Gaelen Foley - Amantea - 03
Welt zu schockieren und Seine Majestät zu erzürnen?
Auch in der Nacht zuvor hatte er nur sein Spiel mit ihr getrieben – das verstand Daniela nun. Mein Gott, wie töricht war sie gewesen, ihm zu glauben! Beim Gedanken an die Frei- heiten, die sie ihm gestattet hatte, schauderte sie. Sie hatte ihm ganz und gar vertraut, und er hatte nur mit ihr gespielt. So, wie er in der Nacht des Festballs mit ihr gespielt hatte, als er seinen Freunden befohlen hatte, sie für seine lüsterne Unterhaltung zu ihm zu bringen.
Welch ein Heuchler war er doch! Er hatte sie dazu ge-
zwungen, ihm ihr Ehrenwort zu geben, während er ihr im Gefängnis seine wahren Beweggründe verschwiegen hatte.
Ich hasse ihn, dachte sie. Plötzlich fehlte ihr Mateo, ihr einziger wahrer Freund. Sie vermisste Großvater und wollte nur noch nach Hause.
„Zweifelsohne würde der König Rafaels Ehe mit Ihnen als den Tropfen betrachten, der das Fass zum Überlaufen bringt“, fuhr Orlando fort. „Der Thron wird an Leo überge- hen. Was aus Rafael wird, weiß ich nicht. Wichtiger jedoch ist die Frage, was aus Amantea wird.“
Daniela verschränkte die Arme und blickte auf die Stadt hinaus. Sie fühlte einen schrecklichen Schmerz. „Wenn Ra- fael ein solcher Schurke ist, dass er so etwas seinem Vater und mir antun kann, warum wollen Sie ihn dann überhaupt auf dem Thron sehen? Vielleicht verdient er ihn gar nicht.“
„Sein ganzes Leben war bisher darauf ausgerichtet, eines Tages König zu werden. Ihm fehlt nur die Reife, das ist alles. Und die wird hoffentlich im Lauf der Zeit kommen. Prinz Leo ist erst zehn Jahre alt. Ein Kind auf dem Thron untergräbt die Stabilität eines Landes.“
Sie schloss die Augen und versuchte, klar zu denken. „Ich weiß nicht, was ich tun soll. Ich kann ihn nicht einfach zu- rückweisen. Meine Freunde sind immer noch in Gewahrsam. Wenn ich mein Wort breche, wird Rafael zornig sein. Ich möchte keinen Schurken heiraten oder König Lazars Wut auf mich ziehen. Aber wenn ich Rafael nun zurückweise, könnte er die Brüder Gabbiano noch immer an den Galgen bringen. Selbst in Neapel wird man sie beobachten.“
„Das stimmt“, erwiderte Orlando und holte tief Atem. „Nachdem die Hochzeit bereits morgen stattfinden soll, ist es vielleicht zu spät, um einen Rückzieher zu machen. Unsere einzige Hoffnung ist nun eine Annullierung, wenn der König und die Königin nach Amantea zurückkehren.“
Unsicher sah Daniela ihn an.
„Wissen Sie, was nötig ist, um eine Annullierung zu erhalten?“ erkundigte er sich auffallend rücksichtsvoll.
Sie verneinte.
„Sie dürfen sich ihm nicht ... ihm nicht hingeben. Und wenn Sie guter Hoffnung wären ... Nichts ist schlimmer als ein uneheliches Kind königlichen Bluts“, sagte Orlando mit leiser Stimme.
„Ich verstehe.“ Daniela wandte sich ab. Das war zumin- dest eine gewisse Erleichterung. So verletzt sie sich auch füh-
len mochte – wenigstens musste sie sich keine Sorgen mehr machen, im Kindbett frühzeitig zu sterben.
Eine Weile schwiegen beide. Daniela warf einen Blick hin- ter sich in den Gang, um zu sehen, ob Rafael von seinem Treffen mit Chloe Sinclair zurückgekehrt war. Es wäre nicht gut, wenn er sie mit Orlando entdeckte, da er sonst Verdacht schöpfen könnte.
„Ich muss gestehen, dass ich nicht wusste, was ich von ei- ner Straßenräuberin zu erwarten hatte“, bemerkte der Flo- rentiner. Als sie zu Orlando hinsah, blickte er sie aufmerksam an. „Vielleicht hätten Sie dem Gesetz nach an den Galgen gehört“, meinte er und strich ihr mit der Fingerspitze über die Wange. „Aber Sie sind wahrhaftig eine Entdeckung.“
Errötend wandte Daniela sich ab. Seine Liebkosung ver- wirrte sie.
„Geben Sie ihn auf, wenn es an der Zeit ist. Ich werde mich darum kümmern, Sie vor dem Zorn des Königs zu be- wahren. Ihre Bereitwilligkeit, nichts von Rafael zu verlan- gen, wird mir helfen, mit Seiner Majestät um Ihre Freiheit zu feilschen. Ich werde mich darum bemühen, dass man Sie nicht für Ihre Verbrechen vor Gericht stellt. Wenn Sie zu diesem Zeitpunkt noch unberührt sein sollten“, fuhr er fort und lächelte sie rätselhaft an, „könnten wir beide vielleicht zu einem Arrangement kommen.“
„Seien Sie nicht ungehörig“, erwiderte Daniela entsetzt. „Wenn Rafael und ich heiraten, werden auch Sie mein Verwandter sein.“
Orlando warf ihr einen düsteren Blick zu, schloss die Schatulle und ging davon.
„Wie kommst du nur auf die Idee, dich an ein
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