Gaelen Foley - Amantea - 03
gewöhnliches Bauernmädchen binden zu wollen?“ wütete Chloe. Ihre eis- blauen Augen funkelten zornig. Sie ging so aufgebracht im Salon auf und ab, dass ihr der Rock um die Beine wirbelte. „Glaubst du wirklich, dass sie dich befriedigen kann? Ich kann dir mit Gewissheit sagen, dass dein Interesse an ihr schon bald nachlassen wird. Sie ist wie alle anderen. Sie wird dich zu Tode langweilen, und du wirst zu mir zurückgekrochen kommen. Aber wenn du das tust, schlage ich dir die Tür vor der Nase zu. Glaubst du, ich brauche dich? Ich kann jeden Mann haben!“ Rafael seufzte.
„Jeden!“ schrie sie und trat empört auf ihn zu. „Nick, Orlando, sogar den König, wenn ich ihn will!“
„Zum Teufel, zeig etwas Anstand“, tadelte der Prinz sie, den ihre Drohungen kalt ließen.
Chloe lachte bitter. „Macht dir das Angst, Rafael? Hast du Angst, dass ich mich im Bett deines Vaters mehr vergnügen könnte? Er ist schließlich noch so kraftvoll wie ein Hengst. Der König ist ein echter Mann – nicht wie du.“
„Und in dreißig Jahren Ehe hat er noch niemals meine Mutter betrogen. So hübsch du auch sein magst, Chloe – ich glaube kaum, dass er deinetwegen untreu werden würde.“
Sie stieß einen verächtlichen Laut aus. „Du Weichling! Ich sollte ihn verführen, nur um dich zu ärgern. Die Königin ist alt und völlig reizlos.“
Nun begann sie also auch noch, seine Mutter zu beleidigen. Rafael versuchte, sich zu beherrschen. „Wie schade, dass du so von ihr denkst. Mutter mag dich“, erwiderte er.
Chloe brachte diese Äußerung nur einen kurzen Moment aus der Fassung. „Ich weiß, dass deine Mutter mich hasst. Sie hasst jede Frau, die versucht, in deine Nähe zu kommen.“
Rafael zuckte die Schultern. „Sie ist nur eine gute Men- schenkennerin.“
„Und du hängst noch immer an ihrem Schürzenzipfel. Viel- leicht sollte ich stattdessen Orlando nehmen. Was meinst du dazu?“ fragte sie hochmütig.
„Vergnüg dich von mir aus mit dem Gärtner, wenn das dei- ner Eitelkeit gut tut. Mir ist es völlig gleichgültig. Schließlich warst du alles andere als keusch, als ich dich traf.“
„Grobian!“ zischte Chloe. Rafael war überrascht, dass sie ihm nicht von ihrer Affäre erzählte.
Er wusste, dass sie bereits seit einiger Zeit ein Verhältnis mit seinem alten Jugendfreund hatte. Doch es hatte ihn wenig gekümmert. Er hätte blind sein müssen, um es nicht zu be- merken. Bei fast jedem gesellschaftlichen Anlass konnte man die beiden zusammenstehen sehen. Sie machten sich über die Leute lustig und waren kaum zu trennen. Das schöne Paar schien sich zugetan zu sein, aber Rafael war sich stets sicher gewesen, dass mehr dahinter steckte.
„Dein Vetter ist sehr anziehend“, fuhr Chloe fort. „Und ich habe gehört, dass er weiß, wie man eine Frau zufrieden stellt.“
„Du kannst jeden ins Bett nehmen, den du willst, solange du nur einsiehst, dass du in meinem nicht mehr willkommen bist“, erwiderte Rafael ungeduldig.
Chloe zuckte zusammen und blickte ihn voller Hass an.
„Du wirst dich bei ihr rasch langweilen“, prophezeite sie voller Bitterkeit. Dann drehte sie sich um und ging zu dem gestreiften Sofa, auf das sie sich setzte. Sie verschränkte die Arme, so dass ihre üppigen Brüste besonders gut zur Geltung kamen, und zog einen Schmollmund.
Rafael stand am Fenster und rieb sich die Schläfen. Ihr Gekeife hatte bei ihm Kopfschmerzen ausgelöst. Vielleicht war es auch die Bösartigkeit, die sie dabei gezeigt hatte, die ihn quälte.
Du wirst dich bei ihr rasch langweilen. Zum Teufel, sie mochte Recht haben. Er wusste es nicht. Vor einer halben Stunde, als Chloe ihn auf dem Gang angesprochen und mit ge- presster Stimme gebeten hatte, mit ihm reden zu dürfen, war er voller Entschlossenheit in den Salon getreten. Er wollte seine Affäre mit ihr beenden, ehe er Daniela heiratete. Doch dann hatte er noch einmal gesehen, warum und wie Chloe Sinclair es als Einzige geschafft hatte, ihn vier Monate lang an sie zu fesseln.
Sie wusste genau, was sie zu welchem Zeitpunkt sagen und tun musste, um ihn dazu zu bringen, genau das zu tun, was sie von ihm wollte. Auch wenn ihre Manipulationen oft durchsichtig waren, so waren doch die Ängste, die sie in ihm ansprach, echt. Sobald die Tür hinter ihnen geschlossen war, hatte Chloe nicht mehr von seinen Selbstzweifeln – sei- nen Schwachpunkten – abgelassen und hatte seine Wunden immer wieder aufs Neue aufgerissen.
Sie benutzt dich. Das ist
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