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Gaelen Foley - Amantea - 03

Gaelen Foley - Amantea - 03

Titel: Gaelen Foley - Amantea - 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Lady mit der Maske
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Lachen zu vernehmen, und die Kaf- feehäuser und Tavernen barsten vor Leben. Ehrfürchtig be- grüßte man den Kronprinzen. Pflichtbewusst nickte er zu beiden Seiten, während er auf seinem Schimmel zum Palast ritt.
    Er klopfte dem Pferd auf den warmen, feuchten Nacken und musste sogleich husten, weil sich dadurch eine Staub- wölke erhob.
    Staub bedeckte alles, denn seit vier Monaten herrschte Dürre. Selbst die robusten Ringelblumen, die in Kästen an den eleganten Stadthäusern angebracht waren, sahen ver- welkt aus. Die Springbrunnen, die es auf jedem Platz gab, waren abgedreht worden, um das kostbare Wasser zu sparen. Es wird noch schlimmer werden, ehe sich die Lage verbes- sert, dachte Rafael grimmig. Nun war es Anfang Juli, und bald schon würde der Schirokko von der Sahara kommen und die Situation noch verschärfen. Während dieser zwei oder drei Wochen im Jahr, in denen der Sturm wütete, brach auf der Insel gewöhnlich ein fürchterliches Chaos aus.
    Als er um eine Ecke ritt, sah Rafael einen Moment eine reich geschmückte Kupferkuppel, die sich über die Dächer der Stadt erhob. Sie gehörte zu seinem Lustschlösschen, das er jedoch im Augenblick nicht aufsuchen konnte. Schließlich wurde er schon lange im Palazzo Reale erwartet.
    Er führte den Schimmel über den breiten Hauptplatz der

Stadt. Hier standen der Dom und der königliche Palast ei- nander gegenüber, und dazwischen befand sich der berühmte Bronzebrunnen, der den früheren Fiore-Königen gewidmet war.
    Rafael schwang sich aus dem Sattel und wurde sogleich von der Wache durch das Tor geführt. Rasch warf er einen Blick auf seine Taschenuhr und eilte dann die breite Treppe hinauf.
    In der imposanten Eingangshalle wurde er von Falconi, dem alten Palastdiener, begrüßt. Rafael klopfte dem gebrech- lich wirkenden Mann auf den Rücken, so dass dieser beinahe nach vorn fiel.
    „Wo ist mein Vater, Falconi?“
    „Im Beratungszimmer, Königliche Hoheit. Ich befürchte, dass die Versammlung bald aufgelöst wird.“
    „Die Versammlung?“ rief Rafael aus. „Niemand hat mir davon erzählt.“
    „Viel Glück, Königliche Hoheit.“
    Der Kronprinz winkte ihm zu und eilte durch die Marmor- halle zum Beratungszimmer. Sein Herz pochte heftig. Zum Teufel, war es schon wieder passiert! Vor der geschlossenen Tür hielt er einen Moment inne, um sich innerlich zu wapp- nen. Dann riss er die Tür auf und trat selbstbewusst ein, als wäre nichts geschehen.
    „Meine Herren“, begrüßte er die Männer. „Mein Gott, ein volles Kabinett! Befinden wir uns im Krieg?“ fragte er und schloss die Tür.
    „Königliche Hoheit“, murmelten die Kabinettsmitglieder steif.
    „Vater.“
    König Lazar, der am Kopfende des langen Tisches saß und in einem Dokument las, sah seinen Sohn über die Augen- gläser, die auf seiner Nase saßen, finster an.
    Er war ein großer, eindrucksvoller Mann mit einem mar- kanten Kinn und scharf geschnittenen Gesichtszügen. Sein mit Grau durchsetztes Haar war kurz gehalten, und seine Haut wirkte vom Wetter gegerbt. Die dunklen Augen blickten Rafael mit charakteristischer Eindringlichkeit an.
    Der Prinz fragte sich, wie schlimm sein Vergehen diesmal beurteilt werden würde.
    Von Kindheit an hatte er die Miene seines Vaters genau studiert. Seine Welt hatte sich stets darum gedreht, den un- möglichen Erwartungen des bedeutenden Mannes zu entspre-

chen. Schließlich sah er jedoch ein, dass er sie niemals ganz erfüllen würde.
    „Wir fühlen uns geehrt, dass du uns doch noch aufsuchst, Rafael“, bemerkte Lazar und betrachtete wieder das Papier in seiner Hand. „Nein, wir befinden uns nicht im Krieg. Tut mir Leid, wenn ich dir diese Unterhaltung nicht bieten kann.“
    „Umso besser“, erwiderte Rafael und ließ sich gelassen auf einem Stuhl am Ende des Tisches nieder. „Ich bin ein Liebhaber, kein Kämpfer.“
    Der rotgesichtige Admiral der Marine räusperte sich und schien ein Lachen zu unterdrücken. Er war vermutlich der einzige Mann im Raum, der Rafael verstand oder zumindest durch sein Benehmen nicht verärgert war.
    Dasselbe konnte man nicht von den beiden Männern sagen, die auf der anderen Seite saßen – Bischof Justinian Vasari und Premierminister Arturo di Sansevero.
    Sie schienen das genaue Gegenteil voneinander zu sein. Der Bischof war ein wuchtiger Mann, untersetzt wie eine Bull- dogge, und trug eine Brokatrobe. Er bellte, biss aber nicht. Sein Gesicht war rund und pausbackig, und er hatte weiße Haarsträhnen, die

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