Gaelen Foley - Amantea - 03
Erscheinung passen würde. Vertrauen Sie mir, ich habe ein Auge für solche Dinge. Bis morgen Abend also, Signo- rina“, sagte er, hob ihre Hand und küsste sie leicht, wobei er ihr einen vertraulichen Blick zuwarf. Dann ließ er sie los und wandte sich ab. Mit einem siegessicheren Lächeln ging er die Stufen hinab und schritt auf den Schimmel zu, der vor dem Haus graste. Dabei pfiff er „La ci darem la mano“.
„Hoheit, ich habe Nein gesagt.“
Rafael blieb stehen und wandte sich dann überrascht um. Er musste zugeben, dass ihm ihr jungfräuliches Widerstre- ben gefiel. Schließlich wollte er keine einfache Eroberung. Lässig legte er die Reitgerte über seine Schulter. „Signo- rina Daniela, Sie sind also fest entschlossen, Ihr Leben ohne Vergnügungen zu führen?“
Sie hatte die Arme verschränkt und hob nun ihr Kinn. „Mit Verlaub, Königliche Hoheit. Meine Freunde sind gerade ge- fangen genommen worden. Es scheint mir nicht die Zeit für Vergnügungen zu sein.“
„Sie hätten sich niemals mit Verbrechern abgeben sollen, meine Liebe“, erwiderte er herablassend, lächelte dann je- doch. „Unsere Abmachung gilt. Ich werde den Jungen aus dem Gefängnis holen und mich darum kümmern, dass er sicher untergebracht wird. Und Sie tanzen dafür morgen Abend mit mir. Und probieren einen der rosa Wackelpud- dinge. Darauf bestehe ich.“
Daniela stemmte die Arme in die Hüften, runzelte die Stirn und sagte mit aufgebrachter Stimme: „Ich habe gesagt, dass ich nicht kommen werde. Sind Sie taub, Hoheit?“
Rafael fing an, ihren Kampfgeist zu bewundern. Er hielt sich die Hand ans Ohr. „Wie bitte?“
„Hoheit, wie können Sie mich bitten, selbstsüchtig mei- nem Vergnügen nachzugehen, wenn meine Freunde morgen gehängt werden sollen?“
Plötzlich verstand Rafael zweierlei Dinge. Sein Geist war so sehr mit Musik und amore beschäftigt gewesen, dass er erst jetzt begriff. Zum einen hatte sie nicht erkannt, was seine Einladung tatsächlich bedeutete, und zum anderen wäre ihre Antwort so oder so ablehnend ausgefallen, da sie den feurigen Hitzkopf liebte, den er gerade hatte verhaften lassen.
Ein direktes, unwiderrufliches Nein.
Ihm war, als hätte man ihm einen Kübel eiskaltes Wasser über den Kopf geschüttet. Er konnte kaum glauben, dass er abgewiesen worden war.
„Das ist ja ungeheuerlich“, sagte er und blickte sie empört an.
Rafael erinnerte sich daran, dass der älteste der rebelli- schen jungen Straßenräuber groß und kräftig gewesen war und um die vierundzwanzig Jahre alt sein musste. Seinen Namen hatte er als Mateo Gabbiano angegeben. Er hatte schlichte Arbeitskleidung getragen und ein rotes Tuch um den Hals gebunden. Mateo sah auf bäuerliche Weise mit seinen dunklen Locken und den großen braunen Augen gut aus.
Aha. Damit ließ sich Signorina Danielas Gleichgültigkeit ihm gegenüber erklären.
Rafael, der sein Leben lang von Frauen verehrt und be- wundert worden war, war es nicht gewöhnt, zurückgewie- sen zu werden, und wusste nicht, wie er damit umgehen sollte.
Seine hohe Meinung von ihr sank.
Er runzelte die Stirn. Wie konnte dieses törichte Mädchen ihr Herz einem Räuber schenken? Jetzt empfand er sogar Verachtung für sie. Sie mochte sich einsam fühlen, aber hatte denn diese Frau kein Standesbewusstsein? Wie, zum Teufel, konnte sie ihm einen Bauern vorziehen?
„Nun, Signorina Daniela“, sagte er kalt. „Ich werde sehen, was ich für den Jungen tun kann. Leben Sie wohl.“
Er drehte sich auf dem Absatz um und schritt steif auf seinen Schimmel zu. Ihm ging durch den Kopf, dass sich die Räuber auf ihr Anwesen geflüchtet hatten und Daniela mög-
licherweise sogar mit ihren Verbrechen zu tun hatte. Aber wenn das der Fall war, wollte er nichts davon wissen.
Nach einigen Schritten hielt Rafael inne und wandte sich unvermittelt zu ihr um.
Daniela stand noch immer an der Tür.
„Warum gaben Sie vor, nicht zu wissen, wer ich bin?“ erkundigte er sich.
„Um Sie von Ihrem hohen Ross herunterzuholen“, antwor- tete sie. „Warum haben Sie eine Stunde mit einem verwirr- ten alten Mann verbracht, wenn Sie zuvor so entschlossen waren, einen Gesetzesbrecher zu fangen?“
„Es gibt Zeiten“, erwiderte er scharf, „da ist ein Akt der Menschenliebe wichtiger als Gerechtigkeit.“
Daniela schwieg einen Moment und blickte ihn dabei an. „Ich bin Ihnen zu Dank verpflichtet“, sagte sie. „Und deshalb möchte ich Ihnen helfen.“
„Mir helfen?“ fragte er sarkastisch.
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