Gaelen Foley - Knight 04
Hemd sah, zuckte sie zusammen. „Vielleicht sollten Sie besser einen Arzt holen.“
„Darum kümmere ich mich schon selbst“, murmelte er mit dem Zigarillo zwischen den Zähnen und zog seine Jacke
aus. Dann deutete er mit einer Kopfbewegung auf den Ka- min. „Über dem Feuer hängt heißes Wasser. Gieß es in die Waschschüssel auf der Kommode da drüben — wenn ich dir eine so niedrige Arbeit überhaupt zumuten kann.“
„Ich denke, einmal kann ich eine Ausnahme machen“, er- widerte sie zuckersüß und verfluchte innerlich seine Arro- ganz. Dennoch war sie froh über alles, was ihn vom Thema ablenkte, und sie übernahm die Arbeit mit einer Bereitwil- ligkeit, die ihre pingelige Gouvernante Miss Hood entsetzt hätte. Als Jacinda die leere Waschschüssel holte, warf sie ei- nen kurzen Blick auf den Canaletto. Das Gemälde wirkte hier völlig fehl am Platz, aber es war in der Tat ein exquisi- tes Kunstwerk. Als sie sich wieder umdrehte, zog Blade sich gerade sein Leinenhemd über den Kopf.
Fast hätte Jacinda die Schüssel fallen lassen. Das Licht des Feuers fiel auf seinen breiten, muskulösen und herrlich männlichen Brustkorb und betonte die breiten Schultern und den Waschbrettbauch. Ein Gürtel mit Dolchen und Waffen aller Art ließ ihn zusammen mit dem Blut wie einen wilden, ungezähmten Krieger aussehen, dessen barbarische Schönheit ihr den Atem nahm. Achtlos ließ er sein Hemd zu Boden fallen, wischte sich das Gesicht mit einem blauen Halstuch ab, das er lose umgeschlungen hatte, und trat an eine alte Eichentruhe, die am Fuß seines Bettes stand.
Er öffnete die Lederriemen, wandte sich um, und Jacinda staunte die heidnischen Tätowierungen an, die seinen Rü- cken und die starken Arme zierten.
„Kannst du überhaupt Französisch?“ fragte er, ohne sie anzuschauen.
Jacinda riss sich zusammen. „N...natürlich“, stammelte sie schließlich und betrachtete seinen faszinierenden Kör- per. Der Großteil ihrer Erziehung war auf Französisch er- folgt, aber alles, woran sie sich im Moment erinnern konn- te, war, dass es die Sprache der amour, der Liebe war.
Eine Reihe von Zeichnungen in bunten Farben, teils hu- moristisch, teils fantasievoll, zierte die seidenweiche Glätte seiner bronzefarbenen Haut. Bewundernd wanderte ihr Blick über seinen Körper, der gezeichnet war wie der eines Kriegers. Oh, wie wunderbar barbarisch er aussieht, dachte sie wie hypnotisiert. Auf dem rechten Oberarm erkannte sie eine Pistole, die mit einem Schwert gekreuzt war, um den
linken kringelte sich ein Feuer speiender Drache. Auf der rechten Schulter hatte er die englische Flagge, während sich auf seiner rechten Hüfte eine hübsche Meerjungfrau anmu- tig auf einem Felsen räkelte. Doch das größte Bild ging über den ganzen Rücken und zeigte einen gewaltigen Phönix, der sich mit ausgebreiteten Schwingen aus der Asche erhob.
Der Drachen bewegte sich, als Blade jetzt eine hölzerne Verbandskiste aus der Truhe holte. Erst als er sich aufrich- tete, fiel Jacinda ihre Aufgabe wieder ein. Mit roten Wangen beeilte sie sich, das Wasser in die Schüssel zu füllen, wäh- rend sein piratenhaftes Lachen ihr zeigte, dass sie sich ver- raten hatte.
„Na, Süße, möchtest du meinen Drachen streicheln?“
„Sie sind unverschämt“, stieß sie hervor, während er wie ein großes, starkes Raubtier an ihr vorüberstrich.
Leise lachend stellte er die Kiste auf den Tisch. „Du bist diejenige, die mich mit den Augen verschlungen hat.“
„Das habe ich nicht.“ Jacinda blickte ihn nicht an, nahm sich ein Handtuch, um sich nicht die Hand zu verbrennen, und griff nach dem Kessel, während sie sich sehr genau be- wusst war, dass er hinter sie trat. Fest packte sie zu.
„Lügnerin“, klang es leise an ihrem Ohr.
Mit klopfendem Herzen hob sie den Kessel vom Feuer, und der heiße Dampf schlug sich in winzigen Tröpfchen auf ih- ren Wangen und dem Hals nieder wie der heiße Atem eines Liebhabers auf ihrer Haut. Blade stand jetzt dicht hinter ihr, und seine überwältigende Ausstrahlung und die Hitze ließen ihr leicht schwindelig werden. „Das macht nichts. Du kannst mich ruhig angucken. Ich habe dich auch angese- hen.“ Er griff an ihr vorbei nach dem Kessel, und ihr Herz klopfte stürmisch, als ihre Hände sich kurz berührten.
„Bleiben Sie mir vom Leib!“ verlangte sie und ärgerte sich, dass ihre Stimme so atemlos klang. „Ich meine ... ich würde es begrüßen, wenn Sie sich etwas förmlicher beneh- men
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