegen und der Prinzes- sin folgten. Die Männer staunten ebenso wie Elan über ihre Verwandlung von der Gemahlin des Kronprinzen in den maskierten Reiter.
Das andere Ende der Piazza war fast menschenleer.
„Dorthin!“ rief Elan und zeigte in eine Richtung.
Daniela gab ihrem Schimmel die Sporen und jagte im Galopp zur Landstraße.
Im Senat brach ein noch größeres Durcheinander als zu- vor aus, als Don Arturo und die anderen Kabinettsmitglie- der hinter dem Rednerpodest Orlando umringten und wild auf ihn einsprachen. Rafael beobachtete das Geschehen mit klopfendem Herzen.
Obgleich er nicht alle Worte verstehen konnte, sah er doch deutlich, dass der Premierminister mit den Papieren, die Da- niela ihm gebracht hatte, zornig vor Orlandos Gesicht hin und her wedelte. Dann gab er sie dem Finanzminister, der neben ihm stand.
Der Kronprinz flehte im Stillen, dass die Enthüllungen dazu ausreichen würden, Orlandos Behauptungen in Zwei- fel zu ziehen und diesem schauerlichen Spuk ein Ende zu bereiten.
Der Finanzminister begutachtete die Dokumente und sah dann Orlando überrascht an. Er reichte sie dem ihm am nächsten stehenden Berater des Königs, während Don Arturo eine Frage stellte, die Rafael nicht verstand.
„Lag es denn an mir zu entscheiden, wer mich gezeugt hat?“ erwiderte Orlando laut genug, dass Rafael ihn hören konnte.
„Aber warum haben Sie Ihre wahre Herkunft verschwie- gen?“
„Würden Sie der Welt verkünden, dass Sie ein ungewollter Bastard sind?“
„Weiß der König, dass Sie sein Sohn sind?“
„Das müssen Sie schon Seine Majestät selbst fragen“, er- widerte Orlando spöttisch. „Warum befragen Sie überhaupt mich? Der Mann dort ist derjenige, der Blut an seinen Hän- den hat!“ rief er und wies auf Rafael. „Zur Hölle mit euch allen! Ich habe nichts als meine Pflicht getan und werde nun nicht ruhig dastehen und mich beleidigen lassen!“ Mit einer dramatischen Geste wandte er sich ab und begann, auf den Ausgang zuzueilen.
„Haltet ihn auf!“ schrie Rafael und riss wild an seinen Ketten. Die Wachen, die um ihn herumstanden, liefen herbei, um ihn zur Ruhe zu zwingen. „Haltet ihn fest! Er entkommt, ihr Narren! Haltet ihn fest, wenn ihr Leo das Leben
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